Schenefeld. 15-Millionen-Euro-Projekt: Bau des Besucherzentrums hat begonnen. Ab 2024 kann sich jeder über Schenefelder Laser informieren.

Es kostet 15 Millionen Euro und wird den Namen Lighthouse tragen: Die Rede ist vom neuen Besucher- und Konferenzzentrum auf dem European XFEL-Gelände in Schenefeld, für das am Montagnachmittag Baustart war. Die ersten – wenn auch nur symbolischen – Arbeiten am Fundament des Gebäudes nahm Staatssekretär Mario Brandenburg aus dem Berliner Bildungsministerium vor – gemeinsam mit XFEL-Vertretern und Bürgermeisterin Christiane Küchenhof.

Schenefeld: Arbeiten für Besucherzentrum am European XFEL gestartet

Das Gebäude wird in einer Dauerausstellung mit interaktiven Exponaten über den einzigartigen Röntgenlaser und die weltweit wichtige Forschung informieren, die in Schenefeld betrieben wird. Dafür stehen 350 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Hinzu kommen 200 Quadratmeter für Sonderausstellungen, eine Fläche für Virtual Reality-Anwendungen, zwei Schülerlabore sowie Räume für Tagungen und Veranstaltungen für Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Robert Feidenhans`l und Nicole Elleuche (beide XFEL, v.l.), Staatssekretär Mario Brandenburg und Christiane Küchenhof legen symbolisch Hand an.
Robert Feidenhans`l und Nicole Elleuche (beide XFEL, v.l.), Staatssekretär Mario Brandenburg und Christiane Küchenhof legen symbolisch Hand an. © Arne Kolarczyk | Arne Kolarczyk

Dabei soll das Besucherzentrum seinem neuen Namen – Lighthouse steht übersetzt für Leuchtturm – Ehre machen und zum Herzstück von European XFEL werden. Das betonte Nicole Elleuche, Geschäftsführerin und Administrative Direktion bei XFEL. „Im neuen Besucherzentrum wollen wir zeigen, wie unser Röntgenlaser funktioniert und welche Erkenntnisse er zur Lösung großer gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen kann – von der Grundlagenforschung über die Entwicklung von Medikamenten und Therapien über Energieforschung bis hin zu neuen Materialien für die Datenspeicherung.“

Das Schülerlabor werde Schülern „an den Lehrplan gekoppelte sowie ergänzende Experimente und Einblicke in die moderne Forschung ermöglichen.“ Motto des Neubaus laut der Geschäftsführerin: „Vorhang auf für die Wissenschaft“. Das Gebäude diene als Konferenzzentrum für bis zu 350 Personen und soll auch für Kulturveranstaltungen offen stehen. „Ich kann mir hier auch ein Rockkonzert vorstellen.“ Die Eröffnung sei für das Jahr 2024 geplant.

Schenefeld: Strahlkraft weit über die Grenzen der Stadt hinaus

Staatssekretär Brandenburg betonte, es sei ein „wichtiges Zeichen“, das mit Hilfe des Besucherzentrums „Grundlagenforschung anfassbar gemacht“ werde. „Exzellente Grundlagenforschung bildet den Nährboden für Innovationen, die wir brauchen, um die Herausforderungen unserer Zeit zu meistern.“

Küchenhof saß in der Jury, die den Siegerentwurf für das Gebäude ausgewählt hat. „Ich freue mich riesig, dass es jetzt losgeht.“ Das Besucherzentrum als Bestandteil von European XFEL werde eine Strahlkraft weit über die Grenzen der Stadt und Deutschlands haben. „Ich bin jetzt seit 2006 im Amt und konnte jede Etappe bei XFEL begleiten.“

Und das sind einige. Nach dem Lager- und Werkstattgebäude, das 2018 fertiggestellt wurde, dem Betriebsrestaurant Beam Stop (2019), dem Gästehaus für Wissenschaftler aus aller Welt und einer Undulatorenhalle (beide 2021 bezogen) sowie einem neuen Bürogebäude mit mehr als 180 weiteren Arbeitsplätzen, das im Frühjahr 2023 fertiggestellt werden soll, ist das Besucher- und Konferenzzentrum das sechste größere Bauprojekt auf dem Forschungscampus Schenefeld. Nicht mitgerechnet sind das Hauptgebäude und der Campus, die 2016 in Betrieb gingen.

Mehr als 20 Millionen Euro wurden in den Laser investiert

Insgesamt ist seit 2016 ein Betrag von 20,5 Millionen Euro für die weitere Entwicklung des Forschungscampus in Schenefeld geflossen, der eng mit der neuen Science City am Forschungszentrum DESY in Hamburg-Bahrenfeld verbunden sein wird. Zwischen beiden Orten verläuft unter der Erde Norddeutschlands teuerster Blitzer – der Röntengenlaser European XFEL.

Etwa 1,5 Milliarden Euro kostete die 3,4 Kilometer lange Maschine. Deutschland hatte mit rund 760 Millionen Euro den Löwenanteil der Kosten für Bau und Inbetriebnahme der Großforschungsanlage übernommen. Heute trägt das Bundesforschungsministerium (BMBF) mehr als 50 Prozent der jährlichen Betriebskosten von 140 Millionen Euro.

Schenefeld: 13 Länder waren am European XFEL beteiligt

Zwölf weitere Staaten sind Mitfinanziers des Lasers. Er erzeugt extrem helle und kurze Lichtpulse, die winzige Proben beleuchten – bis hin zu Atomen. Von dem Instrument, das Supermikroskop und Hochleistungskamera in einem ist, profitieren Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen: Sie nehmen etwa detaillierte Bilder von Eiweißmolekülen und Krankheitserregern auf und filmen chemische Reaktionen, die sich in Sekundenbruchteilen abspielen.

Schenefeld: 2017 ging der Superlaser European XFEL an den Start

Am 1. September 2017 ging der Laser in den Regelbetrieb. Seitdem wurde der Forschungscampus am Stadtrand Hamburgs kontinuierlich ausgebaut. 500 Mitarbeiter wirken dort inzwischen. Die Gesellschafter tragen auch den größten Teil der Baukosten für das Besucher- und Konferenzzentrum, dessen Finanzierung lange Zeit hart umkämpft war. Schleswig-Holstein unterstützt das Projekt zusätzlich mit zwei Millionen Euro und stellt darüber hinaus eine Lehrerstelle für den Betrieb des Schülerlabors bereit.

Den Namen Lighthouse hat XFEL aus Vorschlägen der Belegschaft ausgewählt. Im Zentrum der Ausstellung steht ein Modell des Röntgenlasers, um das sich weitere interaktive Exponate gruppieren. Die beiden Schülerlabore für Physik und Biochemie werden es Schülern ermöglichen, selbstständig zu experimentieren und dadurch einen Einblick in die Forschung zu gewinnen. Damit wird European XFEL einen Beitrag zur Nachwuchsförderung in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) leisten.