Wedel/New York. Trotz bester Schulnoten macht Hanna Mortensen ihr Hobby in den USA zum Beruf. Diese Schwierigkeiten musste sie dort überwinden.

Ein wenig klingt es schon nach Theaterstück, wenn Hanna Mortensen aus Wedel von ihrem beruflichen Werdegang berichtet: Es ist ein kleines Drama, aber zum Glück gibt es ein Happy End. Denn: Sie ist Schauspielerin und Musical-Darstellerin und möchte in New York so richtig durchstarten. Am liebsten soll es eines der bekannten Theater-Häuser am Broadway werden.

Im Oktober 2019 begann ihr persönliches USA-Abenteuer. In der Millionenmetropole wollte Mortensen ein Musical-Studium absolvieren. Doch der Traum, sich zu einer gestandenen Schauspielerin in Gesang, Musiktheorie, Jazz, Ballett und vielem mehr ausbilden zu lassen, kam zu einem abrupten Ende.

Traum vom Broadway: Corona-Pandemie unterbrach Musical-Studium in New York

Wenige Monate später stand die Welt wegen der Corona-Pandemie auf dem Kopf. Für Mortensen ging es aus New York zurück nach Wedel. „Gerade, als man sich so richtig eingelebt hatte“, sagt die Wedelerin. „Das zweite Semester fand dann komplett vor der Webcam statt. Tanzen, singen, schauspielern. Wegen der Zeitumstellung schön nachts gegen 24 Uhr. Herrlich.“

In New York: Hanna Mortensen tritt auch als Rotkäppchen im Ensemble des Galli Theaters auf.
In New York: Hanna Mortensen tritt auch als Rotkäppchen im Ensemble des Galli Theaters auf. © privat | Privat

Das hätten ihre Eltern ganz toll gefunden – doch die gespielte Ironie dieses Satzes ist trotz des letztlich abgeschlossenen Studiums leicht zu durchschauen. Als Mortensen während der Corona-Pause in Wedel Zeit hatte nachzudenken, war sie sich unsicher, ob sie den Sprung über den großen Teich ein zweites Mal wagen sollte.

Musical-Darstellerin: „Beruflich stehe ich gern zu 100 Prozent im Mittelpunkt“

Sie entschied sich, das Wagnis auf sich zu nehmen. Ende 2021 ging es für sie zurück nach New York. Im Sommer 2022 beendete die Wedelerin ihr Studium an der American Musical and Dramatic Academy. Mittlerweile wohnt sie im Bezirk Manhattan im Stadtteil Lower Eastside.

Die 24-Jährige sagt, sie könne ihre Miete zahlen und von der Arbeit leben. Sie hat eine Festanstellung im Ensemble des Galli Theaters New York und nimmt freiberuflich auch weitere Aufträge anderer Häuser an. An guten Wochen hat sie zwischen fünf und acht Auftritte auf den Bühnen der Stadt.

Die Wedelerin Hanna Mortensen wohnt in New York und arbeitet beim Galli Theater. Dort unterrichtet sie auch Kinder.
Die Wedelerin Hanna Mortensen wohnt in New York und arbeitet beim Galli Theater. Dort unterrichtet sie auch Kinder. © privat | Privat

„Beruflich stehe ich gern zu 100 Prozent im Mittelpunkt. Da nehm ich schon gern den gesamten Raum ein. Privat erkenne ich auch die Momente, in denen ich mich zurückhalte und dann wirklich ganz bei mir bin“, sagt Mortensen. Neben dem Job als Theater-Schauspielerin unterrichtet sie auch den Nachwuchs am Galli Theater, das den Schwerpunkt auf Kinder- und Jugend-Musicals gelegt hat.

Der Broadway ist das Ziel der jungen Wedelerin Hanna Mortensen

Sie sei noch nicht am Broadway – der berühmten Theater- und Musical-Meile in New York – angekommen, aber da solle ihr Weg unbedingt hinführen, sagt Hanna Mortensen. „Dort zu spielen, ist das Ziel, das man erreichen will. Das will jeder Schauspieler erleben.“ Allerdings sei sie ebenfalls mehr als glücklich, wenn sie einem kleinen Publikum ein wenig Hoffnung schenken kann.

Hanna Mortensen in ihrem Element: Vor Publikum auf der Bühne.
Hanna Mortensen in ihrem Element: Vor Publikum auf der Bühne. © privat | Privat

Mit dem „Dr. Fairytale“-Programm ihres Theaters machen Mortensen und ihre Kollegen auch Station in diversen Krankenhäusern, um Kindern in gesundheitlich schwierigen Zeiten mit bekannten Märchen Freude zu spenden. „Das sind die schönsten Momente, wenn wir die zehn oder 20 Kinder unterhalten und damit auch den Eltern eine Auszeit von den schlimmen Ereignissen bieten können“, erzählt Mortensen.

Hanna Mortensen wollte von Kindesbeinen an auf die Bühne

Ihr Weg auf die Bühne begann schon in Kindertagen in Wedel. „Ich habe recht früh gemerkt, dass ich es auf der Bühne ziemlich aufregend finde und ich mich dort auch sehr wohlfühle“, sagt Hanna Mortensen. Im Alter von neun Jahren begann sie im Wedeler Kirchenchor mit dem Singen. Es folgten erste Auftritte vor Publikum.

Insgesamt war Mortensen sieben Jahre Chormitglied der Kirchengemeinde Wedel. Sie spielte in vielen Kinder-Musicals mit, belegte Tanzkurse beim Wedeler TSV und der Tanzschule Riemer. Weiteres Selbstbewusstsein gab es durch Auftritte bei Hafenfesten in der Rolandstadt. Parallel nahm Mortensen viele Jahre Gesangsunterricht bei der Musikpädagogin Britta Johannsen.

Mortensens musikalisches Idol ist Whitney Houston

Von Kindesbeinen an drehte sich bei der Wedelerin fast alles um die drei Elemente Gesang, Tanz und Schauspiel. „Whitney Houston ist mein Idol“, erzählt die Wahl-New-Yorkerin. Aber auch Beyoncé, Adele oder Lana del Rey stehen auf der Favoritenliste.

Generell liebe sie Pop-Musik – und Balladen. Sarah Connors „From Sarah with Love“ sang sie früher beispielsweise gern – oder auch Herbert Grönemeyers „Der Weg“. Wenig überraschend liebt sie Musicals, zum Beispiel „Hamilton“ oder „Das Wunder von Bern“, das sie einst sehr fasziniert hatte.

Von der Grundschule an spielte das Theater die Hauptrolle

Von der Grundschulzeit an der Albert-Schweitzer-Schule bis zum Abitur 2019 an der Gebrüder-Humboldt-Schule (GHS) ist die Leidenschaft für die Kultur, mit der andere begeistert werden sollen, bei Hanna Mortensen nie abgeebbt.

Im Gegenteil: Der Wunsch, mit diesem Adrenalinrausch aus Singen, Schauspielern und Tanz auch irgendwann ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können, ist mit der Zeit immer größer geworden. An der GHS belegte Mortensen über einen Zeitraum von drei Jahren den Kursus „Darstellendes Spiel“. Dort wurden unter anderem auch kreative Eigenproduktionen öffentlich aufgeführt. Show-Time und Hanna Mortensen – das gehörte irgendwie schon immer zusammen.

Zielstrebige Wedelerin wollte trotz Traum-Abi zum Theater

Während des Telefonats dringt zudem neben bester Laune auch ein klarer Fokus durch den Hörer: „Ja, das stimmt schon. Ich bin wirklich zielstrebig, ehrgeizig und ja, ich war auch in der Schule gut“, lacht Mortensen. Der Abi-Schnitt habe bei 2,0 gelegen.

Hanna Mortensen singt von Kindesbeinen an – auch auf der Bühne.
Hanna Mortensen singt von Kindesbeinen an – auch auf der Bühne. © privat | Privat

Ihre Eltern seien immer auf ihrer Seite gewesen, hätten ihren Traum unterstützt, erzählt Mortensen. Ihr Vater ist in der Schifffahrtsbranche tätig, ihre Mutter, die einige Jahre beim Film als Set-Runnerin gearbeitet hatte, im Medizin-Bereich. „Meine Eltern standen immer hinter mir, egal was ich gemacht habe“, sagt sie.

Möglicherweise sei im Alter von 18 Jahren der „Realitätsfaktor“ auch einfach noch nicht so ausgeprägt gewesen, so Mortensen. Als ihre Entscheidung, ein Musical-Studium beginnen zu wollen, nach reiflicher Überlegung stand, hätten ihre Eltern gesagt: „Du wirst es sicher schaffen.“

Erfolgreiche Bewerbungen an Hamburger Stage School – und US-Akademie

Sie bewarb sich bei der renommierten Hamburger Stage School und auch bei der American Musical and Dramatic Academy in New York – weil Jeannine Michèle Wacker, Schauspielerin der Hamburger Musicals „Wicked“ und „Kinky Boots“, dort studiert hatte. Diese sei begeistert davon gewesen und habe ihr zu diesem Schritt geraten. Die Aufnahmeprüfung dafür fand in Paris statt. Beide Schulen gaben letztlich ihre Zusage. Mortensens Wahl fiel auf das größere Abenteuer: New York.

Hanna Mortensen (unten, 2. v. l.) und das Ensemble vom Galli Theater New York.
Hanna Mortensen (unten, 2. v. l.) und das Ensemble vom Galli Theater New York. © privat | Privat

Wedelerin ließ sich von ihrem Opa inspirieren

Ihr Opa Kurt Westi, der 1996 verstarb und den sie nie kennenlernen konnte, ist Mortensens kulturelles Vorbild. Er war ein bekannter dänischer Opernsänger. Und dessen Aufnahmen auf alten Video-Kassetten prägten seine Enkeltochter so sehr, dass sie ihm zu Ehren ihren zweiten Vornamen nun als Künstlernamen verwendet. Auf den New Yorker Bühnen nennt sie sich „Hanna Westi“.

Mortensen ist, der Name lässt es vermuten, Dänin, wenn auch in Hamburg geboren. Die Nachbarn im Norden haben es sehr gern „hygge“. Damit wird ein gemütlich, gemächlich, entschleunigtes Lebensgefühl voller Herzlichkeit und Geselligkeit umschrieben. Wie „hygge“ ist denn die US-Metropole mit ihren gut 7,9 Millionen Einwohnern? „New York ist gar nicht hygge. Eher das Gegenteil. Die Stadt pulsiert, alles geschieht gefühlt gleichzeitig. Gemütlichkeit findet man ganz selten“, sagt sie. Und trotzdem fühlt sich Mortensen dort rundum wohl.

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Hanna Mortensen möchte in New York bleiben und sich dort durchbeißen. „Ich habe nach einem längeren Kampf nun eine Arbeitserlaubnis für die kommenden drei Jahre“, sagt sie. Doch auch eine Rückkehr in Hamburger Gefilde sei immer eine Option.

In Wedel war sie zuletzt im Januar dieses Jahres – die Weihnachtstage verbringt Hanna Mortensen ebenfalls in der alten Heimat. Und dann geht es zurück nach New York, ihrem Traum hinterher – und vielleicht schon bald in eines der großen Häuser am Broadway.

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