Wedel. Verkehrsversuch bringe kaum Veränderung, so die Ergebnisse. Nun sollen noch die Händler befragt werden. Was die Bürger erwarten.

Die Stadt Wedel hat ihre Einkaufsmeile in der City zu einer Fahrradstraße umgewandelt – versuchsweise. Jetzt sind die ersten Ergebnisse einer begleitenden Umfrage öffentlich geworden. Ob das Ziel erreicht ist, die Bahnhofstraße „angenehmer, klimafreundlicher, sicherer und erreichbarer“ zu machen, scheint zweifelhaft.

Seit dem 7. Juli haben verkehrsrechtlich die Fahrradfahrer Vorrang. Wie sich das auswirkt, wollten Wedels Politiker und Mitarbeiter des Mobilitätsmanagements in der Stadtverwaltung von Bürgerinnen und Bürgern wissen. Etwa 1600 Personen beteiligten sich an der Online-Umfrage, davon gut 90 Prozent direkt aus Wedel.

Die meisten Befragten erkennen keine Veränderung der Verkehrslage

„Die meisten Befragten haben keine großen Unterschiede im Vergleich zu der Zeit vor dem Verkehrsversuch festgestellt“, heißt es in der Mitteilung, die Stadtsprecher Sven Kamin herausgegeben hat. „Personen, die zu Fuß unterwegs waren, nehmen leichte Verbesserungen wahr, Autofahrer empfinden eher eine Verschlechterung. Radfahrer berichten von einer Verbesserung.“

Unter den Fahrradfahrer bewertet immerhin jeder Vierte, dass sich die Bahnhofstraße zum Positiven gewandelt habe. Insgesamt meint gut jeder Zweite aus allen befragten Interessengruppen, dass sich nichts verändert habe.
Unter den Fahrradfahrer bewertet immerhin jeder Vierte, dass sich die Bahnhofstraße zum Positiven gewandelt habe. Insgesamt meint gut jeder Zweite aus allen befragten Interessengruppen, dass sich nichts verändert habe. © Stadt wedel/Mobilitätsmanagement | Zippel, Simone

Dass kaum Veränderungen wahrzunehmen sind, verwundert Andreas Haemisch, Sprecher der Wedeler Ortsgruppe im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) nicht. Er sagt:. „Da der PKW-Verkehr gar nicht eingeschränkt wurde, gab es keine gute Voraussetzung, das Gefühl zu stärken, auf einer Fahrradstraße unterwegs zu sein.“

Messung von Verkehrsströmen soll fortgesetzt werden

Tatsächlich ist die Zahl der Kraftfahrzeuge bei zwei Verkehrszählungen im Juli und September sogar noch gestiegen. Da kein klarer Trend zu erkennen sei, müsse die Messreihe fortgesetzt werden, heißt es von Seiten der Stadtverwaltung.

Die Grafik zeigt, dass der Autoverkehr bei diesen Messreihen sogar noch zugenommen hat.
Die Grafik zeigt, dass der Autoverkehr bei diesen Messreihen sogar noch zugenommen hat. © Stadt wedel/Mobilitätsmanagement | Zippel, Simone

Wie der Verkehrsversuch insgesamt bewertet wird, darüber spricht die Stadtverwaltung Anfang Februar mit den Verantwortlichen des Stadtmarketings. Auch die Kaufleute an der Bahnhofstraße sollen noch gezielt über ihre Erfahrungen befragt werden, bevor über die zweite Phase des Verkehrsversuchs entschieden wird.

Bahnhofstraße ist die Einkaufsmeile von Wedel

Eindeutig bekennen sich alle Befragten dazu, dass für sie die Bahnhofstraße eine Einkaufsstraße ist. Positiv werten viele, dass sich die Geschwindigkeit der Autos reduziert habe. Die Mehrzahl (gut 85 Prozent) bleibe bei Tempo 30, vorher waren fast 35 Kilometer pro Stunde festgestellt worden.

Für die Interessengruppe der Fahrradfahrer ist klar, was in der nächsten Phase des Verkehrsversuchs passieren muss, um die Ziele aus dem Mobilitätskonzept der Stadt zu erreichen. ADFC-Sprecher Haemisch: „Drei von vier von uns in der Bahnhofstraße befragten Personen wünschten sich eine Reduzierung des Autoverkehrs.“

Mehr zum Thema

Klar scheint, dass der Verkehrsversuch fortgesetzt wird. Das erwartet eine große Mehrheit der Befragten. Unklar ist, wer auf Seiten der Stadtverwaltung das Thema künftig federführend verfolgen wird. Mobilitätsmanager Veit Krasnicki hat aus familiären Gründen gekündigt und sich eine neue Aufgabe gesucht.