Hamburg. Am vorletzten Hauptrundenspieltag war es soweit. Der Barmstedter Maximilian Franzreb kam zu seinem Profi-Debüt als Torwart der Hamburg Freezers

So richtig Zeit, all das Erlebte persönlich einzuordnen und zu reflektieren, hat Maximilian Franzreb bisher noch nicht gefunden.

„Das werde ich sicher in den kommenden Wochen und Monaten machen. Ich habe auf jeden Fall einiges erlebt“, sagt das Torwarttalent der Hamburg Freezers. Die Enttäuschung, dass der Club aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) im Play-off-Viertelfinale gegen die Düsseldorfer EG ausgeschieden ist, nagt zwar immer noch an dem 18-Jährigen. Den positiven Gesamteindruck der Saison 2014/15 schmälert das aber nicht. Im Gegenteil: Hinter dem gebürtigen Bad Tölzer liegt die erfolgreichste Spielzeit seiner noch so jungen und frischen Karriere.

Und geht es nach Franzreb, der in Barmstedt wohnt, war das nur der Anfang. Es ist eine Mischung aus Ehrgeiz und Lockerheit, die den 1,84 Meter großen Torhüter auszeichnet. Freezers-Geschäftsführer Uwe Frommhold gerät geradezu ins Schwärmen, wenn er über die Nachwuchshoffnung spricht.

„Der Maxi ist ein cooler Typ, den so schnell nichts aus der Ruhe bringt“, sagt Frommhold. Franzreb nimmt dieses Lob mit einem schüchternen Lächeln zur Kenntnis, das so manches Mal im Interview mit dem Abendblatt aufblitzt. Auf dem Eis legt er diese Zurückhaltung jedoch ab. Mit überragenden Leistungen hatte der Youngster großen Anteil daran, dass die HSV Young Freezers den Klassenerhalt in der Deutschen Nachwuchs-Liga schaffen konnten. Diese Qualität ist auch den Verantwortlichen der Profimannschaft nicht verborgen geblieben.

Nach der schweren Adduktorenverletzung von Ex-Nationalkeeper Dimitrij Kotschnew schlug die Stunde des Nachwuchskeepers, der während der Saison regelmäßig mit den Freezers trainiert hatte. Am vorletzten Spieltag der Hauptrunde ging für Franzreb der große Traum in Erfüllung. Am 27. Februar feierte der Bayer beim 0:5 bei den Nürnberg Ice Tigers sein DEL-Debüt. Nach dem dritten Gegentor wurde er für Sébastien Caron eingewechselt. Zwei Tage später stand er sogar in der Startformation. Beim 0:9 beim ERC Ingolstadt war zwar nach dem fünften Gegentor Schluss für Franzreb, trotz der sieben Gegentoren in zwei Partien war es ein besonderes Wochenende für den Torwart. „Das war ein unbeschreibliches Gefühl, in der DEL zu spielen. Auch, wenn die Gegentorzahl natürlich nicht gerade prickelnd war“, scherzt Franzreb. Viel wichtiger als die nackten Zahlen: Er durfte DEL-Luft schnuppern und mit den „großen Jungs“ spielen. Die Unterschiede zum Jugendeishockey, so sagt er, seien gigantisch. Dass merke er schon im Training, wenn er mit Topstars wie Kevin Clark oder Morte Madsen auf dem Eis steht. „Wenn ein DEL-Spieler sich vor dem Tor breit macht, um dir die Sicht zu nehmen, ist es so, als würde ein Lastwagen vor dir parken. Außerdem ist alles viel schneller“, sagt Franzreb, der nach seinem Freezers-Debüt zahlreiche Glückwunschnachrichten auf seinem Handy hatte.

Abheben tut der sympathische Elmshorner deshalb aber noch lange nicht. Dass sich bei Franzreb plötzlich Leute gemeldet haben, von denen er ewig nichts gehört hat, weiß er genau einzuschätzen.

Angst vor falschen Freunden hat das Talent nicht. „Nein, warum auch? Ich kann das gut einschätzen, wer sich nur meldet, weil ich jetzt bei den Profi spielen durfte“, sagt Franzreb, der im kommenden Jahr an der Berufsschule Langelohe sein Abitur machen will.

Trotz der Profi-Karriere setzt Franzreb auf das Abitur

„Das ist mir wichtig. Meine Lieblingsfächer sind Sport und Mathe. Während dieser Saison war ich meistens dreimal pro Woche in der Schule. So habe ich Training und Schule unter einen Hut bekommen“, sagt Franzreb, dessen Vater Markus ebenfalls als Profi in der Zweiten Bundesliga als Torwart aktiv war. Den Sommer will Franzreb nutzen, um intensiv an seiner Athletik zu arbeiten. Geplant ist, dass er Einheiten mit Profi-Fitnesstrainerin Mintra Mattison absolviert. „Maxi gehört zu einer neuen Torhüter-Generation. Er ist groß, aber dennoch beweglich. Ich bin mir sicher, dass er das Zeug hat, DEL-Torhüter zu werden“, sagt Torwarttrainer und Jugendkoordinator Boris Rousson, einst selbst einer der Top-Keeper in der Belletage des Deutschen Eishockeys.

Daher planen die Hamburger bereits die Zukunft mit dem Nachwuchstalent aus den eigenen Reihen. In der kommenden Saison soll die Torwarthoffnung die Saisonvorbereitung mit den Freezers absolvieren. Während der Spielzeit soll er dann zusätzlich Spielpraxis in der Oberliga sammeln.

Details sollen in den kommenden Wochen ausgearbeitet werden. „Unser Ziel ist es, Maxi hier zu einem DEL-Torhüter auszubilden“, sagt Sportdirektor Stéphane Richer. Dann würde sich auch ein weiterer Traum von Franzreb erfüllen, Einmal in der O2 World vor 12.800 Fans zu spielen. An jenem Ort, wo 2005 seine Leidenschaft für die Freezers begonnen hatte. „Wieso nur einmal?“, scherzt er. „Ich will viele Spiele in dieser tollen Arena absolvieren. Dafür werde ich alles geben“