Bönningstedt. Abwehrspieler trifft gleich zweimal beim 3:2-Heimerfolg des Oberligisten gegen den Bramfelder SV. Der SVR vergibt aber zwei Elfmeter
Halbhoch links – gehalten (32.). Flach rechts – abgewehrt (85). „Wie kann man bloß so schlecht Elfmeter schießen?“, fragte sich (nicht nur) „Sechser“ Kevin Beese, aber ohne verbitterten Unterton. Obwohl sie zweimal vom Kreidepunkt scheiterten, haben die Oberliga-Fußballer des SV Rugenbergen nämlich trotzdem ihre ersten Saisonpunkte davongetragen. Der spannende Kampf mit Aufsteiger Bramfelder SV endete 3:2 (1:1).
Die Glückwünsche nach dem Abpfiff galten fast alle nur einem Spieler, aber nicht, weil Sven Worthmann am Freitag seinen 26. Geburtstag gefeiert hatte. Vielmehr bereitete sich der SVR-Kapitän mit einer Topleistung selbst das schönste nachträgliche Geschenk. Wenn ein kleiner Schlenker in die englische Sprache erlaubt ist, dann hat Worthmann seinen Wert („worth“) für die Mannschaft mindestens in fünf Szenen unter Beweis gestellt. Die 33. Minute. Soeben ist Moussa Mane mit seinem Handelfmeter an Keeper Victor Medaieyese gescheitert. Beim anschließenden Eckball schraubt sich Worthmann am höchsten und köpft das 1:1.
Die 70. Minute. Ein schwacher Freistoß von Yannick Wilckens wird zur Einladung für einen brandgefährlichen Bramfelder Gegenangriff. Auf der linken Abwehrseite muss Milos Ljubisavljevic nur noch Worthmann umkurven, dann fällt das 3:1 der Gäste. Doch Worthmann kennt die Manöver seines Gegenspielers, Teamgefährte 2014/15 an der Ellerbeker Straße. Ljubisavljevic wird von ihm im Zweikampf „abgekocht“.
Die 73. Minute. Worthmann erobert im Mittelfeld den Ball, verliert ihn, erkämpft ihn sich zurück. Dann schlägt er eine butterweiche Zauberflanke mit links auf den hinteren Pfosten. Andrew Banoub schießt das 2:2.
Die 76. Minute. Jetzt ist Worthmann wieder selbst am Zug. Sein herzhafter Schuss aus der Drehung aus zehn Metern schlägt zum 3:2 ein.
Die 85. Minute. Worthmann gibt mal wieder den Ball nicht verloren, auch nicht im Bramfelder Strafraum. Christian Westpahl bringt ihn schließlich ungeschickt zu Fall. Dann ist es Felix Dieterich, der den Strafstoß nicht unterbringt. Im Nachsetzen löffelt Mane den Ball über den am Boden liegenden Keeper, aber auch über das Tor.
Die Zuschauer machen sich Sorgen um die Gesundheit von Andjelko Ivanko. Der SVR-Coach tobt und holt später zum Rundumschlag aus. „Wenn auf dem Rasen so viel Quatsch gemacht wird, dann muss ich wohl meinen Kurs ändern.“
Die Spannung hält bis zur letzten Sekunde an
Denn da gab es noch zwei Szenen mit Herzinfarkt-Gefahr. In der 88. Minute leistete sich Steven Tegeler einen Querschläger an der Mittellinie. Dann wird ein Bramfelder elfmeterverdächtig zu Fall gebracht. Der Schiedsrichter lässt Vorteil gelten. SVR-Schlussmann Patrick Hartmann reißt eine Hand hoch, als Bilali Paraiso frei vor ihm auftaucht.
Gefahr gebannt? Noch nicht ganz, das ist erst in der 92. Minute der Fall, als Hartmann eine „Bogenlampe“ von Robin Polzin mit letzter Kraft zu Seite lenken kann.
Dass Worthmann sich zum Schluss vorwiegend links offensiv statt links defensiv tummelte, heftete sich Ivanko nicht an Revers. „Das war die Idee von Co-Trainer Daniel Domingo, ihn aufrücken zu lassen.“
Am Ende der von vielen Fouls geprägten Partie war Raoul Bouveron einer der ersten, der Worthmann umarmte und zum Sieg gratulierte. Die Nummer 13 der Gäste hatte von 2016 bis zum Mai 2019 für den SVR gekickt. Seinen früheren Teamgefährten bereitete er Kummer, als er in der 13. Minute gegen Tegeler einen Strafstoß herausholte.
Im Gegensatz zum SVR, dem einige Asse fehlten, hatten die Bramfelder einen sicheren Elfmeterschützen – 0:1. Von da an wurde es eine Zitterpartie.