Pinneberg/Norderstedt. Was ein Rettungsschwimmer-Ausbilder von der DLRG Eltern ans Herz legt: Acht wichtige Ratschläge für die Freibadsaison.
Die Sonne scheint und die Freibäder in der Region füllen sich. Gleichzeitig gibt es die ersten Badeunfälle in Norddeutschland und es kommt gerade mit kleineren Kindern immer wieder zu brenzligen Situationen. Wir haben Johannes Schmidt, Leiter des Itzstedter Freibades, gefragt, was er Eltern in Sachen Sicherheit rät. Schmidt ist auch technischer Leiter des DLRG-Ortsvereins Itzstedt und bildet selbst Rettungsschwimmer aus.
Tipp Nr. 1: Nah beim Kind sein, es in jedem Moment im Blick haben
Die wichtigste Regel: „Kinder, die keinen Freischwimmer haben, müssen in jedem Moment sehr genau beaufsichtigt werden!“, sagt Johannes Schmidt. „Genau beaufsichtigen heißt, man ist wirklich direkt beim Kind und nicht irgendwo, wo man meint, dass man das Kind ja noch sehen kann.“
Schmidt betont auch: „Die Eltern haben die Hauptaufsicht, niemand sonst. Die Rettungsschwimmer unterstützen nur.“
Tipp Nr. 2: Nicht durch das Smartphone ablenken lassen!
Sicherheits-Tipp Nummer zwei: „Eltern sollten wirklich nicht ständig auf ihr Smartphone schauen, sondern möglichst nur dann, wenn es unbedingt nötig ist“, sagt Schmidt. Die Rettungsschwimmer im Freibad sehen leider immer wieder, dass Eltern durch ihr Telefon abgelenkt sind.
„Da hat leider ein Wandel stattgefunden“, sagt Schmidt. Aber Unachtsamkeit sei sehr gefährlich. Es komme deshalb immer wieder zu Schreckmomenten: „Manchmal laufen Eltern panisch herum, weil sie ihre Kinder aus dem Blick verloren haben.“ Das gehe zwar „fast immer glimpflich“ aus, dennoch appelliert der Freibadleiter an Eltern und alle Aufsichtspersonen, wirklich nur die Kinder im Blick zu haben und sich nie ablenken zu lassen.
Tipp Nr. 3: Nichtschwimmer wirklich nur im Nichtschwimmerbereich
„Kinder, die nicht richtig schwimmen können, haben im Schwimmerbereich auch nichts zu suchen!“, sagt Johannes Schmidt. Was eigentlich selbstverständlich ist, muss betont werden. Denn viele Eltern gehen mit ihren kleinen Kindern trotzdem ins Tiefe, „nach dem Motto, ich bin ja dabei“, sagt der Freibadleiter.
„Ich muss die dann oft darüber aufklären, dass die ja zum Beispiel mit ihrem Baby auf dem Steg ausrutschen oder angestoßen werden können“, sagt Schmidt.
Tipp Nr. 4: Kinder mit Freischwimmer trotzdem beaufsichtigen
Auch Kinder, die schon schwimmen können, sollten beaufsichtigt werden. „Wenn Kinder schon ihren Freischwimmer haben, sollte man sie trotzdem immer im Blick behalten“, rät Johannes Schmidt. „Es bleiben Kinder, die nicht dieselbe Wahrnehmung von Gefahrensituationen haben. Sie können sich verschlucken, oder sie verletzen sich beim Springen vom Sprungturm oder Sprungbrett.“
Als Faustregel gilt für Schmidt: „Ab dem Jugendlichenalter, also so ab 13, 14, ist es in Ordnung, wenn die Erwachsenen sie nicht mehr beaufsichtigen beziehungsweise, dass sie dann auch allein ins Freibad gehen. Aber es kommt auch immer auf die individuelle Reife des Kindes beziehungsweise Jugendlichen an.“
Tipp Nr. 5: Bei Kleinkindern Unterkühlung und Überhitzen vermeiden
Gerade bei kleinen Kindern sollte auf die Temperatur geachtet werden. „Kleinkinder überhitzen und unterkühlen schnell“, sagt Schmidt. „Das bedeutet, man sollte ihnen nach dem Schwimmen schnell die nassen Sachen ausziehen. Und nicht zu lange in der prallen Sonne mit ihnen sitzen, sondern zwischendurch immer wieder in den Schatten gehen.“
Tipp Nr. 6: Immer genug trinken, um Bewusstlosigkeit zu vermeiden
„Wir erleben immer wieder, dass Jugendliche und auch Erwachsene bewusstlos gefunden werden, weil sie nicht genug getrunken haben. Man unterschätzt einfach, wie schnell man dehydriert.“ Also: Immer schön Flüssigkeit zu sich nehmen beziehungsweise den Nachwuchs zum Trinken animieren.
Tipp Nr. 7: Vorher über Gewässer und Gefahren informieren
Regel Nummer sieben: „Eltern sollten sich über das Gewässer, in das sie mit ihren Kindern gehen, genau informieren“, sagt Johannes Schmidt. „Das ist leicht im Internet möglich.“ So sollte man also bei Flüssen und natürlich auch am Meer Strömungen und gefährliche Stellen kennen. Kinder sollten über Gefahren aufgeklärt werden. Generell sind Badestellen mit Aufsicht unbedingt vorzuziehen.
Tipp Nr. 8: Kinder möglichst bald in den Schwimmkurs schicken
„Die allerbeste Prävention gegen Unglücke ist frühes Schwimmenlernen“, sagt Johannes Schmidt. Das geeignete Alter für einen regulären Schwimmkurs ist fünf, sechs Jahre, sagt er. Aber auch vorher gebe es sinnvolle Angebote zur Wassergewöhnung. Eltern von Kleinkindern könnten auch zu Hause damit beginnen.
Schwimmflügel ja oder nein? Das sagt der Freibadleiter dazu
Viele Eltern von Kleinkindern setzen auf Schwimmflügel. Doch die sind bei Experten umstritten. Das sagt Johannes Schmidt dazu: „Aus Sicherheitsgründen kann ich nachvollziehen, dass man seinen Kindern Schwimmflügel anlegt. Aber zum Schwimmenlernen sind die nicht ideal. Kinder kommen dadurch in die Sinkposition“, sagt Johannes Schmidt.
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Besser sei aber die „Liegeposition“ – und in die kommen Nichtschwimmer-Kinder, wenn die im Wasser einen Schwimmgürtel oder eine Schwimmweste anhaben. „Ich persönlich ziehe das deshalb vor“, sagt Schmidt. Er hat selbst zwei Söhne: einen im Kleinkindalter und einen, der selbst schon Rettungsschwimmer ist.