Pinneberg. Gewerbetreibende sollen bis Ende März ihre Läden im PiZ räumen. Immobilienfirma verweist auf hohe Ausgleichszahlungen.

Architekt Maximilian Betzler hatte das PiZ in Pinneberg, das 1980 eröffnet wurde, entworfen. Wegen der gelben Fassadenelemente bekam das Einkaufszentrum an der Ecke Damm/Friedrich-Ebert-Straße den Spitznamen Bananenbunker. 43 Jahre später blättert von der längst blauen Fassade die Farbe.

Das Gebäude hat seine besten Zeiten hinter sich. Die Rolltreppe ist ausgestellt. Auf der Treppe steht ein halb gefüllter Wassereimer, weil es bei Regen durch die Decke tropft. Am Fahrstuhl hängt ein Schild „Störung!!! Außer Betrieb“. Es scheint fast schon egal, denn Passanten verirren sich nur selten ins PiZ. Dabei liegt es zentral in der Pinneberger Fußgängerzone.

Nur noch wenige Mieter im Pinneberger Einkaufszentrum PiZ

Die meisten Ladenflächen stehen leer. Das Grone-Bildungszentrum ist Anfang März an den Rübekamp 33 gezogen. Die FAW Fortbildungsakademie der Wirtschaft hat ebenfalls neue Räume gefunden. Ende Juni schloss die Apo-Rot-Vita-Apotheke.

Es gibt nur noch wenige Gewerbetreibende vor Ort wie die Hypovereinsbank, ein Friseursalon, ein ambulanter Pflegedienst, eine Änderungsschneiderei und ein kürzlich renovierter türkischer Imbiss. Doch sie müssen die Flächen räumen – die meisten bis zum 31. März 2024. Denn das PiZ soll abgerissen werden.

PiZ wechselte 2019 den Besitzer

Mitte Dezember zieht die Änderungsschneiderei S. Cok aus dem PiZ an die Bismarkstraße 3. „Wir hatten im PiZ einen Mietvertrag bis 2027“, sagt Turgay Cok. Doch mittlerweile ist er froh, wenn das PiZ Geschichte ist. „Die Verwaltung hat alles getan, um uns Mieter loszuwerden.“

Die Brüder Turgay (l.) und Oktay Cok führen im PiZ die Änderungsschneiderei S. Cok.
Die Brüder Turgay (l.) und Oktay Cok führen im PiZ die Änderungsschneiderei S. Cok. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Der Mercedes-Benz-Händler Helmut Burmester hatte die Immobilie Ende 2019 veräußert. Käufer war ein sogenanntes Family Office in Hamburg, also eine Gesellschaft, deren Zweck es ist, privates Großvermögen zu verwalten. Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie haben eine Büsumer Firma mit der Verwaltung beauftragt.

Rolltreppe und Fahrstuhl im PiZ sind schon lange nicht mehr in Betrieb

„Zunächst hat der neue Besitzer Geld in das Gebäude investiert“, sagt Oktay Cok. Es sei renoviert worden, man habe sich gefreut. Doch die optimistische Aufbruchstimmung hielt nicht lange vor.

„Die Rolltreppe ist seit anderthalb Jahren ausgestellt, der zentrale Fahrstuhl daneben ist noch länger außer Betrieb“, sagt Turgay Cok. Ein Monteur habe sie wieder in Gang gesetzt, doch einen Tag später sei sie wieder abgestellt worden. „Unsere ältere Kundschaft ist aber darauf angewiesen.“

Schönheitssalon im Winter ohne Heizung

Gleich neben der Schneiderei betreibt Bianca Otto seit mehr als zehn Jahren den Schönheitssalon „Beauty & Wellness Bianca Otto“. „Bis zum Verkauf war auch alles gut und die Miete im PiZ günstig. Danach gingen die Probleme los. Man hat uns rausgeekelt. Der TÜV für die Rolltreppe ist seit einem Jahr fällig. Darum hat sich die Verwaltung bewusst nicht gekümmert“, sagt sie.

Die Rolltreppe im PiZ fährt schon lange nicht mehr. Auf der Treppe steht ein Eimer.
Die Rolltreppe im PiZ fährt schon lange nicht mehr. Auf der Treppe steht ein Eimer. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Auch als es reinregnete, habe sie kämpfen müssen, bis das Loch in der Decke ihres Fusspflege- und Massagesalons repariert wurde. Anfang des Jahres sei die Heizung ausgefallen. „Ich hatte teilweise nur 16 Grad Celsius im Laden.“

Herrenfriseur geht zurück nach Hamburg

Im Juli habe sie dann die Kündigung ihres Mietvertrages erhalten. Bis dahin habe es nur Gerüchte rund um das PiZ gegeben. Von der Stadt Pinneberg fühlt sie sich allein gelassen. „Es gab überhaupt keine Hilfe bei der Suche nach neuen Räumen“, sagt Bianca Otto. Die Ladenmieten seien viel zu hoch. „Ich suche nun einen Raum, wo ich mit reinkann.“

Tote Hose im PiZ: Ende März sollen alle Mieter raus sein.
Tote Hose im PiZ: Ende März sollen alle Mieter raus sein. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Fatih Arslan, Geschäftsführer vom Herrenfriseur Looking Good, schließt am 31. Dezember seinen Laden. „Ich wollte schon lange zurück nach Hamburg“, sagt er. Darum treffe ihn der Abriss nicht so hart. Seit dem Jahr 2000 ist er nun schon in Pinneberg.

Weniger Kunden beim Herrenfriseur im PiZ

Das Geschäft hatte er von seinem Onkel übernommen. Zum Schluss blieben allerdings die Kunden weg. „Die finanzielle Krise ist spürbar. Die Menschen müssen aufs Geld schauen“, sagt er. Wer sich früher zweimal die Woche die Haare schneiden ließ, kommt heute alle zwei Wochen.

Die Hypovereinsbank will ihre Kunden in Kürze persönlich darüber informieren, wann genau und wohin konkret die Filiale in Pinneberg vom kommenden Jahr an umzieht. „Wir bleiben auch künftig mit gleichem Angebotsumfang wie bisher in Pinneberg“, so ein Sprecher.

Joko-Design von Jörg Knobloch ist erst seit anderthalb Jahren Mieter im PiZ. „Wir wussten nicht, dass es nur eine Zwischenlösung ist“, sagt Sohn Maurice Knobloch. Die angemieteten Lagerräume sollten eigentlich zeitlich unbegrenzt nutzbar sein, so das Versprechen. „Ich habe die Kündigung noch nicht unterschrieben“, sagt Jörg Knobloch. Er entwirft und vertreibt Accessoiress für E-Zigaretten. Das Geschäft läuft gut. Nun sucht Knobloch ein größeres Lager.

Mieter im PiZ: „Ich fühle mich belogen“

Auch erst vor anderthalb Jahren war der Ambulante Pflegedienst Zitzlaff ins PiZ gezogen. Geschäftsführer Bernd Zitzlaff hatte sogar einen Makler eingeschaltet, der ihm die Fläche im zweiten Geschoss anpries. Zitzlaff habe noch betont, dass er etwas Langfristiges suche. „Ich fühle mich belogen und wäre niemals dort eingezogen, wenn ich gewusst hätte, dass mir zum 31. März 2024 gekündigt wird“, sagt Zitzlaff. Er habe mit dem Umzug ins PiZ alles neu gekauft, nun müsse er alles wieder abbauen.

Das PiZ selbst sei immer mehr heruntergekommen. Immer wieder habe es reingeregnet. „Die Barmer nebenan ist regelmäßig abgesoffen“, sagt Zitzlaff. Auch die im Haus befindliche Tiefgarage habe regelmäßig unter Wasser gestanden. An den Außenanlagen sei nichts mehr gemacht worden. Jugendliche hätten dort regelmäßig rumgehangen. Der Müll, den sie hinterließen, blieb liegen.

PiZ-Mieter kommt nicht früher aus Mietvertrag raus

Außerdem wurde einer seiner Dienstwagen in der Tiefgarage beschädigt. „Als ich nach den Überwachungskameras fragte, hieß es, die würden gar nicht funktionieren“, sagt Zitzlaff. Als die Heizung im Winter ausfiel, musste er seine beiden Mitarbeiter im Büro ins Homeoffice schicken.

Zitzlaff hat am Eggerstedter Weg neue Räume gefunden, die er zum Ende des Jahres beziehen könnte. Der Vermieter im PiZ will ihn aber nicht vorzeitig aus dem Mietvertrag rauslassen, sondern erst zum 29. Februar. „Das heißt für mich, dass ich zwei Monate doppelt Miete zahlen muss.“

Stadt wollte Feuerwache anstelle des Einkaufszentrums

Mit den Vorwürfen der Mieter konfrontiert, sagt Mayer Asset Management (Vermögensverwaltung) im Namen der Immobiliengruppe, dass mit dem Kauf des Gebäudes 2020 in eine Frischekur investiert wurde und der Innenbereich ein neues Design erhielt. Man habe das Gebäude langfristig halten wollen.

Der Innenbereich im PiZ wurde 2020 noch renoviert.
Der Innenbereich im PiZ wurde 2020 noch renoviert. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

„Die Stadt kam dann mit der Idee auf uns zu, die Feuerwehr an dem Standort unterzubringen“, sagt Mayer. Schnell wurde jedoch klar, dass sich die Pläne nicht umsetzen ließen. „Daraus entstand aber die Idee, das PiZ abzureißen und an selber Stelle mit einem Mix aus Wohnungen und Gewerbeflächen neu zu bauen.“

Mieter haben zum Teil Abfindungen erhalten

Die Verwaltung sei angehalten worden, an neue Gewerbetreibende nur unbefristete Verträge herauszugeben. „Das bedeutet, die Mietverträge sind jederzeit kurzfristig kündbar – von beiden Seiten“, so Mayer. Mit den Mietern, die bereits langfristige Mietverträge hatten, seien zum Teil hohe Ausgleichszahlungen ausgehandelt worden.

„Wir haben niemanden rausgeekelt. Das ist überhaupt nicht unsere Art“, sagt Mayer. Das Gebäude sei alt, der Vorbesitzer habe nichts mehr investiert. „So eine alte Heizungsanlage kann kaputtgehen. Wir haben sie aber reparieren lassen, und nun läuft sie.“ Für die Rolltreppe seien keine Ersatzteile mehr zu bekommen, und im Gebäude gebe es noch einen weiteren Fahrstuhl, der funktioniere.

Einen festen Abrisstermin gebe es noch nicht. „Die Planungen und Abstimmungen mit der Stadt für eine Baugenehmigung dauern an“, so Mayer. Die mit den Aufhebungsverträgen einhergehenden Entschädigungen seien von allen Gewerbemietern angenommen worden. Sich anschließend zu beschweren, sei weder nachvollziehbar noch fair.