Kreis Pinneberg. Leihbare Autos, Fahrräder und E-Scooter könnten die Zukunft klimafreundlicher Mobilität sein. Doch der Ausbau läuft schleppend.

Carsharing, Bikesharing, E-Scooter – das ist die neue Mobilität der Großstädte. Im Kreis Pinneberg sind diese Angebote in weiten Bereichen allerdings (noch) nicht angekommen. Teilweise haben sich Unternehmen sogar wieder aus der Region zurückgezogen. Woran das liegt, und was für Angebote es bisher gibt:

Da wäre zum Beispiel Rellingen – in Sachen Carsharing so etwas wie die Vorzeige-Gemeinde im Kreis. Seit September des vergangenen Jahres stehen vor dem Rathaus an der Hauptstraße zwei Fahrzeuge des Anbieters Wheego. Rellingens Bürgermeister Marc Trampe spricht von „positiven Rückmeldungen“ auf das neue Angebot. Das Carsharing sei eine „gute Ergänzung“ für den Mobilitätsmix in der Gemeinde.

Verkehr: Carsharing, Bikesharing, E-Scooter, das gibt’s im Kreis Pinneberg

Zur Verfügung stehen stehen ein Kleinwagen mit Benzin-Antrieb und ein Mini-Fahrzeug mit Elektro-Antrieb. Einzige Voraussetzung für leihwillige Rellinger: Sie müssen sich die Wheego-App herunterladen und sich registrieren. Die Preise beginnen bei 13 Cent je Minute.

Diese zwei Fahrzeuge können seit September 2022 in Rellingen ausgeliehen werden – hier bei der Vorstellung des Angebots mit Bürgermeister Marc Trampe und Vertretern des Anbieters Wheego.
Diese zwei Fahrzeuge können seit September 2022 in Rellingen ausgeliehen werden – hier bei der Vorstellung des Angebots mit Bürgermeister Marc Trampe und Vertretern des Anbieters Wheego. © HA | Gemeinde Rellingen

Bürgermeister Trampe kann sich gut vorstellen, dass das Angebot im Bereich Carsharing künftig noch weiter wachsen wird.

Carsharing: Rellingen setzt auf Wheego

Damit ist er auf einer Linie mit Wheego selbst. Der Anbieter will nach eigenen Angaben die Randbezirke Hamburgs weiter in das Geschäftsgebiet integrieren. Gespräche mit anderen Städten und Gemeinden im Kreis Pinneberg werden derzeit jedoch nicht geführt. „Wir treten langsam aufs Gas“, sagt ein Mitarbeiter von Wheego.

Die Stadt Pinneberg hingegen hat mit Carsharing weniger positive Erfahrungen gesammelt. Vor einigen Jahren wurde das Konzept einmal ausprobiert, dann jedoch wegen zu geringer Nachfrage wieder eingestellt. Bis heute hat offensichtlich kein Unternehmen die Stadt für geeignet gehalten, um einen neuen Versuch zu starten.

Carsharing in Pinneberg? Lohnt sich offensichtlich nicht!

Pinnebergs Pressesprecher Marco Bröcker kann das Desinteresse durchaus nachvollziehen, wie er im Gespräch mit dem Abendblatt betont. Zum Pendeln nach Hamburg brauche es seiner Meinung nach kein neues Carsharing-Angebot. Viele Pendlerinnen und Pendler würden den gut ausgebauten ÖPNV nutzen, anstatt mit dem eigenen Auto oder aber einem gemieteten Fahrzeug zur Arbeit in die nahe Hansestadt zu fahren.

Für ein innerstädtisches Carsharing sei die Stadt Pinneberg wiederum zu klein, ist sich der Pressesprecher sicher. Auch für Touren ins Umland, beispielsweise am Wochenende, fehlten die Voraussetzungen: Die sogenannten Free Floating Cars – das sind Fahrzeuge, die innerhalb eines fest definierten Nutzungsgebiets auf jedem freien Parkplatz abgestellt werden dürfen – könnten in anderen, noch kleineren Kommunen oder auf dem Lande nicht einfach geparkt werden.

Auch in anderen Teilen des Kreis Pinnebergs gibt es bisher kein Carsharing. In Elmshorn sei es immerhin Bestandteil der neuen Mobilitätsstrategie, sagt Bürgermeister Volker Hatje.

Elmshorn bietet Bikesharing am Bahnhof an

Beim Bikesharing sieht die Lage ähnlich aus: In Elmshorn gibt es immerhin eine Station am Bahnhof, die nach Angaben des Bürgermeisters aber noch nicht ausgelastet ist. Die Station in der B+R-Anlage am Bauerweg 1 ist seit August 2021 in Betrieb. Gebucht werden die 18 Kompaktfahrräder, neun Pedelecs und ein Lastenpedelec online über das Buchungsportal www.nahsh.bike-and-park.de.

„Unsere Zielgruppe sind insbesondere die Berufspendelnden mit Arbeitsort Elmshorn. Das Angebot steht aber natürlich auch allen Elmshornerinnen und Elmshornern offen“, heißt es in einer Stellungnahme von Baustadtrat Lars Bredemeier auf der Internetseite der Stadt. Weitere Anbieter gibt es in Elmshorn allerdings nicht.

Fast alle Pinneberger haben ein eigenes Fahrrad

Pinnebergs Stadtsprecher Bröcker sieht für einen öffentlichen Fahrradverleih in der Kreisstadt momentan eher kein Potenzial. Pinneberg sei zwar eine absolute Fahrradstadt – innerhalb von 15 Minuten soll man jeden Ort mit dem Rad erreichen können.

Außerdem, so Bröcker, werde die Infrastruktur für die Zweiräder seit Jahren weiter ausgebaut. Das Problem für Leihfahrrad-Anbieter: Die meisten Pinnebergerinnen und Pinneberger besitzen gerade wegen der guten Voraussetzungen bereits ein eigenes Fahrrad. Fahrräder zu verleihen, sei da eher unattraktiv, so der Pressesprecher.

Verkehr: E-Scooter gibt es bisher nur in Pinneberg und Elmshorn

Auf dem Vormarsch sind da in der Region schon eher die E-Scooter, die ausgeliehen werden können. E-Roller der Anbieter Lime und Tier sind seit Kurzem sowohl in Pinneberg als auch in Elmshorn auf den Straßen unterwegs. Dieses Angebot wird wohl gut angenommen. „Die Anbieter sind mit den Zahlen sehr zufrieden“, sagt Elmshorns Bürgermeister Volker Hatje. Für etwa 25 Cent pro Minute können kurze Strecken per E-Scooter schnell zurückgelegt werden.

Die Kritik an den Rollern hält sich in den beiden Städten in Grenzen, auch wenn schon das eine oder andere Gefährt in der freien Natur aufgefunden wurde und die meist jugendlichen Nutzer gelegentlich mit den E-Scootern in Fußgängerzonen unterwegs sind, wo sie nichts zu suchen haben!