Uetersen/Heist. Mit viel Hingabe ist der Wettkampf des RuF Uetersen direkt neben dem Flugplatz organisiert. Doch die erhofften Meldezahlen bleiben aus

Es ist ein Turnier, das es in dieser Form an keinem anderen Ort in Deutschland gibt. Ein Wettkampf, für den praktisch aus dem Nichts eine eigene Welt geschaffen werden muss. Und einer, der sich mit den Nebenwirkungen von abgehobener Technik arrangieren muss. Denn das Gelände für die Reiter liegt kaum hundert Meter entfernt vom Flugplatz Heist, wo alle paar Minuten Sportflugzeuge und Helikopter landen.

Rasmus Lüneburg (l.) aus Hetlingen und Jan Hermann Lienau aus Hsaelau nehmen Maß für den Turnierplatz.
Rasmus Lüneburg (l.) aus Hetlingen und Jan Hermann Lienau aus Hsaelau nehmen Maß für den Turnierplatz. © Melanie Mallon

Doch bevor Tier und Technik beim Sommerturnier des Reit- und Fahrvereins Uetersen aufeinander treffen, muss eine Menge Arbeit bewältigt werden. Denn zunächst stehen die Organisatoren auf einem brach liegenden Stück Grünfläche, etwa so groß wie neun Fußballfelder. „Hier ist nichts vorhanden, wir müssen kreativ werden“, sagt der Erste Vorsitzende des Reit- und Fahrverein Uetersen, Jan Hermann Lienau (48) aus Haselau.

Diese Kreativität erfordert einen durchstrukturierten Plan und die tatkräftige Hilfe der Vereinsmitglieder. „Für uns ist es immer ein Highlight und eine neue Herausforderung, diesen Platz herzurichten“, sagt der internationale Springreiter Rasmus Lüneburg aus Hetlingen. Er ist schon als Kind Mitglied des RuF Uetersen geworden und nun dessen Zweiter Vorsitzender. Der 37-Jährige breitet die Arme aus und beschreibt mit weiter Gestik, was nun wo hinkommt. „Hier muss alles abgesteckt werden, die Dressur- und Springreiter bekommen eigene Start- und Warming-up-Plätze“, sagt Lüneburg.

Platz ist zunächst das Einzige, was nicht fehlt; die Reiter können gerne hinter der Parkfläche eine entspannte XXL-Schrittrunde drehen. Zur Grundausstattung der fleißigen Helfer gehören Holzpfähle, blaues Seilband, zwei Vorschlaghammer, ein Frontlader und ein Metermaßband. „Dieses Mal stellen wir alles etwas leicht verändert hin“, sagt Lüneburg.

Zunächst muss das wadenhohe Gras gemäht werden. „Für dieses Turnier haben wir alles mieten müssen“, sagt Jan Hermann Lienau. Bedeutet: Ein ganzer Parcours mit Ersatzhindernissen und Stangen wird gemietet, ebenso wie die Blumendekoration und eine elektronische Anzeigetafel. 580 Meter Band werden für die Einzäunung benötigt, es braucht Laufburschen, Protokollführer, Parcourshelfer und Tafelführer. Auf dem Abreiteplatz liefern zusätzliche Stromgeneratoren die nötige Energie.

„Für drei Sporttage haben wir 60 fleißige Helfer, ansonsten ist das Programm mit 24 unterschiedlichen Prüfungen nicht zu schaffen“, sagt der Erste Vorsitzende Lienau. „Den Aufwand können wir nur alle zwei Jahre bewältigen.“

Das Ergebnis der Mühe kann sich sehen lassen, Stefan Parow zollt Respekt: „Es ist ein Turnier, das mit viel Herzblut und Engagement organisiert wird. Hier halten alle zusammen und ergänzen sich. Das ist nicht selbstverständlich“, sagt der Springreiter.

Parow bildet gemeinsam mit dem dreifachen Derbysieger und RuF-Uetersen-Mitglied Nisse Lüneburg (30) auf dem Moorhof in Wedel Pferde aus. Der 46-Jährige ist mit neun Pferden angereist und sattelt gerade seinen sechs Jahre alten Wallach Stefan Cascando für die nächste Prüfung.

Früh übt sich. Grundschüler Luis Richard Druve (8) versucht sich im Führzügelwettbewerb, geleitet von Springreiterin Nina Sellhorn. 
Früh übt sich. Grundschüler Luis Richard Druve (8) versucht sich im Führzügelwettbewerb, geleitet von Springreiterin Nina Sellhorn.  © Melanie Mallon

Der acht Jahre alte Grundschüler Luis Richard Druve aus Pinneberg hat unterdessen ein ganz anderes Thema im Kopf; mit seiner sechs Jahre alten Stute Genzhoehes Coco Chanel will er vorne mitreiten und hat sich für den Führzügelwettbewerb Nina Sellhorn (28) aus Tangstedt ausgesucht. Eine gute Wahl: Er schafft es auf Platz drei.

Um das Turnier familiengerecht zu gestalten, gibt es auch ein Kostümspringen, kostenloses Ponyreiten sowie einen Spiel-Parcours, in dem die Kinder mit Steckenpferdchen über Mini-Hindernisse springen. Doch der große Ansturm auf den liebevoll gestalteten Wettbewerb bleibt aus; lediglich 434 Reiter treten an. Grund: Zeitgleich laufen in den Nachbarkreisen vier weitere Turniere, die mit hohen Geld- und Sachpreisen locken. Eine harte Konkurrenz.

„Der Termin ist nicht perfekt gewählt, wir hatten nur dieses Zeitfenster“, sagt Vereinschef Jan Hermann Lienau. „Viele Reiter haben sich gleich zwei Startplätze gesichert und entscheiden sich spontan, bei welchem Turnier sie dabei sind.“ Oder sie machen es wie Derbysieger Sören von Rönne aus Neuendeich. Der 55-Jährige startet sowohl in Uetersen als auch in Delingsdorf auf dem Sandparcours von Erdbeer-König Enno Glantz; belegt beim RuF-Turnier in der Klasse M Platz vier. Stefan Parow erreicht im L-Springen Platz zwei. Für den Mitarbeiter von Nisse Lüneburg ist klar: „Dieses charmante Familienturnier muss unterstützt werden. Ich bin das nächste Mal auf jeden Fall wieder dabei.“