Uetersen. Flugplatz in Heist ist ein ungewöhnlicher Schauplatz für das Uetersener Reitturnier. 1300 Nennungen und 750 Pferde bedeuten eine starke Resonanz.
Alle fünf Minuten startet oder landet hier ein Flieger, das macht den Turnierplatz einzigartig in ganz Deutschland. Je nach Windrichtung von Osten nach Westen oder umgekehrt führt die Flugroute über den Turnierplatz des Uetersener Flugplatzes in Heist. „Wir sind nicht am Hamburger Flughafen und hier landet zum Glück kein Airbus, es sind kleinere Propellermaschinen“, sagt der Turnier-Cheforganisator und passionierte Züchter Jens Hauschildt aus Seester. Hobbypiloten, Segelflieger, Helikopter und die Flugzeuge einer privaten Fluglinie teilen sich die Pisten.
Die Springpferde nehmen nur ein Geräusch und einen Schatten bei Sonne wahr, Dressurpferde sind in dieser Hinsicht etwas sensibler. „Wer ein nerviges Pferd hat, reist erst gar nicht an. Aber einige mutige Dressurreiter gehen hier auf Testreise“, sagt Jens Hauschildt. Der Schwerpunkt liegt mit 32 Prüfungen im Springsport.
„Eine künstliche Turnierwelt zu erschaffen, ist eine Mammutsaufgabe“, sagt Hauschildt. Am Flugplatz von Uetersen sind zehn Hektar brachliegendes Land vorhanden. Zwei Dressurplätze müssen angelegt werden, dazu ein Springplatz, drei Plätze für das Warming up und drei Parkplätze für Besucher, Spring- und Dressurreiter. Fürs erste musste das wadenhohe Gras auf den jeweiligen Flächen gemäht werden. Blumendekoration und ein ganzer Parcours mit Ersatzhindernissen und Stangen wurde vorab schon gemietet. Auf dem Abreiteplatz liefern zusätzliche Stromgeneratoren die nötige Energie. Das Team hat für den Aufbau nur einen Tag lang Zeit. Straffe Organisation ist für 1300 Nennungen mit mehr als 750 Pferden gefragt. Manch ein Pferdenarr hat sich für dieses Ereignis beurlauben lassen, damit alles bis ins Detail organisiert werden konnte.
Cateringzelte, Meldestelle, Videoturm, Anzeigentafel, Laufburschen, Parcourshelfer, Schriftführer, da hat jeder der 80 Ehrenamtlichen einiges zu tun. „Den Aufwand können wir am Ausnahmeort am Flugplatz von Uetersen nur alle zwei Jahre bewältigen“, sagt Organisator Hauschildt. „Wenn wir jedes Jahr diesen Einsatz von unseren Helfern einfordern sollten, würden uns alle weglaufen.“
Junge Reiter packen bei diesem Meeting mit an, was in vielen Vereinen nicht selbstverständlich ist. Der Vorstand des Reit- und Fahrvereins Uetersen besteht aus einem Achter-Team, dessen Mitglieder einander seit Ewigkeiten kennen. Aktuell hat der RFV Uetersen mehr als 270 Mitglieder, davon sind mehr als 100 aktiv im Sport unterwegs. „Der Verein wurde 1924 gegründet und zählt mit zu den ältesten in der Region“, sagt Mitorganisator Harri Gerbers, der in der Meldestelle alle Reiter mit seinem Team bedient.
Die Förderung der Jugend sei dem Vorstand wichtig, die jungen Reiter konnten sich in vielen Prüfungen einbringen. „Wir sind ein ländlicher Verein mit vielen guten internationalen Reitern, die seit der Jugend bei uns sind. So wie Sören von Rönne und Ehefrau, Annika von Holdt, Derbysieger Nisse Lüneburg mit den Geschwistern Jule und Rasmus, die deutsche Dressurmeisterin Sabine Voss und Sascha Schell“, so Hauschildt. Das Außergewöhnliche: Der Verein hat keine Reithalle und keinen festen Außenplatz.
Improvisieren bereitet dem RFV Uetersen keine Probleme
„Mit der Gründung lief zunächst alles beim Holsteiner Züchter Hans-Jürgen Kahlke in Neuendeich zusammen. Nach dessen Tod wurde alles verkauft, nun improvisieren wir, es fehlt ein Anlaufpunkt“, sagt Hauschildt. Bei Nachbar-Events, wie am Catharinenhof in Wedel, würden Veranstalter für ihre Turniere eingelagertes Equipment auf den Platz stellen, der Reit- und Fahrverein Uetersen muss sich Nischen schaffen. Internationale Reiter schätzen die guten Bodenverhältnisse, Organisation und professioneller Umgang.
Familie Hauschildt züchtet seit Generationen Pferde. Tochter Helen, 19, und Sohn Felix, 25, sind stark bei der Organisation des Turniers mitbeschäftigt. Sohn Fabian, 21, reitet nicht, bringt sich auf dem Hof aber bei täglicher Arbeit mit ein. „Unser Urgroßvater hat mit der damaligen Zucht der Holsteiner Arbeitspferde für die Bestellung der Felder den Grundstein für die Generationen der Zukunft gelegt“, sagt Helen Hauschildt.
Die Hauptprüfungen, zwei M**-Springen der Klasse M mit Stechen, gewannen in Heist in der ersten Abteilung Marie-Sophie Schneider (RV Friedrichskoog) auf Annahof’s Sunday, Dritter wurde Dirk-Heiner Strobel (RV Elmshorn) mit Clara. In der zweiten Abteilung siegte Alexander Liebe (FC Roland Wedel) mit Calucci vor Rasmus Lüneburg mit Sanna und Nisse Lüneburg (beide Hetlingen) mit Quintano. Die Dressurprüfung der Klasse M sicherte sich Anika von Holdt (RFV Uetersen) mit Winny, Dritte wurde Clubkameradin Vivien Iversen mit Casal.