Wedel/Pinneberg. Der Oberliganeuling hofft, nach personellem Umbruch den Abstieg zu vermeiden. Der VfL Pinneberg rätselt über die eigene Stärke.

Trainer Daniel Domingo, neuer Bauherr, schildert sein Problem bildhaft. „Ein Haus wird ja auch von unten nach oben errichtet.“ Doch das Fundament bröckelt noch bei den Fußballern von Oberliga-Aufsteiger Wedeler TSV. Die Verpflichtung von Clifford Aniteye (Eintracht Norderstedt) scheiterte. Die Suche nach einem starken Innenverteidiger geht weiter. Manager Frank Ockens, Innenausstatter, krempelt nach der Rückkehr von Mallorca gleich wieder die Ärmel hoch.

Sichtbar wurden Probleme im ersten Stock schon beim 1:2 in Halstenbek (Oddset-Pokal). Nach dem Weggang der kopfballstarken Sebastian Krabbes (SV HR), Tim Jobmann (TuS Osdorf), Dominik Lange (SV Rugenbergen) und Abdullah Yilmaz (Altona 93) musste der als Sechser eingeplante Marlo Steinecke die Abwehr dirigieren. Beim Punktspielstart am Sonntag um 16 Uhr gegen Buchholz 08 kehren Niklas Sabbas (Eintracht Cuxhaven) und vielleicht auch Jorma Eggers (Nikola Tesla) auf den Kunstrasen an der Schulauerstraße zurück. Christian Najjar (SC Condor/A-Junioren) verrät Talent als Rechtsverteidiger.

Domingo und Ligaobmann Walter Zessin sind sich einig. „Das reicht nicht, uns den Tabellenkeller zu ersparen.“ Domingo (40), der bislang ausschließlich im Nachwuchsbereich (SC Concordia, HSV, FC St. Pauli) arbeitete, kreidete sich nach dem Pokal-Aus Fehler an. Zessin schätzt ihn inzwischen als „exzellenten Fachmann“. Niemand spricht mehr von Ex-Profi Jörn Großkopf, der wegen der Anfrage des SV Eichede verabredungsgemäß nach wenigen Tagen gehen durfte. Über Collins Abiola Folarin verlieren die Wedeler am liebsten kein Wort mehr. Der Stürmer fügte sich nicht so ein, wie von Zessin gewünscht. „Da haben wir uns lieber für Marcus Richter aus Cuxhaven entschieden. “

Im grün-weißen Flickenteppich ist Eric Agyemang die Goldkante. Auf dem bisherigen Torjäger des TuS Dassendorf ruhen die größten Hoffnungen, sich ein Abstiegsschicksal mit einem aus dem Boden gestampften Kader wie 2012 zu sparen. Der Mann hat seinen Preis, das merkte Thorben Reibe, Trainer des VfL Pinneberg, als er sich Anfang Juli mit dem früheren Drittliga-Profi in Verbindung setzte. „Unsere und seine Vorstellungen lagen weit auseinander. Es war ein kurzes Gespräch.“ Umso erfreuter ist der Itzehoer, der das abstiegsbedrohte Team nach der Trennung von Michael Fischer noch in sichere Gefilde führte, dass sich Kevin Koyro viel besser als gedacht entwickelte. Der bisherige Stürmer des TSV Uetersen hat in der Vorbereitung überzeugt und gute Chancen, im Heimspiel am Sonntag um 14 Uhr gegen Aufsteiger TuS Osdorf in der ersten Elf aufzutauchen.

Der Eindruck des Mannschaftsfotos trügt: In seiner Kaderliste weist der VfL Pinneberg 21 Feldspieler für die Oberligasaison 2016/2017 auf
Der Eindruck des Mannschaftsfotos trügt: In seiner Kaderliste weist der VfL Pinneberg 21 Feldspieler für die Oberligasaison 2016/2017 auf © Felix Hennig | Felix Hennig

„Normalerweise hätte ich uns einen Tick stärker als vergangene Serie eingeschätzt“, sagt Reibe. Das sieht er mittlerweile anders, nachdem Sascha Richert kurzfristig zur SV Halstenbek-Rellingen zurückkehrte. Dem Trainer schweben mehrere Lösungen vor: „Christian Dirksen kann alles spielen. Auch Luis Diaz, Christian Kulicke oder Koyro kommen als Ballverteiler infrage.“ Nicht zu vergessen Jan-Henrik Kaetow (SV Henstedt-Ulzburg), den Reibe aufgrund persönlicher Kontakte ebenso wie David Both (Henstedt-Ulzburg) und Lennart Dora (TuRa Meldorf) zu einem Vereinswechsel bewegen konnte.

Flemming Lüneburg musste beim Oberligisten VfL Pinneberg in der Saison 2015/2016 über weite Strecken verletzt aussetzen, ist nun aber auf dem Weg zurück ins Team
Flemming Lüneburg musste beim Oberligisten VfL Pinneberg in der Saison 2015/2016 über weite Strecken verletzt aussetzen, ist nun aber auf dem Weg zurück ins Team © KBS-picture | KBS-picture

Gut für den VfL: Offensivspieler Flemming Lüneburg, vergangene Serie ständig von Rückenproblemen geplagt, zeigt wieder seinen gefürchteten, dynamischen Antritt. Warum Tim Jeske in Pinneberg nicht zu der Form wie im Meisterjahr mit dem FC Elmshorn 2013 fand und sich wie Benjamin Brameier für die Halstenbeker entschied, erschließt sich Reibe nicht. „Vielleicht war er nach seinem Kreuzbandriss in Diensten des VfR Horst bei uns nicht frei im Kopf.“ Kevin Markitan bekam von der Kaltenkirchener TS keine Freigabe erteilt – Sperre bis zum 1. November.
Florian Holstein unterbricht seine Karriere nach drei Knieoperationen mit 29 und ließ sich von Ex-Vorstand Manfred Kirsch als Manager einarbeiten.

DIE KADER
Wedeler TSV, Tor: Lukas Albracht, Niklas Marten, Stefan Steen; Abwehr: Feriz Bajraktari, Davor Celic, Furkan Gökmen, Jorma Eggers, Sonay Hayran, Christian Najjar, Niklas Sabas; Mittelfeld: Jan Eggers, Christopher Eibl, Gerrit Gomoll, Othniel Kenou, Mahmud Shirdel, Marlo Steinecke, Gary Voorbraak, Timo Wieckhoff, Emre Yayla; Angriff: Eric Agyemang, Hendrik Ebbecke, Mark Hinze, Marcus Richter. Trainer: Daniel Domingo (erste Saison).
VfL Pinneberg, Tor: Norman Baese, Timo Herrmann, Max Karp, Felix Rakus; Abwehr: Alexander Borck, Daniel Diaz, Kjell Ellerbrock, Fabian Knottnerus, Steffen Maaß, Kevin Markitan, Tim Vollmer, Jan-Philipp Zimmermann; Mittelfeld: Luis Diaz, Christian Dirksen, Lennart Dora, Dario Ivanko, Jan-Henrik Kaetow, Christian Kulicke, Flemming Lüneburg, Vernice Matata, Philipp Werning; Angriff: Hendrik Boesten, David Both, Artur Frost, Kevin Koyro. Trainer: Thorben Reibe (zweite Saison).