Wedel. Der Oberligist gewinnt Heimspiel gegen HEBC mit Ex-Trainer Jörn Großkopf 3:1 – kann dabei aber nur eine Halbzeit überzeugen

Enzo Simon feierte seinen Torerfolg in der 82. Minute in Mbappe-Pose: mit verschränkten Armen vor der Brust, wie der französische Weltklassespieler. Kehrt jetzt das Selbstbewusstsein zu den Oberliga-Fußballern des Wedeler TSV zurück? „Wenn wir an unsere Leistung vor der Pause anknüpfen, wird alles gut. Den zweiten Durchgang wollen wir schnell vergessen“, sagte Trainer Daniel Domingo nach dem Abpfiff des 3:1 (2:1) über den HEBC.

Zehn Partien war Wedel saisonübergreifend sieglos

Zehn Partien (saisonübergreifend) hatten die Wedeler seit dem 5:0 über Vorwärts/Wacker Billstedt am 28. April nicht mehr gewonnen. Nun trägt die Hoffnung, dass sie sich endlich stabilisieren, drei Namen. Zum einen ist Marcus Richter, der einen Monat wegen einer Kreuzbandzerrung pausiert hatte, immer noch ein Stürmer, der den Unterschied ausmachen kann.

Das zeigte der Rechtsaußen in der 31. Minute, als er nach messerscharfem Zuspiel von Daniel Diaz in die „Schnittstelle“ eiskalt das 2:1 erzielte. Dass er sich in der 56. Minute die Hände vors Gesicht hielt, dann vorsichtig sein rechtes Problemknie abtastete und kurze Zeit später ausgewechselt wurde, muss die Fans nicht ängstigen. „Ich war einfach nur erschöpft. Das Knie ist heil“, versicherte Richter.

Nachfolger Enzo Simon ist so ein junger Bursche, der mit seinem Vorwärtsdrang – wenn auch zu oft mit dem Kopf nach unten – alle anstecken kann. Richters Nachfolger auf dem Rasen hatte HEBC-Keeper Tino Nennhaus zunächst mit einem Flachschuss geprüft (77.). Dann ließ der Ex-Torjäger von Blau-Weiß 96 Nennhaus nach dem Querpass von Jaques Rodrigues de Oliveira keine Abwehrmöglichkeit mehr. Der Ball schlug in der linken Ecke ein – 3:1 (82.). Gleichzeitig ist damit der Name des dritten Hoffnungsträgers genannt. Rodrigues, der wegen Urlaubs drei Wochen fehlte, trat in mehreren Szenen den Beweis an, für die Rolle des zweiten Denkers und Lenkers neben Marlo Steinecke geschaffen zu sein.

Und dennoch: Es hätte auch schief gehen können. Dann nämlich, wenn Stanislaw Puschkaruk nach einer Stunde Spielzeit einen Foulelfmeter zum 2:2 verwandelt und nicht an den linken Außenpfosten geschossen hätte (60.). „Wenn der sitzt, dann wird es wahrscheinlich ein Unentschieden.“

Auf diese Formulierung einigten sich später Domingo und HEBC-Coach Jörn Großkopf, sein Vorgänger beim WTSV. Zum Tänzchen von Tim Vollmer im Spielerkreis wäre es dann auch nicht gekommen. Der erfahrene Innenverteidiger hatte Fabian Lemke zu Boden gerangelt und so unnötig den Strafstoß verschuldet. Es war in dieser Phase nicht die einzige Szene, in der die WTSV-Defensive wackelte.

Zuvor fiel Vollmer als Torschütze auf: Bei einem Eckball von Luis Diaz behauptete sich der Routinier energisch im Luftkampf und köpfte das 1:1 (21.). Richter hatte in der 26. und 33. Minute nach schwungvollen Angriffen weitere Torerfolge vor Augen. Daniel Domingo applaudierte an der Seitenlinie. „Den 0:1-Rückstand schon nach fünf Minuten so gut weggesteckt zu haben, das muss man der Mannschaft hoch anrechnen.“

Ob der erste Saisonsieg die negativen Gedanken wirklich verscheuchte, werden die nächsten Partien zeigen. Bei Thorsten Zessin musste was anderes raus. Der von einem Magen- und Darmvirus geplagte WTSV-Teammanager sagte das geplante Bier mit Jörn Großkopf ab und trat fluchtartig die Heimfahrt an. Nicht, ohne sich vorher beim Team bedankt zu haben. „Dieser Sieg war Balsam zumindest für mein Seelenheil.“

Tore: 0:1 Bundt (5.), 1:1 Vollmer (21.), 2:1 Richter (31.), 3:1 Simon (82.). Bes. Vork.: Puschkaruk (HEBC/ 60.) schießt FE an den Pfosten. Schiedsrichter: Bauer (Rahlstedt). Zuschauer: 110. Unterhaltungswert: mittel. Wedeler TSV: Alves Lopes – Wilckens, Walter, Vollmer, Eggers - Ellerbrock – Daniel Diaz (85. Duffke), Mahnke (75. Rodrigues), Steinecke, Luis Diaz – Richter (58. Simon).