Elmshorn. Schon Anfang 2025 soll das Werk im Kreis Pinneberg Geschichte sein. Die Mitarbeiter haben es erst Donnerstagmorgen erfahren.
Lange wurde es befürchtet, jetzt bestätigt der Konzern die beabsichtigte Schließung: Der Autozulieferer Autoliv plant, seinen Standort in Elmshorn bis Anfang des Jahres 2025 aufzugeben. 500 Menschen verlieren damit voraussichtlich ihre Arbeit im Kreis Pinneberg. Das hat der schwedische Mutterkonzern am Donnerstagmorgen auch den Mitarbeitern mitgeteilt.
Konkret hat Autoliv als größter Airbaghersteller der Welt angekündigt, den „Standort Elmshorn bis Anfang 2025 zu schließen und die meisten kundenorientierten Aktivitäten sowie die des hiesigen Technologie-Centers am bestehenden Standort Dachau nahe München zusammenzuführen“. Von „dieser Veränderung“ seien mehr als 500 Mitarbeiter in Elmshorn betroffen.
Autoliv in Elmshorn schließt: 500 Mitarbeiter verlieren Jobs
Die Entscheidung sei Teil der andauernden, weltweiten Restrukturierungsmaßnahmen des Konzerns. Im Zuge derer beabsichtige Autoliv, seine Gesamtbelegschaft um bis zu elf Prozent zu reduzieren – 8000 Mitarbeiter weltweit. „Im Einklang damit sind dies die ersten Maßnahmen zur Reduzierung unserer Gesamtbelegschaft und wichtige Schritte zur Optimierung unserer geografischen Präsenz“, sagt Mikael Bratt, Präsident und CEO von Autoliv.
„Wir sind zuversichtlich, dass diese Schritte unsere Fähigkeit verbessern werden, unseren Kunden erstklassige lebensrettende Produkte und Lösungen anzubieten“, so Bratt weiter. Die nun veröffentlichten Pläne sehen „eine vollständige Schließung des Standorts“ in Elmshorn vor.
Autoliv-Chef: „Wir werden uns an die Verpflichtungen halten“
Konkrete Maßnahmen bei der Belegschaft würden „in Übereinstimmung mit den örtlichen Bestimmungen und im Rahmen eines Dialogs mit den gewählten Vertretern und Sozialpartnern“ festgelegt. Ziel sei, Regelungen zu finden, die für die betroffenen Mitarbeiter „am besten geeignet“ sind.
„Wir werden uns selbstverständlich an die Verpflichtungen halten, die in der jüngsten Vereinbarung über Arbeitsplatzgarantien eingegangenen wurden“, versichert Stefan Wagner, Managing Director German Sites bei Autoliv.
Elmshorn: Autoliv begründet Schritt mit „schwierigen Marktbedingungen“
Nachdem am Elmshorner Standort im Kreis Pinneberg schon 2021 begonnen wurde, die Produktion auslaufen zu lassen und schrittweise nach Ungarn zu verlagern, seien im Technologie-Center heute noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit europäischen und globalen Querschnittsfunktionen angestellt. Diese reichen vom Engineering und Qualitätsmanagement bis hin zu administrativen Bereichen.
Der nächste Schritt nach der Ankündigung für die Mitarbeiter sei nun der Verhandlungsprozess mit den Sozialpartnern, um „einen Plan für die Standortschließung auszuarbeiten“, sagt Wagner weiter.
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Hintergrund der globalen Umstrukturierung sei, dass sich Automobilzulieferer derzeit mit zunehmend schwierigen Marktbedingungen konfrontiert sehen – unter anderem hohe Inflation und enormer Kostendruck.
Autoliv schließt Standort Elmshorn – und weitere
Deshalb werde auch nicht nur der Standort Elmshorn aufgegeben. Autoliv prüfe zudem eine Schließung seiner Textilweberei für Vorhangairbags in Congleton in Großbritannien. Dort wären 250 Mitarbeiter betroffen.
Autoliv gehe davon aus, dass 2023 rund 1.100 Mitarbeiter in Deutschland, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und in Italien ihren Job verlieren.
Elmshorns Oberbürgermeister: „Sterben auf Raten“
Elmshorns Oberbürgermeister Volker Hatje (parteilos) zeigte sich wenig überrascht von der Entscheidung Autolivs, den Standort in Elmshorn aufzugeben. „Die Produktion wurde ja bereits in den vergangenen Jahren ins Ausland verlagert und aufgrund der engen Zusammenarbeit mit Geschäftsführer Jens Eisfeld habe ich etwas derartiges bereits befürchtet“, so Hatje. Er spricht von einem „Sterben auf Raten“.
Seine Sorge gelte nun den Mitarbeitenden. „Wir haben jetzt zum Glück noch anderthalb Jahre Zeit, um für diejenigen, die nicht in Frührente gehen, Jobs in Elmshorn und dem Hamburger Raum zu finden“, sagt Hatje. Bei der Schließung Hareicos und des Standorts der Deutschen Telekom (FZA) sei das auch gelungen.
Oberbürgermeister Hatje sorgt sich um Elmshorner Autoliv-Mitarbeiter
Autoliv verfüge über zahlreiche verlässliche und gut ausgebildete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Ich bin zuversichtlich, dass es gelingen wird, sie hier in der Region unterzubringen“, sagt Oberbürgermeister Hatje. In Sachen Gewerbesteuer verursache der Weggang keine Sorgenfalten, die Lage sei ausgezeichnet.
Was ihm Sorgen bereite sei der Niedergang des Industrie- und Technologiestandortes Deutschland. Produktion und Entwicklung verlagerten sich zunehmend ins Ausland. Nun gelte es in der Zusammenarbeit mit Autoliv die „sehr attraktive Fläche“ in die Entwicklung zu bringen. „Die Nachfrage nach solchen Flächen ist riesig“, so Hatje. Er sei sicher, dass sich Interessenten finden würden.