Kreis Pinneberg. Kreis und DRK probten, wie die Kreisberufsschule nur mit Notstrom versorgt werden könnte. Auch ein zweiter Ernstfall wurde geübt.
Mit zwei Übungen haben die Kreisverwaltung und das Deutsche Rote Kreuz die Abläufe eines Notfallszenarios erfolgreich erprobt. Ist es möglich, die Kreisberufsschule in Pinneberg weiterhin mit Strom zu versorgen, wenn dieser flächendeckend ausgefallen sein sollte durch einen allgemeinen „Blackout“, lautete die Ausgangsfrage.
Und könnte die vor etwa zehn Jahren für 25 Millionen Euro neu gebaute Bildungsstätte, die mehr als 3000 Berufsschüler unterrichtet, als mögliche Notunterkunft dienen, war die zweite Herausforderung, die ein 31-köpfiges Team des DRK am Wochenende klären wollte. Beide Fragen wurden mit Ja beantwortet.
Blackout in Pinneberg: So möchten Verwaltung und DRK auf den Stromausfall reagieren
„Wir sind in der Lage, in kürzester Zeit hier eine Notunterkunft einzurichten und bis zu 500 Menschen unterzubringen und sie medizinisch und mit Essen zu versorgen“, bilanzierte der Rotkreuz-Beauftragte Jonathan Steinke nach der zweitägigen Übung in der Kreisberufsschule.
Das Engagement der DRK-Betreuungsgruppe sei beeindruckend, sagte Fachdienstleiter Uwe Koltzau von der Abteilung für Sicherheit und Verbraucherschutz des Kreises, nachdem er sich das Übungsszenario vor Ort angesehen hatte. „Die Helfer zeigen, dass sie wissen, was sie hier machen und dass sie auch können, was sie machen wollen“, lobte Koltzau. „Das lässt uns alle ruhiger schlafen.“
Notfall-Übungen: Kreistag erhöht Summe für Katastrophenschutz um 2,4 Millionen Euro
Nach der Hochwasser-Katastrophe im Ahrtal vor zwei Jahren hat der Pinneberger Kreistag zusätzlich zu den 600.000 Euro, die er jährlich in den Katastrophenschutz steckt, weitere 2,4 Millionen Euro bereitgestellt, um neue Gerätschaften anzuschaffen. „Das war sozusagen der Doppelwumms auf Kreisebene“, erklärt Koltzau.
Dafür wurde jetzt das neue Notstromaggregat angeschafft, das nun in den Sommerferien drei Wochen lang die Kreisberufsschule mit Strom versorgt. Nach zwei Wochen Probebetrieb kann Hendrik Bielenberg, Techniker vom Technischen Hilfsdienst, nur bestätigen, dass es funktioniert.
Pinneberg: Schule kann mit Notstrom-Aggregat im Katastrophenfall versorgt werden
Im Ernstfall wäre das Aggregat in der Lage, die Schule komplett mit Küche und Belegung von einigen Hundert Menschen zu betreiben. 9000 Kilowattstunden Strom hätte die neue 140 KW-Notstromanlage bereits erzeugt, sagte Bielenberg. Ein zweites modernes Aggregat werde noch angeschafft, über weitere vier ältere Geräte verfüge der Kreis.
„Wenn der Strom im Kreis Pinneberg für mehrere Tage ausfallen sollte, brauchen wir Erfahrungswerte, auf die wir mit unserer Planung aufbauen können“, begründet Fachbereichsleiter Robert Schwerin dieses Krisenmanagement.
Notfall-Übung: „Kooperation im Katastrophenschutz läuft bestens
„Was wir jetzt schon wissen: Die Kooperation im Katastrophenschutz läuft bestens. Die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Deutschem Roten Kreuz ergänzen sich mit ihren unterschiedlichen Kompetenzen. Genau das brauchen wir für den Bevölkerungsschutz im Kreis Pinneberg.“
Und so würde das Notfallszenario aussehen, wenn für Teile der Bevölkerung schnell auswärtige Unterbringungsmöglichkeiten geschaffen werden sollten. Zusammen mit dem Kreis und den betroffenen Kommunen würden vor allem Turnhallen und Schulen dafür umfunktioniert, erläuterte der DRK-Beauftragte Steinke.
Im Notfall: Berufsschule wird zu Notunterkunft umfunktioniert
Das DRK habe bereits einige Einrichtungen dafür erprobt wie jetzt die Kreisberufsschule, die mit als erstes dafür vom Kreis bereitgestellt werden würde. In jeweils fünf Regionen des Kreises sollen mindestens zwei Einrichtungen sofort dafür in Frage kommen.
Den Aufbau und die Organisation des Ablaufs hat das 31-köpfige Betreuungsteam des DRK innerhalb von drei Stunden in der Berufsschule einsatztauglich in Szene gesetzt. Im Foyer der Schule würden die hilfsbedürftigen Menschen zunächst empfangen und registriert.
Notunterkunft in der Berufsschule – auch mit Behandlungszimmer
Für diejenigen, die eine ärztliche Behandlung brauchten, würde ein Behandlungszimmer eingerichtet nebst einem großzügigen Warteraum. In den Klassenräumen würden jeweils zehn Feldbetten aufgestellt, die eine Übernachtung ermöglichten.
Die Schulküche könnte die Menschen mit Lebensmitteln versorgen, die zum Beispiel mit dem neuen Kühlwagen des Kreises herangeschafft werden könnten. Zudem würden sie hier mit Artikeln des täglichen Bedarfs für Hygiene und Medikamenten ausgestattet werden können.
Die gute technische Versorgung ließe sogar Spielzimmer für Kinder und Filmvorführungen für Jugendliche und Erwachsene in den Aufenthaltsräumen einrichten, erklärte DRK-Mann Steinke bei einem Rundgang.
Berufsschule: „Hervorragende Infrastruktur“ im Katastrophenfall in Pinneberg
„Wir haben hier in der Berufsschule natürlich eine hervorragende Infrastruktur, auf die wir zurückgreifen können.“ Hier seien auch sanitäre Anlagen und Duschen ausreichend vorhanden.
Zwölf Stunden lang würde das 31-köpfige Team des DRK im Ernstfall eine solche Notunterkunft einrichten und versorgen, bis sie von einem ebenso großen, weiteren Einsatzteam des DRK abgelöst werden würde, erklärte Steinke. Kreisweit stünden dafür gut 300 ausgebildete betreuungs-und Rettungskräfte des DRK zur Verfügung.
DRK wiederholt solche praxisnahen Übungen regelmäßig
Solche praxisnahen Übungen würden regelmäßig wiederholt. Sie seien auch wichtig, um das Zusammenspiel der Einsatzkräfte von DRK, Feuerwehr, THW und Katastrophenschutz zu üben und das Material zu testen, erklärte Koltzau.
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Außer einem „Schwarzfall“, wie er den kompletten Stromausfall nennt, müsse der Kreis auf mögliche Hochwasserszenarien, Pandemien oder eine plötzlich große Anzahl von geflüchteten Menschen vorbereitet sein.
Letzteres habe sich im vorigen Jahr gut bewährt, als in kurzer Zeit das stillgelegte Krankenhaus in Wedel umfunktioniert wurde, um dort für einige Wochen bis zu 130 Menschen aus der Ukraine aufzunehmen.
DRK wiederholt solche praxisnahen Übungen regelmäßig
Aber auch die Bevölkerung sollte sich für einen Ernstfall wappnen, rät DRK-Beauftragter Steinke. So sollte jeder einen gewissen Lebensmittelvorrat und wichtige Medikamente parat sowie Dokumente und Hilfsmittel wie Kerzen, Taschenlampen, Feuerzeuge und Streichhölzer schnell dabei haben.
Auf einer Homepage hat der Kreis Pinneberg dazu einige Tipps für die Selbstvorsorge aufgelistet: www.sei-bereit.kreis-pinneberg.de
Dort sind auch die inzwischen mehr als 20 Notfall-Infopunkte aufgeführt, die bis zum Jahresende kreisweit in jeder Stadt und jeder Gemeinde geschaffen werden sollen. Dort sollen Betroffene Erste Hilfe erhalten, sich aufwärmen, mit Essen und Notstrom versorgen und selbst einen Alarm absetzen können, wenn durch einen Blackout plötzlich alle Telefone, Handys und das Internet ausfallen sollte.