Kreis Pinneberg. Überraschende Ehrung zu Beginn der Sitzung für die scheidende Kreistagsbüroleiterin Kerstin Seidler. Was sonst noch geschah.
So viel rührende Anteilnahme und liebe Abschiedsworte gab es wohl noch nie auf einer Kreistagssitzung. Das lag sicher auch daran, dass hier kein Politiker und keine Parlamentarierin in den verdienten Ruhestand begleitet werden sollte. Vielmehr ging es um eine Frau, die seit vielen Jahren alle Abgeordneten liebevoll betreut, sie in allen Rechtsfragen berät und ihnen hilft, ihre Anträge rechtzeitig auf die Tagesordnung zu heben.
Insofern stahl an diesem Abend Kerstin Seidler allen die Show. Vor allem dem erst danach wiedergewählten neuen und alten Kreispräsidenten Helmuth Ahrens (CDU) aus Halstenbek. Die Beamtin Seidler (61), die schon 1981 in der Kreisverwaltung gelernt hat und seitdem dort geblieben ist, geht jetzt in den Vorruhestand, in die Altersteilzeit, die ihr ermöglicht, in zwei Jahren ganz in Pension zu gehen.
Pinneberger Kreistag: Das gab’s noch nie - tobender Applaus für die wichtigste Frau
13 Jahre lang hatte sie das Büro des Kreistages in der Kreisverwaltung geleitet. „Kerstin Seidler war ständig verfügbar und hat uns stets mit Rat und Tat zur Seite gestanden“, würdigte Kreispräsident Ahrens seine wichtigste Assistentin in der Verwaltung. Durch ihre jahrzehntelange Erfahrung und ihr herausragendes kommunalpolitisches Wissen und ihre herzliche Art habe sie sich bei allen beliebt und quasi unersetzlich gemacht. „Wir sind traurig, dass du gehst“, sagte Ahrens.
Dass das keine leeren Worte waren, zeigte sich gleich zu Beginn der Sitzung. Bevor überhaupt die Debatte und Wahlen auf der konstituierenden Sitzung des neuen Kreistages losgingen, versammelte sich ein großer Teil des Kreistages aller Fraktionen vor dem Rednerpult. Alle anderen standen feierlich auf. Dann hielten sie gemeinsam eine Buchstabenreihe hoch, auf der stand: „Vielen Dank Frau Kerstin Seidler“
Kerstin Seidler: „Es hat mir immer sehr viel Spaß und Freude gemacht.“
Die so Geehrte war gerührt und zunächst sprachlos. Diese Aktion hatte sie völlig überrascht. Eine Rede werde sie jetzt aber nicht halten, bat Kerstin Seidler um Verständnis. „Ich mache das jetzt seit Juni 2010“, sagte sie. „Es hat mir immer sehr viel Spaß und Freude gemacht. Danke für ihr Vertrauen“, sagte sie und sammelte die Pappschilder mit den Buchstaben zur Erinnerung ein. Dann brach tosender Beifall aus, den es in dieser Form und Länge im Kreistag sicherlich noch nie gegeben hatte.
Danach ging es zunächst in dieser entspannten und geschlossenen Art weiter. Der 72 Jahre alte Ahrens (CDU) wurde ebenso einmütig wiedergewählt wie seine beiden Stellvertreterinnen Elke Schreiber (SPD) und Sabine Schaefer-Maniezki (Grüne), die beide in Quickborn leben. Ahrens dankte für das große Vertrauen. Denn bei einer Wiederwahl hingen „die Trauben höher“, es werde mehr erwartet, und der eine oder die andere sei vielleicht mit seiner ersten Amtszeit, die er als „Experiment“ bezeichnete, nicht einverstanden gewesen.
Pinneberger Kreistag: Kreispräsident Helmuth wurde einstimmig wiedergewählt
Dieser große Rückhalt sei ihm „eine große Motivation, diese Herkulesaufgabe als Chef im Ring noch mal fünf Jahre ausüben zu können“, sagte Ahrens und mahnte seine Kreistagskollegen: „Die Bürgerinnen und Bürger erwarten von uns keinen Streit, sondern Ergebnisse und Lösungen. Lasst uns über das Wesentliche beraten.“
SPD-Fraktionschef Hans-Peter Stahl, der Ahrens als dienstältestem Abgeordneten, der seit April 1994 dem Kreistag ununterbrochen angehört, den Amtseid abnahm, lobte dessen Kreispräsidentschaft über Gebühr. Ahrens führe sein Amt „sehr würde- und respektvoll aus“, sagte Stahl.
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Vor allem zeichne sich der Halstenbeker durch seine humorvolle Art aus und könnte über sich selbst lachen. „Ahrens ist hart in der Sache, aber angenehm in seiner Art“, sagte Stahl und sagte es feierlich auf Lateinisch: „Fortiter in re, suaviter in modo.“ Ein Satz, den der jesuitische Ordensgeneral Claudio Asquaviva im 16. Jahrhundert geprägt haben soll.
Pinneberger Kreistag: Zwei neue Stellvertreter für die Landrätin
Auch die beiden Stellvertreter von Landrätin Elfi Heesch wurden einstimmig gewählt. Es sind Daniel Kölbl (28, CDU), der gerade auch zum neuen Bürgervorsteher in Tornesch gewählt wurde, und Thomas Grabau (58, Grüne) aus Wedel. Sie beide lösen Manfred Kannenbäumer (CDU) und Verena Mohnke (SPD) in dieser Funktion ab.