Kreis Pinneberg. Täter arbeiten an Ortstafeln mit Trennschleifer. Polizei im Kreis Pinneberg sucht Zeugen. Taten können sogar im Gefängnis enden.
Die meisten glauben, dass hier nur ein einfacher Diebstahl vorliegt. Aber ein fehlendes Ortsschild kann erhebliche Auswirkungen haben und sogar tödlich enden, wenn ein ortsunkundiger Autofahrer ungebremst in den Ort rast und im schlimmsten Fall einen Fußgänger umfährt. Diese Gefahr wächst zurzeit durch eine Serie von Ortstafeldiebstählen in einem halben Dutzend Orten im Kreis Pinneberg.
Besonders betroffen war am Wochenende die Gemeinde Bilsen bei Quickborn. Dort sägten die Täter gleich fünf Ortstafeln aus der Halterung. Das bedeutet, dass auch die Verankerungen erneuert werden müssen. Die Gemeinde setzt sogar eine Belohnung in Höhe von 300 Euro aus, um die Täter zu ermitteln. Bürgermeister Jens Külsen (Bürger Forum Bilsen, BFB): „Unsere Jugendlichen waren das nicht.“ Das hätten ihm mehrere junge Menschen glaubwürdig versichert.
Ortstafelklau im Kreis Pinneberg: Zeuge beobachtet in Heidgraben die flüchtenden Täter
Oft werden die Taten nicht mal beobachtet, obwohl der Trennschleifer höllischen Lärm verursacht. Immerhin ein aufmerksamer Bürger meldete sich aus Heidgraben. Er beobachtete am Mittwoch gegen 23.30 Uhr, wie sich mehrere Personen an dem Ortsschild im Bereich Uetersener Straße/Groß Nordender Weg zu schaffen machten. Die Funken flogen, als die laute Metallsäge die Halterungen zerbröselte. Die Täter sollen mit einem Auto in Richtung Tornesch geflüchtet sein.
In Haselau verschwand das Ortsschild am Ortseingang Heister Feld an der Landesstraße 261 irgendwann zwischen Dienstagmittag und Donnerstagmorgen. Die Polizei in Uetersen ermittelt und hofft auf weitere Zeugenhinweise. Sachdienliche Hinweise werden unter der Rufnummer 04122/7053-0 entgegengenommen.
Kommunen versuchen, mit Tempo-50-Schildern schnell zu reagieren
In Appen werden gleich zwei Ortstafeln vermisst. Auch Moorrege nahe der Klevendeicher Brücke ist betroffen. In Wedel wird bereits seit Langem das Ortsschild Richtung Pinneberg mehr schlecht als recht durch Tempo-50-Schilder ersetzt, um auf den Beginn der Stadtgrenze hinzuweisen.
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Die Gemeinden in der Haseldorfer Marsch, aber auch Bönningstedt und Wedel sind Ende vorigen Jahres bereits des Öfteren bestohlen worden. Die Diebstähle kommen alle Kommunen überall im Land teuer zu stehen. Um die 500 Euro kostet der Ersatz einschließlich Montage nur eines Schildes.
Das macht für Bilsen im aktuellen Fall 2500 Euro. Geld, das deutlich sinnvoller ausgegeben werden könnte. Und die Strafen können erheblich sein. Nur im minderschweren Fall kommen die Täter mit Geldstrafen davon. Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren können verhängt werden, auch und gerade bei gefährlichen Eingriffen in den Straßenverkehr.
Eine Ortstafel kostet einschließlich Montage 500 Euro
Oft sind es besonders beliebte Orte wie Wacken oder Sylt, die bestohlen werden. Auch Brasilien, Fegefeuer und Kalifornien in Schleswig-Holstein stehen bei den Dieben ganz obenan. In Österreich, so berichtet der ADAC, benannte sich eine besonders betroffene Gemeinde nach unzähligen Schilderdiebstählen um: Aus Fucking wurde Fugging.