Wedel. Kapazitätsgrenze der Steinberghalle ist überschritten. Siebtgrößter Basketball-Club Deutschlands sieht seine Zukunft gefährdet

Dem Zweitliga-Team des SC Rist ist in der Steinberghalle erst seit dem Sommer 2017 eine Besonderheit vorbehalten: Die gesamte Spielfläche kann für die Trainingseinheiten der Basketballer genutzt werden. Den 23 Jugendmannschaften des Vereins mit seinen circa 300 Kindern und Jugendlichen steht meist nur jeweils ein Drittel zur Verfügung. Teilweise musste wegen mangelnder Kapazitäten schon das Pensum von zwei Einheiten wöchentlich auf nur noch eine reduziert werden. Hallenzeiten hat der Club noch in der Halle an der Pinneberger Straße und in der Rudolf-Breitscheid-Sporthalle. Ein Zustand, der aus Sicht des SC Rist untragbar ist, dem Verein schadet und sich bereits seit Jahren angebahnt hat.

„Am Freitagnachmittag herrscht in der Steinberghalle bis 20 Uhr durchgehend Hochbetrieb“, sagt Jugendcoach Fabian Strauß, der ab Sommer diese Tätigkeit hauptberuflich in Wedel ausübt. Um 15 Uhr trainieren beispielsweise zwei W10- und das M12 II-Team, danach alle drei M14-Mannschaften. Jeweils sind es etwa 13 Spieler plus Trainer pro Drittel. „Wenn die Kinder noch klein sind, passt das noch. Aber mit dem steigenden Alter reicht der Platz einfach nicht mehr aus. Wir brauchen eine weitere Halle. Uns gehen viele talentierte Kids durch die Lappen, das muss einfach nicht sein“, sagt der Trainer. Es gibt schon jetzt Wartelisten für Kinder, der SC Rist könnte weitere Mannschaften eröffnen, kann es aufgrund der schwierigen Hallensituation aber nicht.

Schon seit einigen Jahren kämpfen die Wedeler deshalb – auch um kostensparend Synergie-Effekte zu nutzen – um einen Erweiterungsbau mit einer Dreifeld-Halle direkt an der Steinberghalle (Steinberg 8), wo derzeit auf städtischem Bauland auch eine Flüchtlingsunterkunft steht. Ein Bebauungsplan der Stadt Wedel sieht jedoch vor, dass auf diesem Areal Neubauten entstehen sollen. Ein konkretes Bauvorhaben steht aber noch aus.

Vor allem das Kommunikationsverhalten der Wedeler Politiker hat die Clubverantwortlichen irritiert. Bereits im September 2017 machte der Verein in einem offenen Brief auf die Hallenproblematik – auch vor dem Hintergrund, dass bei Verwirklichung der Pläne für Wedel Nord circa 2000 neue Bürger in die Stadt kommen– aufmerksam.

Doch mit Ausnahme der Stadtverwaltung – vertreten durch den Bürgermeister – und der FDP-Fraktion suchte aus dem Rathaus niemand den Dialog. Im Gegenteil: Auf einer Ratssitzung wurde der Beschluss gefasst, die potenzielle Erweiterungsfläche mit Wohnungen zu bebauen.

„Selbstverständlich erkennen auch wir die Notwendigkeit, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Aber in dieser Sache eine Problematik gegen die andere auszuspielen, sehen wir als schweres Foul an“, gab der Vorstand der Wedeler in einer Pressemitteilung Anfang dieses Jahres bekannt, um erneut auf das Problem hinzuweisen. Seitdem ist nicht viel passiert. „Wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen“, sagt der Rist-Vorsitzende Gernot Guzielski.

Der reine Basketball-Verein ist mit etwa 700 Mitgliedern immerhin der siebtgrößte dieser Sportart in Deutschland. Der SC Rist trage als „einer der wichtigsten Vereine der Stadt mit seinem sportlichen Erfolg, seiner über die Stadtgrenzen hinausreichenden Popularität und seiner herausragenden Jugendarbeit einen wichtigen Teil zur Attraktivität der Rolandstadt für sportbegeisterte Bürgerinnen und Bürger bei“, teilt Wedels Pressesprecher Sven Kamin auf Anfrage mit. „Darum bedauert es die Stadt Wedel besonders, bei der Verteilung der Hallennutzungszeiten an die Kapazitätsgrenze zu stoßen und Vereinen wie dem SC Rist derzeit keine zusätzlichen Hallenzeiten zur Verfügung stellen zu können. Die verfügbaren Hallen der Stadt sind momentan komplett durch Schulen und Vereine belegt.“

Stadtsprecher verweist auf Abwägung bei Flächennutzung

Diese Problematik wurde durch schulische Ganztagsbetreuungskonzepte weiter verschärft. Die Schaffung zusätzlicher Hallenkapazitäten sei immer auch „eine Frage des Platzes und der finanziellen Mittel“, gibt Kamin zu verstehen. „Bei der Verwendung der wenigen noch zur Verfügung stehenden Flächen im Stadtgebiet – wie zum Beispiel beim Projekt Wedel Nord, wo nach aktuellen Planungen kein Hallenneubau geplant ist – steht die Schaffung von Hallenkapazitäten immer auch im Wettstreit mit anderen Nutzungen wie der Schaffung von Wohnraum oder der Verbesserung der Kinderbetreuung durch, zum Beispiel, den Neubau einer Kindertagesstätte. Diese Abwägung, welche Nutzung schließlich zum Zuge kommt, nimmt letztlich die Politik mit ihren Beschlüssen vor“, erklärt Kamin. Die Hallenbelegungspläne werden von der Stadt Wedel im Dialog mit den Vereinen entwickelt, stets in dem Wissen, dass jedes Zugeständnis an den einen Verein die Hallenzeiten der anderen beschneide, so der Sprecher. Ein Umstand, den die Basketballer – auch in Hinblick auf die Kommunalwahlen am 6. Mai – nicht weiter klaglos hinnehmen wollen.

Dem Vernehmen nach sollen neben der Grünen-Fraktion auch die CDU für die Zukunft einen Entwicklungsplan für Wedeler Sportstätten einfordern. „Sport ist ein elementarer Bestandteil der Infrastruktur und ein wichtiges Thema in der Stadtentwicklung. Wir begrüßen daher das hohe Engagement der Vereine. Der SC Rist ist für uns Schwergewicht und Vorbild in der Sportlandschaft“, sagt Heidi Garling aus der CDU-Fraktion.