Wedel/Bönningstedt. Wedeler Oberliga-Fußballer Gary Voorbraak hat sich einer Knie-OP unterzogen. Er verpasst das heutige Heimspiel gegen Ex-Club SVR

Für viele Fans ist es die schönste Fußball-Hymne aller Zeiten. „You’ll Never Walk Alone“ singen Gerry and the Pacemakers. Du gehst deinen Weg niemals allein. Gary Voorbraak (24) hat sich gefreut, dass ihn die früheren Teamgefährten vom SV Rugenbergen nicht allein ließen. Beste Genesungswünsche erreichten ihn auch aus Bönningstedt, bevor sich der Mittelfeldspieler des Wedeler TSV gestern um 11 Uhr der unumgänglichen Knieoperation im Universitätskrankenhaus Eppendorf unterzog.

Wenn sich sein aktuelles und sein Ex-Team heute im Kampf um Oberligapunkte im Elbestadion gegenüberstehen (18.45 Uhr), wird der Sohn einer deutschen Mutter und eines niederländischen Vaters allenfalls Zuschauer sein. Gehen ist aber so eine Sache. „Nicht einmal einkaufen kann ich. Oder einen Teller auf den Tisch stellen. Diese Hilflosigkeit raubt mir den Nerv“, schimpft Voorbraak. Beide Hände benötigt er nämlich, um sich auf zwei Krücken abzustützen. Das ist unabdingbar, nachdem der Chemie-Laborant im Training vor dem ersten Punktspiel einen verkehrten Schritt gemacht hatte.

„Kreuzbandriss, vorne links“, heißt es im Ärzte-Protokoll. Ob andere Bänder und der Meniskus in Mitleidenschaft gezogen sind, zeigte erst der chirurgische Eingriff. Freundin Lina und die Familie unterstützen ihn nach besten Kräften, auch seelisch. Denn da gibt es noch etwas, das den Luruper quält. Den punktlosen Wedelern hätte ein Voorbraak in Bestform gut zu Gesicht gestanden. An eine Rückkehr auf den Rasen ist aber frühestens in sechs bis acht Monaten zu denken. „Gary ist ein kluger Spieler, dem muss man nicht viel erklären. Taktisch hat er eine hervorragende Ausbildung genossen. Er fehlt uns“, lobt Trainer Daniel Domingo den Rekonvaleszenten.

„Ich bin ein bisschen sensibel“, räumt Voorbraak ein. Der Wedeler TSV wurde für ihn erst wieder zum Thema, als sich der Club im April von Trainer Jörn Großkopf trennte und Domingo wieder das Ruder übernahm. „Großkopf hatte mir zu verstehen gegeben, dass er nicht auf mich setzt. Bei Domingo fühlte ich mich viel wohler.“ Gleichzeitig hatten die Gespräche beim SV Rugenbergen gestockt. SVR-Manager Andreas Lätsch gibt die Antwort, warum. „Nichts gegen Gary. Aber Verhandlungen mit anderen Spielern hatten Vorrang. Als ich mich dann mit ihm treffen wollte, kam immer etwas dazwischen. Am Ende war es zu spät, ihn zu halten. Da hatte er bereits in Wedel zugesagt.“

Tatsächlich hatte sich der frühere Jugendspieler von Blau-Weiß 96 im Vergleich zur ersten SVR-Zeit (1. Januar 2013 bis 30.Juni 2015), einem kurzen Gastspiel beim SC Victoria und den ersten 17 Monaten beim WTSV (27. Januar 2016 bis 30.Juni 2017) in Bönningstedt so entwickelt, dass er entscheidende Akzente setzte (17/18). Sein Werdegang erinnerte stark an den von Kevin Beese (27), der beim SVR lange Zeit über die Rolle des Mitläufers nicht hinauskam, dann aber Präsenz zeigte, als er gebraucht wurde, und seitdem aus der ersten Elf nicht mehr wegzudenken ist.

Beese, Kevin Lohrke, Sebastian Munzel, Ex-Co-Trainer Knut Aßmann und alle anderen aus dem SVR-Lager, die sich nach seinem Befinden erkundigten, muss Voorbraak nun ent­täuschen. „Es ist doch klar, dass ich Wedel und meinem besten Freund Marlo Steinecke die Daumen drücke. Außerdem brauchen wir die Punkte ja wohl ein bisschen dringender als der SV Rugenbergen.“

Zu Daniel Domingos Leidwesen ist Voorbraak nicht die einzige lädierte Säule im Aufgebot. Wegen einer Knie-Verrenkung ist der Einsatz von Stürmer Marcus Richter fraglich, während Max Stolzenburg und Dominik Mahncke, die erkrankt waren, sich wieder dem Vollbesitz ihrer Kräfte nähern. Das und der gute Eindruck des WTSV vor der Pause gegen den TSV Sasel (1:2) stimmen SVR-Trainer Thomas Bohlen vorsichtig. „Wenn Wedel das Pressing 90 Minuten durchhält, können die sehr unangenehm sein. “ Vorgezogen wurde die Partie wegen des Radrennens „Cyclassics“ am Sonntag (Teilstrecke durch Wedel).