Kreis Pinneberg. Schüler müssen nicht mehr den vollen Preis von 49 Euro zahlen. Ab September schießt der Kreis einen festen Monatsbetrag zu.

Der Kreis Pinneberg beteiligt sich ab September mit monatlich 20 Euro an den Kosten für das Deutschland-Ticket, das normalerweise 49 Euro im Monat für den regionalen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) kostet. In Anspruch nehmen können dieses Angebot im Prinzip alle 38.000 Schülerinnen und Schüler, die im Kreis Pinneberg wohnen. Diesen Zuschuss hat der Kreistag am Mittwochabend ohne Aussprache einstimmig gefasst.

Die Kreisverwaltung rechnet aber nicht damit, dass wirklich alle Schülerinnen und Schüler diesen Zuschuss beantragen und in Anspruch nehmen werden. Schließlich müssten sich auch die Eltern mit jeweils 29 Euro im Monat daran beteiligen, erläutert Abteilungsleiter Oliver Carstens vom Fachdienst für Schule, Kultur und Sport in der Kreisverwaltung. Auch die Grundschüler dürften es eher nicht nutzen wollen, glaubt er.

Deutschlandticket: Kreis Pinneberg rechnet mit 6800 zusätzlichen Anträgen

Somit rechne der Kreis mit 6800 Schülerinnen und Schülern, die dieses sogenannte „Deutschlandticket-Schule“ für jeweils 29 Euro im Monat Eigenanteil beantragen und nutzen werden. Mit Verwaltungskosten, die insbesondere für das Online-Beantragungssystem OLAV ausgegeben werden, würde dieses neue bundesweit geltende Bildungsticket den Kreis Pinneberg voraussichtlich rund 1,7 Millionen Euro im Jahr kosten.

Abteilungsleiter Oliver Carstens aus der Kreisverwaltung: Alle 4200 Schülerinnen und Schüler, die bisher bereits das Deutschland-Ticket für sie kostenlos erhalten haben, werden es weiterhin vollständig vom Kreis bezahlt bekommen.  
Abteilungsleiter Oliver Carstens aus der Kreisverwaltung: Alle 4200 Schülerinnen und Schüler, die bisher bereits das Deutschland-Ticket für sie kostenlos erhalten haben, werden es weiterhin vollständig vom Kreis bezahlt bekommen.   © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Nicht betroffen davon sind jene 4200 Schülerinnen und Schüler, die ohnehin bereits seit etwa zwei Jahren das deutschlandweite regionale ÖPNV-Ticket kostenlos erhalten. Diese Kinder beziehungsweise deren Eltern würden weiterhin die bundesweit geltende ÖPNV-Monatskarte für sie kostenlos erhalten, betont Abteilungsleiter Carstens.

Das bislang komplett kostenlose Schüler-Ticket gibt es weiterhin unter bestimmten Voraussetzungen

Dieses freie Schüler-Ticket gibt es schon seit vielen Jahren im Kreis Pinneberg. Früher galt es allerdings nur für die benötigte Strecke zwischen Wohnort und Schule. Vor zwei Jahren ist es auf das Deutschland-Ticket ausgeweitet worden. Dieser Service kostet den Kreis Pinneberg etwa 2,5 Millionen Euro zusätzlich im Jahr.

Allerdings können dieses kostenlose Angebot nur jene Schülerinnen und Schüler in Anspruch nehmen, die mindestens zwei Kilometer von der nächsten Grundschule und mindestens vier Kilometer von der nächsten weiterführenden Schule entfernt wohnen. Ob die tatsächlich gewählte Schule so weit weg ist, spiele dabei keine Rolle, erklärt Carstens. „Es geht nicht darum, auf welche Schule das Kind tatsächlich geht. Entscheidend ist die Entfernung zur nächstgelegenen Schule.“

Für die rein kostenlose Variante muss die nächste Schule relativ weit entfernt sein

Carstens nennt ein Beispiel: Die nächstgelegene Gemeinschaftsschule sei 1,5 Kilometer entfernt. Das Kind gehe aber auf eine Gemeinschaftsschule, die sechs Kilometer entfernt liegt. „Dann besteht kein Anspruch auf ein kostenloses Schülerticket.“

In der Praxis habe diese seit Jahren geltende Regelung der kostenlosen Schülerbeförderung, für die es eine eigene Satzung gibt, immer wieder zu politischen Diskussionen und auch Ungerechtigkeiten geführt, sagt Carstens. So gab es durchaus benachbarte Kinder, die in derselben Straße wohnten und dieselbe Bushaltestelle zur Schule nutzen, die dieses Schülerticket kostenlos bekommen haben, während es die anderen komplett selbst bezahlen mussten.

Mit dem Zuschuss für das Deutschland-Ticket sollen jetzt alle Schüler gefördert werden

Darum hat der Pinneberger Kreistag jetzt – ähnlich wie auch andere Kreise – dieses neue Zuschussverfahren für das Deutschlandticket Schule eingeführt. Es gilt nun für alle Schülerinnen und Schüler, die bislang nicht in den Genuss des kostenlosen Tickets kamen. Für diese 4200 Begünstigten des komplett kostenlosen Angebots ändert sich nichts. Sie erhalten das Deutschland-Ticket weiterhin kostenlos wie bisher.

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Alle anderen müssen den Zuschuss nun im Onlineverfahren beantragen, erklärt Carstens. Dies soll aber erst ab November für das „Deutschlandticket Schule“ möglich sein, das dann ab Januar 2025 gilt. Dann brauchen die Eltern oder Schüler nur ihre Namen, Adressen und Standorte der Schulen angeben und würden automatisch im sogenannten OLAV-Verfahren nur mit 29 Euro monatlich damit belastet werden.

Eltern und Schüler müssen aber in diesem Jahr noch in Vorleistung gehen

Für alle Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Pinneberg, die aber schon nach den Sommerferien ab September das Deutschlandticket-Schule nutzen möchten, wird es eine Übergangsregelung geben. Denn das Online-Programm müsse dafür erst entsprechend umprogrammiert werden, bittet Carstens um Verständnis.

Die Eltern und Schülerinnen und Schüler müssten also zunächst in Vorleistung gehen und die 49 Euro für das Deutschland-Ticket vier Monate lang bis Dezember 2024 alleine bezahlen. Ab Januar könnten sie dann nachträglich den Kreis-Zuschuss von monatlich 20 Euro beantragen und so bis zu 80 Euro vom Kreis erstattet bekommen, wenn sie es für alle vier Monate auch genutzt haben.

Auf der Homepage des Kreises Pinneberg werden dazu alle Fragen beantwortet

Die Kreisverwaltung hat eigens für das neue Deutschlandticket-Schule die Antworten auf die wichtigsten Fragen auf der Homepage des Kreises dazu übersichtlich zusammengestellt. Diese können auf der Seite www.kreis-pinneberg.de aufgerufen und nachgelesen werden. Das Online-Antragsverfahren steht unter www.ticket-olav.de. Es ist aber erst ab November für den Kreiszuschuss freigeschaltet.