Bönningstedt. Bei der Weltmeisterschaft in Italien gewann Yana Looft vom SV Rugenbergen zwei Goldmedaillen – Teamkollege Marcel Schawo wurde im Einzel zweimal Zweiter.

Der italienische Badeort Lignano Sabbiadore ist gerade im Sommer ein beliebtes Urlaubsziel. Doch das deutsche Rhönrad-Nationalteam hatte für Sonne und Strand nur wenig übrig. Heiß ging es fast ausschließlich in der rund 40 Grad warmen Turnhalle bei der Weltmeisterschaft her. Insgesamt verbuchten die fünf deutschen Sportler fünf Gold-, vier Silber- und zwei Bronzemedaillen. Vor allem Yana Looft und Marcel Schawo vom SV Rugenbergen strahlten nach der WM mit der Sonne um die Wette.

„Ich habe als Letzte geturnt und mir nur die erste Turnerin angeschaut“, so Looft. Der Fokus lag komplett auf ihrer Spirale-Übung. Es sollte gleich bei ihrer ersten WM-Teilnahme – nachdem die Medizinstudentin zuvor dreimal in der Qualifikation gescheitert war – zum Titelgewinn reichen. „Die Anzeigetafel habe ich zunächst nicht beachtet. Aber schon vor der Siegerehrung wurde ich beglückwunscht“, so die 23 Jahre alte Turnerin.

Der Rest waren dann nach der offiziellen Verkündung Jubel und Tränen des Glücks. Mit 11,55 von maximal 12,4 möglichen Wertungspunkten ließ die Hamburgerin die Konkurrenz hinter sich. Zweite wurde Jasmin Schönbach (Taunusstein, 11,35). „2009 war ich noch als Zuschauerin dabei. Nun stand ich ganz oben auf dem Treppchen und durfte die Nationalhymne mitsingen“, so Looft. Zeit, diesen Moment genießen zu können, blieb ihr jedoch nicht.

Direkt im Anschluss ging es mit der Musik-Kür weiter. Dies ist eigentlich die Parade-Disziplin der Weltmeisterin. Drei Titel bei deutschen Meisterschaften stehen zu Buche. Sie habe jedoch schon in den vorangegangenen Runden gemerkt, dass eher die Einlagen mit flotterer Musik mehr Anklang bei den Wertungsrichtern fanden. „Ich hatte Klavier-Musik, habe den Auftritt sehr genossen und muss zugeben, dass ich schon etwas enttäuscht war. Aber im Endeffekt ist es auch egal“, so Looft über das Verpassen der Medaillenränge in der Kür. Im Teamwettbewerb war es schon zuvor für Deutschland die oberste Stufe auf dem Siegerpodest. Schawo trat dort im Sprung an, Looft kämpfte in der Musik-Kür in der Nationen-Wertung erfolgreich um Punkte. „Die Stimmung in unserer Mannschaft war sensationell.“ Man habe sich gegenseitig bestens unterstützt. Während der Tage sei ein „echter Team-Spirit“ entstanden.

Dies beflügelte wohl auch den Exil-Tornescher Marcel Schawo, der in Köln Sport studiert. Im Sprung landete er nach gestreckten Saltos und eineinhalb Schrauben auf Rang zwei. Im Mehrkampf, bei dem alle drei Disziplinen geturnt werden, sprang ebenfalls mit Silber ein Edelmetall heraus. „Ich bin sehr zufrieden. Es hätte auch zu Gold reichen können, aber ich bin einfach stolz. Vize-Weltmeister, das ist doch auch etwas“, so Schawo, den im Mehrkampf mit einer Wertung von 31,05 der kleinstmögliche Punktabstand von 0,05 vom Sieger Japaner Yasuhiko Takashi trennte.

In das Spirale-Finale war Schawo sogar als Wertungsbester gegangen. Dort stürzte er zweifach und wurde Sechster. Schawo konnte es verschmerzen. „Die anderen Turner haben mir eine gute Entwicklung bescheinigt. Auch die Trainer anderer Nationen. Obwohl Rhönrad-Turnen ein Einzelwettkampf ist, gab es kein echtes Konkurrenzdenken“, sagt er über die Wettkämpfe in Italien. Vor allem den Trainern der Nationalmannschaft, zu denen auch der bald wieder aktive Turner Simon Knapp (SV Rugenbergen) gehörte, machte der 21 Jahre alte Schawo, der bei der WM 2013 in Chicago bereits Bronze in der Spirale geholt hatte, ein großes Kompliment. „Sie haben uns super unterstützt, auch abseits des Sports.“

Die Wettkämpfe dauerten bisweilen bis 22 Uhr, sodass mittags Lunch-Pakete organisiert werden mussten und die Sportler nachts im Hotel noch eine Mahlzeit bekamen. Immerhin wurde am Ende sogar mal im Swimming-Pool geplanscht. Und zur finalen Siegesfeier gab es wohl auch einen Drink. Ein wenig Urlaubsgefühl war also doch vorhanden.