Rellingen/Elmshorn. Friseurin hat das große Los gezogen. Sie frisierte beim Modegipfel die Models für den Laufsteg. Was sie zu erzählen hat.
Geht es um Mode und Fashion, kommt man an einem Termin kaum vorbei: der Fashion Week in Berlin – die Modeveranstaltung schlechthin in Deutschland. Während dieser einen Januarwoche in der Hauptstadt werden Modenschauen und Messen für das Fachpublikum und die Öffentlichkeit ausgerichtet – und mittendrin war dieses Mal eine Friseurin aus Elmshorn.
Fashion Week: Elmshornerin frisiert Models in Berlin
Während Top-Designerinnen und Designer aus aller Welt einem fashionaffinen Publikum an wunderschönen Models ihre aktuellen Kollektionen für die nächste Saison präsentiert haben, frisierte Janine Raschdorf einige der Models backstage. Sonst arbeitet sie in einem Rellinger Salon. Nun tauschte sie den Kreis Pinneberg gegen ein wenig Berliner Luft.
Hinter dem Look der Models steckt nämlich viel mehr als nur die Kleidung. Erst mit der passenden Frisur und einem glamourösen Make-up wird der Look zu einem richtigen Hingucker. Dafür arbeiten viele Stylistinnen und Stylisten hinter den Kulissen auf Hochtouren.
Janine Raschdorf wollte gar keine Friseurin werden
Zur aktuellen Berlin Fashion Week 2023 war Janine Raschdorf aus dem Salon Overmann in Rellingen eine von den Auserwählten. Sie durfte gemeinsam mit dem La Biosthétique Team die Models des neuen Showcase „Newest“mit insgesamt sieben Designerkollektionen stylen. Oft ernten dabei nur die Designerinnen und Designer den Ruhm und Applaus. „Macht nichts! Dabei sein ist alles“, schwärmte Friseurin Raschdorf hinterher trotzdem.
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Obwohl ihre Mutter Friseurin ist, wollte Raschdorf selbst eigentlich nie den gleichen Beruf erlernen und ausüben. „Ich wollte immer ins Büro. Nach einem Praktikum habe ich dann gemerkt, dass das wohl doch nichts für mich ist. Ich musste mich ganz neu orientieren und habe dann in einem weiteren Praktikum in einem Salon meinen Beruf gefunden“.
Fashion Week: Rellinger Salon frisiert in Berlin
Bereits seit 17 Jahren arbeitet sie im Salon Overmann und hat dort auch gelernt. Der Rellinger Haarstylist besteht aus einem 16-köpfigen Team und ist spezialisiert auf Haare, Beauty und Haarersatz. Raschdorf selbst ist Topstylistin und Visagistin, Farb-Expertin und auch zuständig für die Aus- und Weiterbildung. „Unser Salon wurde angefragt, an der Fashion Week mitzuarbeiten – und ich habe mich sehr gefreut, dass mein Chef mich geschickt hat.“ Momentan arbeite sie nur zwei bis drei Tage in der Woche, „weil ich Mama bin“. Die Fashion Week sei zu ihrem Alltag im Salon eine „wirklich spannende Abwechslung“ gewesen.
Eine besondere Ausbildung brauche man nicht, um die Models auf der Fashion Week stylen zu dürfen. Natürlich müsse man handwerklich gut sein, in dem was man tut. Der Look müsse perfekt zum Trendoutfit des Designers oder der Designerin passen. Aber das wichtigste sei, gut mit Druck umgehen zu können und dabei trotzdem noch die besten Ergebnisse zu erzielen. In Berlin zähle jede Minute. „Ich glaube, dafür bin ich wie maßgeschneidert. Ich arbeite gerne unter Druck und lasse mich nicht aus der Ruhe bringen“, sagt die 33-Jährige.
Frisieren bei der Berlin Fashion Week ist ein harter Job
Am Montag startete die spannende Reise bei der Fashion Week. „Ich war natürlich super aufgeregt. Ich kannte niemanden und alles war neu“. Abends fand das erste Gespräch zum Kennenlernen statt. Dort trafen sich die Stylistinnen und Stylisten, Make-up-Artists und Teamleader von La Biosthétique und besprachen grob, wie die folgenden Tage ablaufen.
Am Dienstag standen die Stylistinnen und Stylisten schon wieder um 5.30 Uhr zur ersten Show im Backstage-Bereich. Auch der dritte Tag verlangte ihnen einiges ab, und zwar 14 Stunden lang – von 6 bis 20 Uhr holten sie das Beste aus den Models heraus.
„Es lief so ab: Uns wurde ein Model zugewiesen, das frisiert werden sollte. Bevor wir anfingen, musste immer ein Teamleader dazu geholt werden, der uns zeigte, wie die Frisur grob aussehen soll. Manchmal ist die Frisur für lange Haare geplant und dann steht plötzlich ein Model mit kurzen Haaren vor dir. Sowas muss dann eben angepasst werden. Bevor das Model rausgeht, muss noch einmal ein Teamleader drüber schauen, um es abzusegnen.“
Berlin Fashion Week: „Dabei sein ist alles“
Zu jeder Show wurden einige Stylistinnen oder Stylisten ausgewählt, die mit in den Backstage-Bereich durften. „Das war besonders spannend“, sagt Janine Raschdorf. „Die Models haben sich bis zu vier Mal umgezogen. Dazwischen mussten wir immer checken, ob alles richtig sitzt. Es ist eine ganz spezielle Art zu frisieren“. Einige der Frisuren würde man schon eher als Kunst einordnen. So wie beispielsweise den Look eines der Models, deren Gesicht komplett mit ihren Haaren bedeckt war – als wären es Spinnenweben.
Was für sie das Beste an der Fashion Week war, fällt der Friseurin schwer zu benennen. „Überhaupt dabei gewesen zu sein, ist einfach der Wahnsinn. Es war spannend zu sehen, was alles drumherum passiert und wie viel Arbeit hinter dem Look eines Models steckt. Es hat mich zum Beispiel auch überrascht, wie viele Fotografen dabei sind – überall waren Kameras“. Es sei außerdem schön gewesen, neue Leute kennenzulernen und erstaunlich, wie schnell man in ein neues Team hineinwachsen könne.
Fashion Week: Elmshorner frisiert Models in der Hauptstadt
Seit dieser Woche ist Janine Raschdorf wieder in ihrem gewohnten Umfeld in Rellingen. „Man realisiert fast gar nicht, dass man da war“, sagt sie rückblickend. „Die Eindrücke kommen erst jetzt nach und nach an“. Die Tage in Berlin jenseits des Salonalltags in einer glamourösen Welt, in der sich alles um Schönheit und perfekte Ausstrahlung dreht, empfindet sie als große Inspirationsquelle für ihre Kreativität. „Ich habe aus dem Event einiges mitgenommen – viel Inspiration und neuen Wind. Die Models für den Laufsteg zu stylen, ist natürlich etwas ganz anderes als unsere Kundinnen und Kunden im Salon zu verwöhnen.“
Sollte sich die Gelegenheit erneut bieten, würde die 33-Jährige jederzeit wieder an der Fashion Week teilnehmen. „Die Tage waren eine so tolle Erfahrung, ich würde immer wieder mitmachen wollen. Ich hoffe natürlich, dass unser Salon und ich jetzt auf dem Radar sind und künftig erneut angefragt werden“.