Bönningstedt. Yana Knapp und Marcel Schawo vom SV Rugenbergen sind amtierende Weltmeister im Rhönradturnen. 2018 tritt das Duo nicht mehr zur WM an
Sie sind in ihrer Parade-Disziplin im Einzel- und Mannschaftsturnen mehrfache und amtierende Weltmeister. Doch jetzt wollen Yana Knapp (26) und Marcel Schawo (24), die Top-Athleten vom SV Rugenbergen in Bönningstedt, international nicht mehr antreten und haben beide ihre Qualifikationswettbewerbe zur Weltmeisterschaft im Rhönradturnen im Mai in der Schweiz abgesagt, die jetzt im Februar begonnen hätten.
„Ich habe acht Jahre meines Lebens nur diesem Sport gewidmet“, begründet Yana Knapp diesen Schritt, die vor einem Jahr als Yana Looft ihren Trainer Simon Knapp geheiratet hat. „In dieser Zeit habe ich mehr erreicht, als ich mir erträumt habe. Da kann ich ruhigen Gewissens von der internationalen Bühne abtreten“, sagt Yana und erinnert an den Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg, der auch auf dem Höhepunkt seiner Karriere aufgehört habe.
Beide Ausnahme-Turner geben für diese Entscheidung berufliche Gründe an. So lässt sich Yana Knapp nach ihrem Medizinstudium seit gut einem Jahr im Regio-Klinikum Pinneberg zur Fachärztin für Anästhesie ausbilden. Da bleibe ihr bei den vielen Schichtdiensten kaum noch Zeit, richtig zu trainieren. Schon gar nicht fünfmal die Woche, die nötig wären, um auf Weltniveau zu bleiben, erklärt die junge Sportlerin. „Und wenn ich zur Weltmeisterschaft fahre, will ich auch gewinnen“, sagt sie über ihren sportlichen Ehrgeiz.
Bei Marcel Schawo ist es ähnlich. Er habe auch im Herbst sein Studium für Sportmanagement und Kommunikation abgeschlossen und arbeite jetzt in einer Agentur für Sportmarketing in Köln. „Da fehlt mir einfach die Zeit zu trainieren“, sagt der gebürtige Tornescher, der seit seinem Studium in der Domstadt am Rhein lebt.
Erschwerend hinzu kam bei ihm eine sehr schwere Verletzung. So ist Marcel Schawo im April vorigen Jahres beim World-Team-Cup in der Sprungdisziplin des Rhönradturnens nach einem Salto so unglücklich auf dem Boden aufgekommen, dass er sich sein Schien- und Wadenbein brach.
Schawo kann Training nach Verletzung nicht aufholen
Diese Verletzung habe ihn soweit zurückgeworfen, dass er diesen Rückstand bis zur WM nicht mehr aufholen könnte, weiß der erfolgreiche Rhönrad-Spezialist. „Das ist für mich der entscheidende Grund, weshalb ich international nicht mehr antreten möchte“, erklärt Marcel Schawo. „Ich hätte gerne noch weitergemacht.“
Auch Yana bedauert diesen Schlussstrich auf der internationalen Bühne. „Das macht mich irgendwie traurig. Aber ich kann und will diesen Druck einer Weltmeisterschaft nicht mehr spüren und will nur noch aus Spaß trainieren.“
Ehemann und Trainer Simon Knapp, der mit Yana in Hamburg lebt, kann die Entscheidung seiner besten Schützlinge gut nachvollziehen. „Beide lieben ihren Sport. Aber für sie ist es der richtige Zeitpunkt, international aufzuhören“, zeigt Knapp Verständnis. Zumal er als ehemaliger Weltmeister im Rhönradturnen, der er selbst mal war, genau weiß, wie schwer es ist, auf diesem Weltniveau zu bleiben. „Sie haben beide immer den Anspruch, zu gewinnen und nicht Vierte, Fünfte oder Sechste zu werden.“
Auf nationaler Ebene bleibt das Duo dem SVR erhalten
Doch ganz aufhören wollen Yana Knapp und Marcel Schawo noch nicht mit ihrem Sport. Beide trainieren weiter, so viel halt, wie es ihre Zeit neben dem Beruf erlaubt. Sie beim SV Rugenbergen, er bei Bayer Leverkusen. Und bei nationalen Wettkämpfen wollen sie weiterhin für den SV Rugenbergen auf und mit dem Rhönrad turnen.
„Da wollen wir im November 2018 den Deutschen Meistertitel im Mannschaftsturnen verteidigen, den wir im vorigen Jahr in Lüdenscheid nun schon zum dritten Mal in Folge gewonnen haben“, kündigt Marcel Schawo an, der in Leverkusen auch den dortigen Rhönrad-Nachwuchs trainiert.
Dieser kündigt sich auch beim SV Rugenbergen vielversprechend an, sagt Trainer Knapp. „Mit der erst 14 Jahre alten Hanna Plewa haben wir ein Supertalent im Verein, die jetzt in die Fußstapfen von Yana und Marcel treten kann“, ist Knapp überzeugt. „Das wollen wir weiter fördern.“