Bönningstedt. Yana Looft und Marcel Schawo zählen bundesweit zu den besten Rhönradturnern. Die Weltmeisterschaft in Italien steht im Juni an.

Alle guten Dinge sind vier. Einmal im Jugendbereich und zweimal bei den Erwachsenen scheiterte die Rhönradturnerin Yana Looft knapp an der Qualifikation zu einer Weltmeisterschaft. Diesmal sollte es dann im vierten Anlauf endlich klappen: Bei der WM-Qualifikation in Ahrweiler (Rheinland-Pfalz) landete dieSportlerin des SV Rugenbergen auf dem dritten Rang.

Sie darf – wie auch ihr Mitstreiter Marcel Schawo, der Erster wurde – bei den internationalen Titelkämpfen vom 8. bis zum 12. Juni im italienischen Lignano Sabbiadoro antreten. Die elfte Rhönrad-WM findet erstmalig im Rahmen der World Sport Games statt, zu denen bis zu 8000 Teilnehmer weltweis aus den unterschiedlichsten Sportarten erwartet werden. „Bisher hatte ich in der Qualifikation zu diesem internationalen Turnier auch viel Pech. Zuletzt war ich eigentlich gut genug. Das technische Komitee entschied sich in einem komplizierten Wertungsverfahren für die platzgleiche Konkurrentin“, so Looft, 23.

Marcel Schawo möchte bei einer Weltmeisterschafterneut auf dem Treppchen stehen

Seit gut 14 Jahren verbringt sie jede Menge Zeit in dem kreisrunden Sportgerät und kämpft in den drei Disziplinen Geradeturnen mit Musik – auch Musikkür genannt – Spiraleturnen sowie Sprung an. Nun soll bei der Weltmeisterschaft für Looft, die voraussichtlich bis 2016 noch an der Hamburger Universität Medizin studiert, möglichst ihre erste WM-Medaille herausspringen.

„Das ist mein Ziel, seitdem ich die ersten Erfolge verbuchen konnte“, sagt die dreifache deutsche Meisterin in der Musikkür. Ihre Stärken und damit die Hoffnung auf eine Platzierung unter den ersten Drei liegt in der Disziplin Spiraleturnen und im Gerade-Turnen. „Im Sprung bin ich nicht so gut“, gibt sie ehrlich zu. Fünfmal die Woche trainiert die Hamburgerin in Bönningstedt jeweils zwei bis drei Stunden im Rad. Viel Zeit für andere Hobbies bleibt neben dem zeit- und lernintensiven Studium nicht. Ihrem Freund Simon Knapp begegnet sie jedoch recht häufig. Der mehrfache Juniorenweltmeister und nationaler Titelträger trainiert sie und andere Rhönrad-Sportler des SVR. „Die nötige Kraft, um das Rhönrad in Schwung zu bringen, kommt von alleine. Vielmehr muss man bei dieser Sportart beweglich und vor allem ehrgeizig sein“, so Looft. Teilweise komme es „tausendfach“ vor, dass ein Element nicht klappt. „Aber dann funktioniert es auf einmal. Und das ist ein tolles Gefühl.“Erstmalig kam sie in einem Einkaufszentrum mit dem Rhönrad in Berührung. Der SV Eidelstedt bot eine Show-Einlage. „Kurz darauf bin ich dann in den Verein eingetreten.“

Später folgte der Wechsel zum SV Rugenbergen. Seit 2011 ist auch Marcel Schawo in der Rhönrad-Sparte des Clubs aktiv. Für ihn ist es bereits die dritte Teilnahme an der Weltmeisterschaft – zwei davon waren bei den Junioren. Vor zwei Jahren holte er in Chicago bei der WM in den USA die Bronze-Medaille in der Spiral-Disziplin und hat damit seiner Vereinskollegin etwas voraus. „Bei den Männern ist die Konkurrenz auch nicht so groß“, so Looft. Diese kleine Stichelei hat einen wahren Kern. Allgemein ist das Rhönradturnen eher eine Frauen-Domäne. „Die Japaner werden von Jahr zu Jahr besser. Ein Niederländer und ein Schweizer könnten ebenfalls vorne dabei sein“, so Marcel Schawo.

Der ehemalige Kunstturner wechselte vor sechs Jahren zum Rhönrad. „Für das Turnen bin ich ich mit der Zeit zu groß geworden. Die Arme wurden zu lang, die Hebelwirkung war nicht optimal“, sagt Schawo, der wie Yana Looft auch zunächst beim SV Eidelstedt mit dem Rhönrad-Sport begonnen hatte. In der Bönningstedter Trainingshalle ist er mittlerweile nur noch ein seltener Gast. 2013 nahm er er sein Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln auf. Der Tornerscher übt in der Rhönrad-Gruppe des Bayer Leverkusen, bleibt seinem Heimatverein aber treu. „Ich trage gern die Rugenbergener Vereinsfarben.“Seit zwei Jahren arbeitet er nun darauf hin, in Italien auf dem Treppchen zu stehen. Da das Rhönradturnen keine olympische Sportart ist, werden die Sportler nicht übermäßig finanziell gefördert. „Das ist eben unser Schicksal, dass wir nicht so wie viele andere Sportarten im Fokus stehen“, sagt Schawo, 21.

Rhönradturner aus Bönningstedt suchen noch großzügige Sponsoren für die Italien-Reise

Daher befinden sich die beiden WM-Fahrer des SV Rugenbergen auf Sponsorensuche, um die rund 2000 Euro teure Teilnahme möglichst kostendeckend zu verwirklichen. „In den nächsten Wochen versuchen wir, über eine Internet-Plattform Spendengelder zu erhalten. Es fehlt aber noch die endgültige Legitimation“, sagt der ehemalige Tornescher. Demnächst können sich private Spender auf Deutschlands größter Plattform dieser Art (www.fairplaid.org) an der Finanzierung für die beiden ambitionierten Rhönradturner beteiligen. Crowdfunding werden diese Spendenaufrufe genannt. Es wäre schade, wenn der WM-Auftritt wegen finanzieller Probleme in Gefahr geraten würde.Schließlich waren sowohl Looft als auch Schawo insbesondere 2014 sehr erfolgreich.

Schawo wurde deutscher Meister im Mehrkampf, im Sprung und in der Musikkür. Looft holte den Titel ebenfalls in der Musikkür und errang im Mannschaftswettbewerb und im Mehrkampf jeweils den zweiten Platz.