Kreis Pinneberg. Seit mehr als 20 Jahren gibt es die Online-Plattform für gebrauchte Sachen. So können auch Sie „Plietschplatz“ nutzen.

Der Kreis Pinneberg ist seit den 1990er-Jahren Vorreiter bei der Vermeidung von Abfällen. Mit Marko Hoffmann hat die Kreisverwaltung seit 30 Jahren einen Pionier der frühen Abfallberatung in ihren Reihen.

Als erster Kreis in ganz Schleswig-Holstein führte der Kreis Pinneberg im Dezember 2000 eine Online-Tauschbörse für gebrauchte Sachen ein, „die zu schade für den Müll“ sind, so der Slogan damals. Seitdem haben fast 11.000 Menschen im Kreis Pinneberg das Portal „Plietschplatz“ genutzt, das bis zu 4000 tagesaktuelle Angebote von Dingen aufführt, die verschenkt oder getauscht oder für kleines Geld erworben werden können.

Kreis Pinneberg: Plietschplatz: die meist besuchte Tauschbörse im ganzen Land

„Das ist ein hervorragendes Projekt zur Abfallvermeidung, das Marko Hoffmann hier initiiert und von Anfang an begleitet hat“, lobt Fachbereichsleiter Andreas Köhler den Kollegen, der jetzt in den Ruhestand geht. Diese immer noch so erfolgreich laufende Gebrauchtbörse habe den ökologischen Gedanken und das Recycling in die Abfallwirtschaft des Kreises Pinneberg eingeführt. „Heute ist das bei uns im Abfallwirtschaftskonzept fest verankert.“ Damals sei es quasi Neuland gewesen.

„Da ist jeder Euro, den wir dafür aufwenden, sein Geld wert“, betont Köhler. Denn die Pflege der Datenbanken und der Internetseite (www.plietschplatz.kreis-pinneberg.de/) koste den Kreis etwa 10.000 Euro im Jahr.

Seinerzeit erhöhte der Kreis jedes Jahr die Müllgebühren

Los ging es damals mit der Einführung des Gelben Sacks für die Entsorgung der Verpackungsabfälle, die heute in Gelben Tonnen gesammelt werden, erinnert sich Hoffmann. Der frisch engagierte Abfallberater von der Hamburger Stadtreinigung hatte jede Menge zu tun. „Täglich riefen und schrieben uns 200 Bürger an, die ihre Restmülltonne abbestellen wollten.“

Seinerzeit erhöhte der Kreis jedes Jahr die Müllgebühren, und die Leute dachten offenbar, sie könnten ihren Hausmüll jetzt quasi umsonst in den Gelben Säcken entsorgen. Das war eine spannende und anstrengende Zeit, sagt Hoffmann. Nicht einfach, den Bürgern zu erklären, dass sie ihren Hausmüll weiterhin über die angemeldeten und kostenpflichtigen Restmülltonnen zu entsorgen hätten.

„Plietschplatz“: Mit 100 Angeboten ging es los

Aber durch die Einführung von zwei- und vierwöchigen Abholterminen kam ihnen der Kreis entgegen, was praktisch der erste Ansatz von weniger Müll gewesen sei, erklärt Hoffmann. Als er dann mit dem Aufkommen des Internets Ende der 90er-Jahre auf die Idee kam, diese Online-Tauschbörse einzuführen, musste er auch intern ein paar Widerstände überwinden. Sein damaliger Abteilungsleiter fand es zunächst gar nicht gut, dass sich das fünfköpfige Abfallberatungsteam um diese virtuelle Internetplattform kümmerte.

Doch der Erfolg und die große Resonanz aus der Bevölkerung überzeugten auch alle Kritiker schnell. Mit zunächst 100 Sachen gestartet, die zum Teil auch von seinen Kollegen ins Netz gestellt wurden, entwickelte sich „Plietschplatz“ zum bald wichtigsten Instrument der Müllvermeidung im Kreis.

Tauschbörse ist ein guter Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz

Bis zu 4000 verschiedene Angebote zum Tausch und Verkauf hatte das Portal in seinen besten Zeiten. Anfangs habe er selbst sogar drei Zentner Eierkohlen für die Ofenheizung ins Netz gestellt. „Der Abnehmer war so dankbar, dass er mir dafür Schnaps, Schokolade und Zigaretten anbot“, erinnert sich Hoffmann.

„Viele Bürger und Bürgerinnen, die die Seite neugierig besuchten, hatten sofort den Eindruck, dass es eine lebendige, interessante Webseite ist, wo jeder Besucher auch persönlich einen Nutzen draus ziehen kann“, sagt er. Die Gebrauchtbörse boomte schon nach wenigen Wochen. „Damals wie heute zeigt die Idee, dass jeder Gegenstand, der nicht im Müll landet und lange weiterverwendet wird, ein guter Beitrag zum Klima- und Ressourcenschutz ist.“

Trotz Ebay gibt es immer noch 2500 tagesaktuelle Anzeigen

Inzwischen habe das Onlineportal Ebay das kreisweite Angebot auf etwa 2500 tagesaktuelle Anzeigen reduziert, sagt Hoffmann. „Aber mit 1000 Internetaufrufen am Tag sind wir immer noch die meistbesuchte Tauschbörse in ganz Schleswig-Holstein.“

Zwar würden die meisten Artikel heute eher für bis zu 50 Euro verkauft als getauscht, aber für viele Menschen im Kreis Pinneberg sei dieses System die ideale Möglichkeit, Dinge, die sie für unnütz halten, auf rasche und elegante Weise loszuwerden. Aktuell reicht das Angebot von der Schrankwand bis zum Wohnwagen, von der Kinderschaukel bis zum Reithelm, von Esszimmerstühlen bis zur Bohrmaschine, vom Brautkleid bis zum Computerbildschirm.

Kreis Pinneberg: mit 1000 Aufrufen am Tag die meistbesuchte Tauschbörse

Jedes Angebot werde nach zwei Wochen automatisch gelöscht. Alle User müssten sich nur einmal mit Name und Adresse registrieren lassen und schon könnten sie ihre Tausch- oder Verkaufsangebote mit Foto und kleiner Beschreibung aufs Portal stellen, erklärt Hoffmann. Für die Nutzer des Portals sei es kostenlos.

Auch wenn Initiator Hoffmann jetzt in Rente geht, wird das Plietschplatz-Portal weiter bestehen. Nun wird Julia Dolezil vom Bürgerserviceteam es weiterführen. „Abfallvermeidung und Recycling hat in unserem Abfallwirtschaftskonzept weiterhin einen sehr hohen Stellenwert“, betont Fachbereichsleiter Köhler.