barmstedt. Imani Saprautzki fing als Fünfjährige unter Leitung von Trainerin Elke Starr beim BMTV an. Nun ist sie zweifache deutsche Meisterin.

Imani Saprautzki ist im Februar zwölf Jahre alt geworden. Ihre Trampolin-Trainerin Elke Starr (63) kennt sie somit schon mehr als ihr halbes Leben lang. „Ich mag Elke, weil sie sehr nett ist und ich ihr vertrauen kann. Sie spricht mir Mut zu“, sagt die junge Sportlerin, lächelt und schaut verlegen zur Seite. Theoretisch könnte das Selbstbewusstsein bei der Ellerauerin, deren Vorname der ostafrikanischen Sprache Suaheli entstammt und frei übersetzt Glaube, Vertrauen, Hoffnung bedeutet, gar nicht größer sein.

Schließlich kehrte sie zuletzt von der deutschen Nachwuchsmeisterschaft in Nottuln (Nordrhein-Westfalen) als zweifache Gewinnerin auf dem Doppel-Mini-Trampolin zurück – bei ihrer Premiere. Im Doppel-Mini springen die Sportler auf eine Schrägung, zeigen vor der Landung auf dem Tuch eine Figur, um anschließend nach einem weiteren Kunststück in der Luft möglichst sauber auf dem Boden zu landen. „Bei Imani ist es eher so, dass sie ihr Können unterschätzt und eher tief stapelt. So schlecht ist das aber auch nicht. Das wirkt dann nicht so überkandidelt“, sagt Starr.

Ehrgeizig und fleißig sei Saprautzki aber schon. Dreimal in der Woche trainiert sie in der Leistungsgruppe des Barmstedter MTV, zwei Einheiten hat sie beim Norderstedter SV. Mit ihren dortigen Kolleginnen – Saprautzki hat ein Zweitstartrecht – gewann sie bei der DM den Teamwettbewerb. Im Einzel setzte sich die Sechstklässlerin des Barmstedter Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Gymnasiums gegen vier Konkurrentinnen durch.

Trotz der Erfolge steht der Spaß im Vordergrund

„Ich turne Trampolin, weil es mir Spaß bringt“, sagt Saprautzki und zuckt mit den Schultern. So einfach ist das also. „Als Imani hier anfing, konnte man ihr
Talent sofort erkennen“, erzählt die ehemalige Sportlehrerin des Pinne­berger Johannes-Brahms-Gymnasiums Starr, die auf gut 30 Jahre Erfahrung im Trampolinsport zurückblicken kann. Damals brachte sie ihre Tochter zum Trampolinsport, bevorzugte den Platz neben dem Tuch und erwarb als Coach im Laufe der Jahre die B-Lizenz.

Sieben Jahre begleitet sie ihren Schützling nun. „Man kann schon sagen, dass Imani ein Teil meines Lebens ist. Man sieht sich eben schon viel und ich sprech dann auch mit den Eltern, wenn mir etwas auffällt. Vor kurzem wirkte sie zum Beispiel viel müder als sonst“, so Starr, die im Vorjahr in den Ruhestand ging und bereits seit zwei Dekaden die Trampolinsparte anführt.

Einst konnte für den Barmstedter MTV Bianca Lang bei deutschen Meisterschaften im Synchron-Team eine Goldmedaille als Trampolinturnerin gewinnen. Doch erst 2018 klappte es nun auch mit einem ersten Platz im Einzel.

Imani Saprautzki weiß eben, wie man sich durchsetzt. „Häufig war es so, dass sie ältere Konkurrentinnen hatte. Da musste sie sich durchbeißen. Denn je älter die Turnerinnen sind, desto eleganter sehen die Figuren aus. Imani hatte Jahre, in denen sie bei Wettkämpfen häufig anderen den Vortritt lassen musste“, sagt die Trainerin.

Im Vorjahr dann ging es steil nach oben. „2017 hat sie fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt“, lobt ihre Trainerin, die dreimal in der Woche in der Sporthalle steht. „Mein Lieblingssprung ist der Schraubensalto“, sagt Imani, die das zweitälteste Kind von insgesamt fünf Sprösslingen der Familie Saprautzki ist.

Große Angst bei den Sprüngen hat Imani, die auch noch Tennis spielt, nicht: „Das hatte ich am Anfang bei den Doppelsprüngen, aber mittlerweile nicht mehr. Man muss ja erst lernen, wie das alles geht.“ Und Imani Saprautzki hat sich auf dem Trampolin Stück für Stück weiterentwickelt.
2017 erfüllte sie aufgrund ihrer Leistungen auch schon die Norm für das
Internationale Deutsche Turnfest in Berlin, durfte aber wegen ihres Alters – offiziell – nicht daran teilnehmen.
Dennoch war sie vor Ort, auch weil das nächste Turnfest, Austragungsort ist dann Leipzig, erst wieder 2021 statt findet. Beim Aufwärmen stellte sie sich an und bekam – ohne Wertungsergebnis – immerhin auch eine Urkunde von den Kampfrichtern.

Diese und sogar noch zwei Goldmedaillen gab es nun bei den deutschen Meisterschaften. „Natürlich ist man da als Trainerin extrem stolz“, sagt Elke Starr, die beim größten Erfolg Imanis aus persönlichen Gründen verhindert war. Nicht nur als moralische Unterstützung reiste Kai Kleingünther mit. „Ich glaube, ich war aufgeregter als
Imani selbst. Sie wirkte recht cool“,
berichtet er. Letztlich war ihr Auftrittt dann gewohnt souverän.

Und eventuell ist es ein Schritt in Richtung neugewonnenes Vertrauen
in die eigene Stärke, wenn sie sagt: „Ich möchte gern mal bei Olympia auf dem Großgerät starten. Aber das wird ja schon noch dauern.“