Kreis Pinneberg. Wie ist die Lage für Radler am Bahnhof? Der ADFC hat das jetzt im Land getestet. So schneiden die 20 Haltepunkte im Kreis Pinneberg ab.

Wie komfortabel ist das immer beliebter werdende Pendeln mit dem Rad und der Bahn eigentlich? Dieser Frage ist der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) in einem großen Test in Schleswig-Holstein nachgegangen. Denn immer mehr Menschen fahren mit dem Rad zum Bahnhof und nutzen dort die klimafreundliche Bahn – auch im Kreis Pinneberg, wo 20 Haltepunkte getestet wurden.

Ein wichtiger Faktor für die Fahrt mit dem Fahrrad sei laut ADFC: Es muss es am Bahnhof auch eine gute Radabstellanlage geben, um das eigene Fahrrad sicher angeschlossen zu wissen. Wie fahrradfreundlich Schleswig-Holsteins Bahnhöfe sind, haben die Tester für alle 179 Bahn- und S-Bahnhalte bewertet.

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Das Ergebnis fasst Stephanie Meyer, Landesvorsitzende des ADFC Schleswig-Holstein, so zusammen: „Leider verfügt die Hälfte der Bahnhöfe bei uns im Land über gar keine oder deutlich zu wenige gute Abstellanlagen für Fahrräder.“ Sichere und komfortable Abstellanlagen seien aber essenziell. „Denn nur, wer sein Rad auch wiederbekommt, nutzt es für die Fahrt zum Bahnhof!“

Im Kreis Pinneberg erhalten von den 20 getesteten Haltepunkten nur drei Abstellanlagen die Note 1 für besonders komfortable Bike-and-Ride-Anlagen. Demnach ist die Situation in Halstenbek, Prisdorf und am Bahnhof Dauenhof (Westerhorn) „sehr gut“. Dagegen fallen sieben Haltepunkte mit einer glatten 6 durch. Die beiden großen Bahnhöfe in Pinneberg und Elmshorn wurden auch nur mit der Note 5 bewertet.

Bahnhöfe im Kreis Pinneberg: Das sind die drei Sieger im ADFC-Test

Als Hauptkriterium wurde das Verhältnis der Fahrgäste im Vergleich zu den vorhandenen „guten Radabstellanlagen“ angelegt. Radabstellanlagen, die weiter als 500 Meter vom Bahnhof entfernt sind, wurden vom ADFC nicht berücksichtigt. Zur Bewertung hat der ADFC eine Klassifizierung nach dem Raster von Schulnoten von 1 bis 6 erstellt.

Im sehr gut bewerteten Halstenbek etwa gebe es 81 Stellplätze ohne Überdachung, 202 Stellplätze haben ein Dach. Hinzu kommen sogar noch 16 sogenannte Fahrradboxen. Insgesamt gibt es also 299 Abstellplätze für Räder in Halstenbek. Gemessen an den Fahrgastzahlen ergebe sich so die Note 1 für den Bahnhof.

Testbericht Bike and Ride: Nur ein Drittel im Land erreicht die Noten 1 und 2

In Prisdorf mit seinen 730 Ein- und Ausstiegen pro Tag gibt es insgesamt 151 Abstellplätze für Räder, davon sind 36 gesichert, 80 Plätze haben ein Dach. Für die Tester ausreichend, um auch diesen Halt mit „sehr gut“ zu bewerten. Am "sehr guten" Bahnhof Dauenhof gebe es 64 überdachte Plätze sowie 21 Plätze in Schließanlangen.

Die neue Bike-and-Ride-Anlage am Wedeler Bahnhof punktet auch im ADFC-Test.
Die neue Bike-and-Ride-Anlage am Wedeler Bahnhof punktet auch im ADFC-Test. © Stadt Wedel | Sven Kamin

Diese drei Bahnhöfe im Kreis Pinneberg gehören zu den positiven Beispielen von Bike+Ride-Anlagen im Land. Insgesamt haben 19 Prozent der Bahnhalte in Schleswig-Holstein mit der Note 2 abgeschnitten, zehn Prozent sogar mit der Note 1. Für diese guten Noten war, neben einer großen Anzahl an guten Radabstellanlagen, auch die Sicherung vor Wind und Wetter ausschlaggebend. Fahrradboxen oder Sammelschließanlagen steigerten die Bewertung.

ADFC: In vielen Kommunen gibt es Aufholbedarf

Der ADFC-Test zeige aber auch, dass es bei vielen Kommunen noch Aufholbedarf gibt. So müssten besonders die großen Kommunen wie Kiel, Lübeck und Neumünster wegen der hohen Fahrgastzahlen noch weitere Radabstellanlagen schaffen. Aber auch regionale Zentren wie Pinneberg, Elmshorn, Husum, Itzehoe oder Rendsburg müssten dringend in eine gute Fahrradabstellanlage investieren.

Pinnebergs Bahnhof wird dahingehend gerade umgebaut. Aktuell sind 382 Stellplätze für den ADFC allerdings zu wenig im Verhältnis zu 7300 Ein- und Ausstiegen. Note: 5. Auch in Elmshorn, wo 786 Stellplätze zur Verfügung stehen, sei die Situation miserabel, denn es gebe fast 18.000 Ein- und Ausstiege pro Tag. Immerhin: 645 Plätze an der Krückau sind „gesichert“, zudem gibt es 43 Radboxen.

Warum viele Bahnhöfe im Kreis Pinneberg nur eine 6 bekommen haben

Eine 5 kassierte auch die Haltestelle Quickborn-Süd mit ihren 55 gesicherten Abstellplätzen. Die Hauptstation in Quickborn schnitt aber nur unwesentlich besser mit einer 4 ab. Dort gibt es bei 3000 Ein- und Ausstiegen pro Tag nur 206 Abstellmöglichkeiten für Räder, 114 davon überdacht, 30 in Radboxen.

Mit einer glatten 6 schnitten im Kreis Pinneberg die Haltepunkte Langenmoor (Elmshorn), Sparrieshoop, Bokholt, Voßloch, Barmstedt (Brunnenstraße), Langeln sowie Bönningstedt ab. Allesamt haben nur sogenannte Vorderradbügel als Stellplätze, und davon zu wenig – zumindest gemessen an den täglichen Ein- und Ausstiegen.

Vier Bahnhöfe im Kreis erhielten auch die Note 2 – das sind sie

In Thesdorf wurde die Situation für Pendler mit Rad mit einer 4 bewertet. Bei 1600 Ein- und Aussteigern pro Tag gibt es nur 116 Radstellplätze – allesamt ohne Dach. Für den ADFC nur eine unbefriedigende Situation.

Eine 3 wurde im Kreis Pinneberg nicht vergeben, dafür erhielten vier Haltepunkte die Note gut, also eine 2. Das sind die Bahnhöfe Krupunder, Wedel, Hasloh und Tornesch. In Tornesch etwa gibt es 714 Plätze, davon 100 in Sammelschließanlagen. 4500 Ein- und Ausstiege gebe es dort.

Bike-and-Ride-Fahradbox am Bahnhof Wedel
Bike-and-Ride-Fahradbox am Bahnhof Wedel © Stadt Wedel | Sven Kamin

Wedel punktet mit 433 „guten Radstellplätzen“, 62 davon in Radboxen. Krupunder hat immerhin 181 Stellplätze, 124 davon mit Dach. Hasloh weiß mit 160 überdachten Stellplätzen zu gefallen.

Gute Radanlagen erhöhen die Motivation für Pendler

In seinem Test verweist der ADFC auf den hohen Motivationseffekt guter Radstellplätze. Denn „besonders in Regionen ohne gute Busverbindungen zum nächsten Bahnhof fällt die Wahl des Verkehrsmittels häufig auf das Auto“, so der ADFC. „Gute und sichere Radabstellanlagen können hier den Ausschlag für die Wahl des Fahrrades auf dem Weg zum Bahnhof geben.“

Mit dem Fahrrad erreiche man Ziele in etwa zehn Minuten Entfernung, mit elektrischer Unterstützung erhöhe sich dieser Radius sogar auf bis zu zehn Kilometer im Durchschnitt. „Die Zahlen zeigen aber, dass die Bewertung der Bahnhaltestellen nicht substanziell von der Anzahl der Ein- und Aussteige abhängt“, betont Stephanie Meyer.

Negatives Beispiel in Schleswig-Holstein sei Flensburg

Kommunen wie Bordesholm oder Brokstedt konnten sich etwa mit entsprechenden Angeboten eine 1 sichern, auch Kommunen im ländlichen Raum zeigen, dass die Mobilitätswende dort möglich sei. Jübek mit 2.500 Einwohnern habe ein passendes Angebot und sich damit eine 2 gesichert.

„Negatives Beispiel ist leider Flensburg. Hier wird seit mehr 20 Jahren an einer Fahrradstation im Hauptbahnhof geplant und der Umsetzung ist man bisher kaum einen Schritt näher gekommen“, kritisiert Meyer: „Andere Kommunen haben gezeigt, dass es schneller gehen muss – und dass es möglich ist!“

Bike and Ride in Pinneberg: Die Ergebnisse für alle Bahnhöfe

Meyer verweist auf die Förder- und Beratungsangebote von NAH.SH und der Deutschen Bahn: „Wir möchten alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ermutigen, unseren Test als Weckruf wahrzunehmen. So gut wie aktuell waren die Bedingungen für Planung und Förderung von zukunftsweisender Bike-and-Ride-Anlagen noch nie. Nutzen Sie die Chancen!“

Als Datengrundlage für die Erhebung des ADFC wurde eine Erfassung der NAH.SH GmbH aus dem Jahr 2020 genutzt. In dieser wurden alle Bahnhalte besichtigt und die vorhandene Fahrradabstellinfrastruktur erfasst und kategorisiert. Diese Daten wurden im Januar 2023 um alle Abstellanlagen ergänzt, die im NAH.SH „Bike-and-Ride“-Programm seit 2020 errichtet wurden oder noch im Jahr 2023 errichtet werden sollen. Entsprechend könne es zu Abweichungen kommen.

Sogenannte „Vorderradparker“, bei denen das Rad nur am Vorderrad angelehnt, eingeklemmt und angeschlossen werden kann, wurden aus der Bewertung genommen, da sie den Anforderungen des ADFC an ein sicheres und beschädigungsfreies Parken nicht genügen. Der ADFC Schleswig-Holstein ist mit mehr als 7.600 Mitgliedern die größte Interessenvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Schleswig-Holstein.