Wedel. Ingo Freyer hat beim SC Rist Basketball gelernt. Nun trainiert er Bundesligist Gießen 46ers, mit dem er einen Test in Wedel mit 112:53 gewinnt

Basketball-Coach Ingo Freyer wurde in Wolfsburg geboren, kam aber bereits im Alter von drei Monaten nach Wedel. Wie wohl die Karriere ohne seinen späteren Club SC Rist verlaufen wäre? „Die wäre gar nicht verlaufen. Vermutlich hätte ich dann nie mit Basketball angefangen“, sagt der heute 48 Jahre
alte Headcoach des Erstligisten Gießen 46ers. Die haben ihren Test beim Wedeler Zweitligisten (Pro B) souverän mit 112:53 (54:29) gewonnen.

In seiner Jugend spielte Freyer Fußball beim Wedeler TSV und war zudem als Leichtathlet der LG Wedel-Pinneberg – auch unter Rolf Danneberg, Goldmedaillengewinner im Diskuswurf bei Olympia 1984 – aktiv. Als es dann für den Wedeler aber auf das Johann-Rist-Gymnasium kam der orange-braune Lederball ins Spiel.

Die Schul-AG lenkt Freyer in Richtung Basketball

„Es gab die Basketball-AG. Einige Sportlehrer zählten auch zu den Gründungsmitgliedern des SC Rist Wedel. Die Kooperation zwischen Schule und Sport war sehr intensiv. Irgendwann kam der Zeitpunkt, da musste ich mich entscheiden, welchen Sport ich machen will, weil es sonst doch zu viel geworden wäre. Viele meiner Freunde haben Basketball gespielt. Also habe ich mich dafür entschieden“, erzählte er.

Und das war jetzt nicht unbedingt die falsche Entscheidung wie der spätere Lebenslauf zeigt; 1988 gewann der Shooting Guard mit der B-Jugend des SC Rist die Deutsche Meisterschaft. Freyer war zudem Junioren-Nationalspieler. 1991 folgte der Wechsel zu Alba Berlin. Dort stand er vier Jahre unter Vertrag. Weitere Stationen waren beispielsweise Brandt Hagen, Caserta (Italien), Ulm oder der Mitteldeutsche BC. 39-mal kam Freyer für die deutsche Herren-Nationalmannschaft zum Einsatz.

Ab 2004 schlug er dann den Weg abseits des Spielfelds ein und sammelte die ersten drei Jahre seine ersten Trainer-Meriten beim ersten Herren-Team seines Heimatclubs in der Regionalliga ein. Über Phoenix Hagen (2007 bis 2016) ist er nun in seiner dritten Spielzeit für die Hessen aus Gießen unterwegs. Aber Wedel ist nach wie vor ein beliebtes Reiseziel. „Meine Eltern wohnen hier. Etwa drei Wochen im Jahr bin ich schon noch in Wedel. Und der SC Rist ist eben auch eine große Familie. Mittlerweile spielen ja auch schon die Kinder meiner alten Trainer und Teamkollegen hier Basketball“, sagte Freyer, der dann auch regelmäßig am Steinberg vorbeischaut.

Beispielsweise treten Karlotta, Emma und Matilda, die Töchter seines Jugend-Trainers Christoph Schmalisch, im Wedeler Damen-Team an. Jener und sein Rist-Coach im Herren-Team, Frank Hoffmann, hätten ihn auf basketballerischer Ebene als Spieler und später auch in seiner Arbeit als Coach sehr geprägt.

Schon 2018 sind die Gießener zum Test in der Steinberghalle angetreten (Ergebnis: 99:81). „Es war im vergangenen Jahr schon gut hier, alles ist toll organisiert. Man hat eine gute Vorbereitungsmöglichkeit und trifft auch alte Freunde“, freute sich Freyer über seinen Heimatbesuch.

Auch nach Spielende strahlte der Gießen-Trainer, als er mit vielen ihm bekannten Gesichtern einen Plausch hielt. „Das macht hier beim SC Rist einfach Spaß, dieser familiäre Zusammenhalt“, lobte Freyer seinen Ex-Club. Dass sie über 100 Punkte erzielen würden, sei im Vorfeld nicht geplant gewesen, „aber wir wollten diesen Test eben komplett ernst nehmen“, sagte der Exil-Wedeler, der noch ein Sonderlob verteilte.

Erst am frühen Freitagmorgen war der letzte Rist-Neuzugang, der US-Amerikaner Jalen Ross, zum Team gestoßen. Den Vertrag von dessen Landsmann Casey Teson haben die Wedeler im Gegenzug aufgelöst. „Der Aufbauspieler war richtig gut und wird dem SC Rist definitiv weiterhelfen“, sagte Freyer über den flinken, 1,80 Meter großen Ross.

Wedels Trainer wünscht sich noch mehr Entschlossenheit

Wedel-Headcoach Benka Barloschky hatte für das zweite Duell gegen einen Bundesligisten – gegen Kooperationspartner Towers unterlag der SC Rist 53:94 – mehr Mut und Entschlossenheit von seinen Spielern eingefordert. „Teilweise hat das schon ganz gut geklappt, aber ein wenig mehr hätte ich mir doch noch gewünscht. Das Schlimmste, was passieren kann, ist doch lediglich, dass ein Basketball-Spiel verloren gehen kann“, sagte er. Gießen sei nun einmal „wahnsinnig athletisch“ und ist seiner Favoritenrollen komplett gerecht geworden.

Gleich zu Beginn der Partie schüchterte der Gast die Wedeler mit einer Ganzfeld-Pressverteidigung derart ein, dass der Gastgeber kaum zum Abschluss kam und sich viele Ballverluste leistete. Erst im Laufe der Partie konnten sich die Wedeler aus der Umklammerung etwas lösen, kamen gegen das erhebliche Leistungsgefälle aber nie wirklich an.

„Ich bin trotzdem stolz auf die Jungs und zufrieden mit der Vorbereitung’“, sagte Barloschky, der diesmal auf Justus Hollatz, der nach Verletzung schon für die Towers gegen die Bakken Bears auflief und geschont wurde, sowie Alexander Angerer (Schulterprobleme), Osaro Jürgen Rich (Handgelenksverletzung) und Emil Marshall (Thrombose) verzichten musste.

Die neue Pro B-Saison beginnt am 22. September mit einem Heimspiel gegen die Baskets Juniors. Neben Teson hat auch Aleksandar Postic die Wedeler verlassen. Er wechselt in die Regionalliga zum ETV.