Groß Nordende. Denise von der Weiden aus Groß Nordende hat eine seltene Erkrankung, darf nicht mehr Auto fahren. Wie ihr viele Spender geholfen haben.

Wie heißt es so schön? „Was lang währt, wird endlich gut“? Für Denise von der Weiden ist diese Binsenweisheit nun wunderbare Realität geworden. Die vierfache Mutter aus Groß Nordende steht mit ihrer Familie im Schauraum der E-Motion E-Bike Welt Wedel und kann die Augen gar nicht mehr von dem Gefährt lassen, das ihr ein mehr oder weniger normales Leben als Mama ihrer Zwillinge Robin und Fabio ermöglichen soll.

Denn das quirlige Duo, das im Mai vier Jahre alt wird, muss sie täglich in die rund fünf Kilometer entfernte Kita in Uetersen bringen. Eine Tour, die die 32-Jährige gewöhnlich mit dem Auto unternommen hat. Doch eine fiese und noch wenig erforschte Krankheit schiebt ihr dauerhaft einen Riegel vor. Da sie durch eine Autoimmunerkrankung ihres zentralen Nervensystems (primäre ZNS-Vaskulitis) immer wieder die körperlichen Symptome eines Schlaganfalls erleiden kann, darf sie kein Auto mehr fahren.

Das E-Lastenbike, das alle Sicherheitsanforderungen erfüllt, kostet rund 6000 Euro

Ein hochklassiges E-Lastenbike mit einem sicheren Transportkorb für die Zwillinge sollte Abhilfe schaffen. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen? Das bisherige, alte Auto hätte nur noch wenige Hundert Euro gebracht. Ehemann Martin (36) arbeitet zwar hart auf Montage, um seine Familie zu ernähren, aber rund 6000 Euro aufzubringen für ein Bike, das alle Sicherheitsstandards erfüllt, ist da einfach nicht drin.

So sah der Spendenaufruf auf der Onlineplattform GoFundMe aus, mit dem Vanessa von der Weiden (l.) für ihre Schwester Denise das Geld für ein E-Lastenbike zusammenbekommen wollte. Für die Hälfte der Zielsumme hat es hier gereicht, für das restliche Geld kam über andere Kanäle Spender auf.
So sah der Spendenaufruf auf der Onlineplattform GoFundMe aus, mit dem Vanessa von der Weiden (l.) für ihre Schwester Denise das Geld für ein E-Lastenbike zusammenbekommen wollte. Für die Hälfte der Zielsumme hat es hier gereicht, für das restliche Geld kam über andere Kanäle Spender auf. © GoFundMe/Screenshot | GoFundMe/Screenshot

Ein Umstand, mit dem sich Vanessa von der Weiden, die zwei Jahre jüngere Schwester von Denise, nicht abfinden wollte. Gleich zu Jahresanfang lanciert sie auf der Internetplattform GoFundMe einen bewegenden Aufruf zur Hilfe für ihre Schwester. Detailliert und mit medizinischen Hintergrundinformationen schildert sie die Lage ihrer Schwester und bittet um Hilfe für die Anschaffung des E-Lastenbikes, um der kranken Zwillings-Mama ihre Selbstständigkeit wiederzugeben.

Anfangs trudeln viele Spenden über GoFundMe ein, doch dann versiegt diese Quelle zu schnell

Zuerst geht alles gut los, schnell trudeln erste Spenden ein. Als das Hamburger Abendblatt berichtet, gibt es noch mal einen Spendenschub über die Onlineplattform. Aber dann lässt der Zuspruch nach, nur noch selten kommt auf diesem Weg Geld in den Spendentopf; bei knapp unter der Hälfte der Zielsumme ist dann Schluss, nichts rührt sich mehr.

Doch Vanessa gibt nicht auf, mobilisiert noch einmal ihr privates Netzwerk, ihr Spendengesuch wird nun über soziale Medien und Messengerdienste weitergeleitet. „Aber da passierte zuerst auch nicht viel, und ich habe dann einige Tage lang nicht mehr auf mein Konto geschaut“, erinnert sich Vanessa von der Weiden an die Phase, als sie schon die Hoffnung aufzugeben begann.

Völlig überraschend spenden wildfremde Menschen große Einzelbeträge

Dann der freudige Schock. „Ich war bei der Arbeit und hab dann doch in einer Pause das Smartphone wieder in die Hand genommen und mein Konto abgerufen“, blickt Vanessa von der Weiden auf den Moment, als das große Ziel endlich Gestalt annahm. „Mir teilweise völlig fremde Menschen haben mit dem Spendenvermerk Geld an mich überwiesen. Allein eine Frau, ihr Vorname ist Ingeborg, hat 500 Euro gegeben. Da sind mir Freudentränen in die Augen geschossen.“

Autofahren ist nicht mehr. Denise von der Weiden an der Stelle, wo sie bislang ihr kleines Auto geparkt hat, um die Familie von A nach B zu bringen. Nun ist Platz für das E-Lastenbike.
Autofahren ist nicht mehr. Denise von der Weiden an der Stelle, wo sie bislang ihr kleines Auto geparkt hat, um die Familie von A nach B zu bringen. Nun ist Platz für das E-Lastenbike. © Ulrich Stückler | Ulrich Stückler

Es fehlte dann zwar immer noch eine nicht unbeträchtliche Summe, aber gute Menschen und rettende Engel sind oft ganz nah – und sie kommen, wenn man sie braucht. „Meine beste Freundin hatte das ganze Drama auch mitbekommen und konnte das ganze Projekt so kurz vor der Ziellinie nicht scheitern sehen“, sagte Vanessa von der Weiden. „Sie hat uns die fehlenden 1000 Euro gegeben, will dabei aber ausdrücklich im Hintergrund bleiben. Sie meint einfach, das fühle sich gut so an. Und den gleichen Betrag hat auch unsere Mutter durch drei Monate sehr hartes Sparen beigetragen.“

In Wedel wird die künftige Fahrrad-Mama optimal beraten

Unbeschreiblich dann das Gefühl, als die Schwestern in der E-Motion-Niederlassung Wedel im Gespräch mit Berater Stefan Remmer das Wunschfahrrad aussuchen und konfigurieren durften. „Stefan war einfach fantastisch; er hat uns erst mal gezeigt und gut begründet, wieso das von uns in den Katalogen favorisierte Rad speziell für Denise nicht optimal gewesen wäre“, berichtet Vanessa von der Weiden über den Kauf. „Bei dem Barboe Flow Mountain, das es jetzt geworden ist, da stimmt wirklich alles.“

So kann die elektrische Unterstützung beim Treten stufenlos geregelt werden, die Reichweite mit einer Akkuladung variiert dadurch von 44 bis knapp 100 Kilometern. Die maximale Trittunterstützung setzt bis zu 70 Newtonmeter ein. Genug, um Mama und zwei Bengel auf Touren zu bringen. „Das ist eine Riesenhilfe für mich“, sagt Denise von der Weiden. „Als Autofahrer merkt man gar nicht, welche langen und heimlichen Steigungen es in und um Groß Nordende gibt.“

Der Firmeneigner stiftet die Zusatzausstattung für das E-Lastenbike

Da aber durch die notwendigen Sicherheits- und Komfortextras der Listenpreis von 5760 Euro doch noch deutlich in den Bereich von fast 6400 anstieg, ließ sich auch E-Motion-Eigner Ralf Hoffmann nicht lumpen. Er stiftete die Zusatzausstattung, damit Mama Denise künftig ihre beiden Youngster oder auch die wöchentlichen Einkäufe sicher und komfortabel transportieren kann.

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Davon kann sich das quirlige Zwillingspaar nun selbst bei der Fahrradübergabe in den Schauräumen im Wedeler Langenkamp überzeugen. Während Vanessa das Finanzielle mit Ralf Hoffmann regelt, nehmen Fabio und Robin in ihrem neuen Gefährt Platz. Gut so, denn nach genauerem Blick ist Hoffmann und der Mama klar, dass da doch noch eine andere Sitzbank hineinmuss; Sicherheit und Komfort gehen vor. Damit steigt zwar der Kaufpreis noch auf 5818 Euro, aber bis zur Anlieferung in Groß Nordende ist auch das geregelt.

Über 130 Einzelspender haben zusammengelegt, damit Denise von der Weiden ihr E-Bike bekommt

Für Denise von der Weiden ein gewaltiger Stein, der ihr vom Herzen fällt. „Ich bin allen, die geholfen und uns unterstützt haben, so dankbar“, sagt die 32-Jährige, immer noch ein wenig fassungslos, wie viel Hilfe und Nächstenliebe auch in ihrem Umfeld aktiv gelebt wird.

Und Schwester Vanessa kann dies sogar beziffern. „Das waren über GoFundMe 93 Spender und durch die anderen Aufrufe noch mal über 40 Unterstützungen, die wir bekommen haben. Es ist einfach toll, wie viele Menschen doch helfen, wenn sie können.“