Pinneberg. Breitensportverein verliert Spitzenplatz als mitgliederstärkster Klub im Kreis. Zahlen spiegeln Wandel wider; Verein beschließt Satzungsänderung
Als der Kreissportverband Pinneberg in diesem Frühjahr wie gewohnt seine jährliche Auswertung der Vereins-Meldezahlen in der Verbands-Infozeitschrift „Kreissport“ veröffentlicht, da kann es jeder Interessierte schwarz auf weiß nachlesen: Es gibt einen neuen „Platzhirschen“ im Kreis.
Mit 5020 klassischen Mitgliedschaften (2018: 5125, 2017: 5196) hat der VfL Pinneberg seine über viele Jahre angestammte Rolle als die Nummer eins in der Region erstmalig an den Elmshorner MTV abgetreten; der EMTV hat 5124 Mitglieder gemeldet (2018: 5083, 2017: 5041). Die Lücke zu Rang drei klafft hingegen gewohnt weit: Blau-Weiß 96 Schenefeld verkündet 2766 Mitglieder (2018: 2863, 2017: 3029).
Was aber auf den ersten Blick aus Sicht der Pinneberger als bedenklicher Trend erscheinen mag, beunruhigt die Verantwortlichen im VfL nicht sonderlich. Vielmehr sei nach Ansicht des Vereinsvorstands diese Entwicklung ein Abbild der schon seit Jahren erkannten Entwicklung bei den flexiblen Teilnahmeformen im Sport. Und dieser trage man schon seit geraumer Zeit Rechnung.
Im März 2019 hatte Professor Dr. Jens Flatau (Christian-Albrecht-Uni Kiel) Ergebnisse seiner Untersuchung im Auftrag des Landessportverbands zu „alternativen Teilnahmeformen in den Sportvereinen Schleswig-Holsteins“ vorgestellt. Eine Erkenntnis: Landesweit können 300.000 Menschen als Nutzer von alternativen Teilnahmeformen von Sportangeboten beziffert werden.
„Ein Trend, den wir vor Jahren erkannt und deswegen auch unser Mitgliedschafts- und Beitragssystem neu strukturiert haben“, sagt VfL-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Uwe Hönke. „So erreichen wir zusätzlich 1000 weitere Menschen, die gezielt Angebote aus dem Fitness-, Gesundheits- oder Rehabereich wahrnehmen. Hier verzeichnen wir auch steigende Zahlen, denen stehen indes sinkende im klassischen Wettkampfsport gegenüber.“
Sensibilisiert für den Wandel im Sport sind Hönke und seine Co-Vorstandsmitglieder Carsten Lienau als Vereinsvorsitzender sowie die stellvertretenden Vorsitzenden Renate Sykosch, Anette Mertins-Rautenberg und Ulf Becker auch durch die Mitgliedschaft des VfL Pinneberg in der Holsteiner Runde. „Diese Arbeitsgemeinschaft der größeren Sportvereine im Land – zurzeit sind es 19 – hat als Ziel ,Hilfe zur Selbsthilfe‘; einen Erfahrungsaustausch, der beim Erkennen von Trends und Erarbeiten von Lösungswegen unterstützen soll“, sagt Hönke. „Die Holsteiner Runde bewährt sich seit 21 Jahren und ist an den bundesweiten Freiburger Kreis angelehnt.“
Auch Erfahrungen ihrer Forumsmitglieder aus Runde und Kreis haben die Pinneberger herangezogen, um den aktuellen Entwicklungsschritt zu einem modernen Verein in Form zu gießen. Auf der Delegiertenversammlung im Mai haben die Stimmberechtigten eine Satzungsänderung beschlossen, um nach Eintragung ins Vereinsregister auf einer anschließenden, außerordentlichen Delegiertenversammlung einen ehrenamtlichen Aufsichtsrat aus fünf Personen zu wählen. Dieser werde fortan den Vereinsvorstand bestellen, welcher dann die Vereinsgeschicke lenkt.
„Der Vorteil dieser Änderung liegt im schnellen Reagieren auf kurzfristige Änderungen“, sagt Hönke. „Während der Verein handlungsfähig bleibt, also Personalentscheidungen treffen kann, ohne vorher eine Versammlung einberufen zu müssen, bleiben die Kontrollgremien für die Transparenz ja erhalten.“