Pinneberg. Pinnebergs Politik hat sich gegen den Willen der Wehr für neuen Standort der Wache entschieden. Doch aufgeben will Claus Köster nicht.

Alles Bitten hat nichts genützt: Nach einer abermals emotionalen Rede von Pinnebergs Feuerwehrchef Claus Köster vor der Ratsversammlung der Stadt hat sich die Politik dennoch gegen den ausdrücklichen Willen der Wehrleute bei der Suche nach einem neuen Standort entschieden.

Wie mehrfach berichtet, wurde am Donnerstag final über den neuen Standort der Feuerwache abgestimmt. Tatsächlich wurde der Favorit der Feuerwehr in der Parkstadt Eggerstedt aus dem Rennen gekegelt. Stattdessen soll die Wache nun an die Datumer Chaussee oder die Aschhooptwiete gebaut werden – zum Leidwesen der Feuerwehr.

Mit einer knappen politischen Mehrheit stimmten CDU und Grüne für die Datumer Chausee und die Aschhooptwiete. Schon zuvor hatte diese Empfehlung für Entsetzen bei den restlichen Fraktionen gesorgt. Die Verwaltung soll nun dennoch prüfen, inwieweit die Flächen unter welchen Bedingungen angekauft und überplant werden können. Die Standorte waren zuvor in den von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten auf den Plätzen zwei und drei gelandet. Ganz am Anfang standen insgesamt sogar sechs Orte zur Auswahl.

Feuerwache Pinneberg: Wehr wird nicht erhört, gibt sich aber kämpferisch

Schon seit vielen Monaten wird emotional über für einen neuen Feuerwehrstandort in der Kreisstadt diskutiert. Und vor der endgültigen politischen Entscheidung in der Ratsversammlung am Donnerstag war das Thema erneut kontrovers behandelt worden. „Wir sind fassungslos“, ließen sich etwa SPD, FDP und Buntes Pinneberg angesichts der CDU- und Grünen-Entscheidung zitieren. Zumal die Freiwillige Feuerwehr Pinneberg in der Ratsversammlung erneut dem Standort in der Parkstadt Eggerstedt den Vorrang gegeben hatte.

Unter anderem begründete Wehrführer Claus Klöster den Favoriten der Wehr einmal mehr mit den kürzesten Einsatzzeiten für die unterschiedlichen Brandszenarien. Das Gutachten der Stadt durch eine unabhängige Beraterfirma kam zum gleichen Ergebnis. Umso unverständlicher sei für ihn das Votum der Politik. Zumal die beiden nun vorgeschlagenen Areale erst von der Stadt Pinneberg gekauft werden müssten, während das Grundstück Eggerstedt bereits in städtischer Hand ist

Köster: „Wir haben Abstimmung verloren, aber dafür sind wir die Sieger der Herzen“

„Wir haben zwar die Abstimmung verloren, aber dafür sind wir die Sieger der Herzen“, so Köster am Tag danach. Er habe schon sehr viel Zuspruch erhalten. „Die gesamte Mannschaft der Feuerwehr Pinneberg steht zusammen. Wir sind im November wieder da, wenn die Ergebnisse der Verkaufsverhandlungen dann vorliegen. Aufgeben ist keine Option“, so Köster kämpferisch.

Schon vor der Abstimmung richtete er einen emotionalen Appell an die Ratsmitglieder. „Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt haben einen Anspruch darauf, dass wir jederzeit und sofort Hilfe leisten. Dafür müssen wir auch die nötige Infrastruktur zur Verfügung haben um diesen Rechtsanspruch erfüllen zu können. Sie hier in diesem Raum zusammen mit der Verwaltung haben die Verantwortung für den Brandschutz in der Stadt Pinneberg! Bei Nichterfüllung können auch Sie persönlich haftbar gemacht werden!“

Feuerwehr im Ratssaal: Das gab es in 146 Jahren so noch nie

Überhaupt sei es ein Novum in der 146-jährigen Geschichte der Feuerwehr, dass sich die etwa 150 Mitglieder so öffentlich gerade machen für ihr Anliegen. Dafür müsse schon „einiges geschehen“. Im Angesicht der aus ihrer Sicht falschen Entscheidung würden „die Mitglieder der Wehr aber auch ganz klar und unmissverständlich äußern, was sie wollen und was sie vom Vorstand und der Wehrführung der Feuerwehr Pinneberg erwarten“.

Bei all den endlosen Diskussionen zuvor hätte es in der Wehr „Frust, Enttäuschung und vielleicht auch zum Teil eine gehörige Portion Wut im Bauch“ gegeben. so Köster. „Trotzdem haben wir die Ärmel immer wieder aufgekrempelt und gewissenhaft weitegearbeitet.“

Feuerwehrchef sieht keinen Vorteil bei der nun getroffenen Entscheidung

Konsens bei allen Beteiligten ist die Dringlichkeit einer neuen Wache. Unter anderem müssten die gutachterlich festgestellten Mängel im Arbeitsschutz der hauptamtlichen Gerätewarte in der alten Wache endlich abgestellt werden, so Köster. Die Gesundheit der ehrenamtlichen Einsatzkräfte könnten nicht mehr hingenommen werden.

Angesichts der nun getroffenen Standortentscheidung bezweifelt Köster aber einen Vorteil: „Wenn die neue Wache im Bereich der Aschhooptwiete gebaut werden sollte, wird jeglicher Vorteil aus dem Verkauf der nun nicht mehr benötigten Flächen am Eggerstedter Weg durch den notwendigen personellen Mehraufwand um ein Vielfaches aufgefressen.“

Feuerwehr erreicht manche Orte nicht rechtzeitig: „Das ist nicht mehr zumutbar!“

Laut Gutachten funktioniere der Standort Aschhooptwiete nur unter der Bedingung, dass dort rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr hauptamtliches Personal vorgehalten werde. Denn im dortigen Umfeld würden keine freiwilligen Einsatzkräfte wohnen. „Damit wäre quasi das Ende der Freiwilligen Feuerwehr Pinneberg eingeläutet.“

Der Standort Datumer Chaussee wäre gemäß Gutachten und auch nach Meinung der Wehr durchaus geeignet. „Jedoch dauert es nach Aussagen der Fachleute mindestens drei bis fünf Jahre bis zum Baurecht. Das allerdings nur unter optimalen Voraussetzungen. Die Realität zeigt uns jeden Tag, dass Bauplanungen in den meisten Fällen zur unendlichen Geschichte werden. Gerade in Eggerstedt und Thesdorf können wir im Schadensfall die Bürger, Schüler und Kindergartenkinder nicht rechtzeitig erreichen. Das ist nicht mehr zumutbar!“