Pinneberg. Die Musicalschule verlässt Pinneberg, feiert vorher aber noch eine gelungene Premiere des Stücks „Die letzten fünf Jahre“.
Holprig war der Weg für die Musical Company bis zur Premiere ihres neuen Stücks „Die letzten fünf Jahre“. Doch um es vorweg zu nehmen: Es war eine gelungene Premiere, alle Beteiligten waren am Donnerstag mit viel Engagement und Herzblut bei der Sache.
Pinneberg: Musical Company bringt ihr letztes Stück auf die Bühne
Stolpersteine hatte es zuvor genug gegeben: Zunächst hatte die Musical-Truppe, wie so viele Kulturschaffenden, sehr unter der Pandemie zu leiden gehabt – und dann der nächste Schock: Die Mietkosten für die Stammspielstätte, das Hotel Cap Polonio, stiegen um knapp 70 Prozent; für die Musical Company war das nicht mehr tragbar. Somit musste kurzfristig umdisponiert werden (wir berichteten). Unterschlupf fanden die Amateur-Darsteller in der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental. Dort wurde geprobt, und dort ging auch die Premiere über die Bühne.
Das Stück „Die letzten fünf Jahre“ von Jason Robert Brown erzählt von einer innigen Liebe; den Höhen und Tiefen der Beziehung zwischen dem Schriftsteller Jamie Wellerstein, gespielt von Martin Gosch, und der Schauspielerin Cathy Hiatt, dargestellt von Hanna Völkl.
Musical Company erzählt zwei Perspektiven einer Trennung
Das Besondere: Die Geschichte wird von den beiden aus zeitlich entgegenkommenden Positionen erzählt. Cathys Geschichte beginnt mit der tragischen Scheidung und endet mit dem ersten gemeinsamen Abendessen. Jamies Geschichte hingegen fängt beim ersten Rendezvous an und endet mit der Tragik der Trennung. Es ist ein Stück, das sich auf die Emotionen, den Schmerz, die Verzweiflung, aber auch auf die Glückseligkeit, das Hochgefühl und die Leichtigkeit einer Beziehung konzentriert.
Und es ist eine Geschichte aus zwei Geschichten, die im Grunde für sich alleine stehen und doch miteinander verwoben sind. Musikalisch wird dies widergespiegelt in den vielen Solonummern, dann aber auch im Duett.
- Ende einer Ära: Die Musical Company verlässt Pinneberg
- Ein Jubiläum ohne Applaus und Happy End
- Vom New Yorker, den es nach Pinneberg zog
Darstellern ist ihre große Leidenschaft für das Stück anzumerken
Die Solonummern, immer szenisch von beiden Hauptdarstellern dargestellt, geben Einblicke in die ungefilterten Emotionen von Jamie und Cathy. Durch die konträr laufenden Zeitachsen wird deutlich, wie fern sich die beiden bereits sind; wie sie mit ihren Gefühlen und dem Partner ringen. Mit einer Ausnahme: In den zwei Duetten kurz vor und dann während der Hochzeit – die Szene gelingt der Company zu einem Höhepunkt der Aufführung.
Durch das ganze Stück hinweg war bei beiden Hauptdarstellern die große Leidenschaft in Gesang und Schauspiel anzumerken – wenn auch gesanglich auf etwas unterschiedlichem Niveau: Hanna Völkl ist ausgebildete Musical-Darstellerin – sie verfügt über eine Stimme mit viel Volumen. Martin Gosch kann da gesanglich nicht ganz mithalten – aber er ist eben auch kein Profi.
Musical Company passt das Zwei-Rollen-Stück fürs Ensemble an
Sehr gelungen das Bühnenbild: Die Zerrissenheit des Paares wird durch einen Türrahmen in der Mitte der Bühne dargestellt, der lediglich im zweiten Akt, wenn sich die beiden Zeitstränge treffen, in den Hintergrund rückt. Das übrige Bühnenbild ist insgesamt sehr minimalistisch, aber durchdacht, und es besticht durch seine Raffinesse: Umzugskartons, im Hintergrund gestapelt, vermitteln die Aufbruchsstimmung zweier Leben, die zumindest eine Weile parallel verlaufen. Gleichzeitig dienen die Kartons als „Versteck“ für Requisiten – wie praktisch!
Das eigentlich nur für zwei Rollen geschrieben Stück wurde in der Produktion der Musical Company sehr gelungen um vier Darstellerinnen erweitert. Die Rollen werden geschickt genutzt, um die Emotionen, die Tragik, aber auch ein wenig die Komik des Stücks hervorzuheben, sowohl durch die Choreographie als auch durch die Kostüme: Mal bleiben die Schauspieler ganz in Schwarz mit starren Masken im Hintergrund, dann wieder agieren sie sehr schrill im Vordergrund, passend zu den Gefühlen, die Jamie und Cathy gerade umtreiben. Zum Ende hin dann der zweite Höhepunkt: Hanna Völkl und Martin Gosch singen zeitgleich verschiedene Lieder: Sie, sehr gelungen, den Song „Mach’s gut bis morgen“ – er, ebenfalls überzeugend, „Ich konnte nie dein Retter sein“.
Musical Company: Viel Applaus für die Darstellerinnen und Darsteller
Das Ende ist kein Happy End, zumindest nicht in der Geschichte. Das Ende der Aufführung war es durchaus: Die Darsteller und Mitwirkenden wirkten ausgelassen, als das Publikum, in dem viele Freunde und Bekannte der Darsteller saßen, lange applaudierte.
Das hatte auch etwas von Abschiedsapplaus, weil viele wohl wussten, dass es nur noch einige Aufführungen in dem kommenden Tagen in Pinneberg geben wird – dann ist Schluss in der Kreisstadt. Weder in Pinneberg noch in der näheren Umgebung gibt es zurzeit passende Räumlichkeiten für die Musical-Gruppe, sodass sie nun für eine Wiederaufnahme des Stücks im Frühjahr nächsten Jahres vorerst nach Itzehoe umzieht. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Was jedoch bereits feststeht, ist der Titel des nächsten Stücks, das die Gruppe auf die Bühne bringen will: „Fame“.
„Die letzten fünf Jahre“ wird noch am 29. und 30. Oktober sowie vom 3. bis 6. November, jeweils ab 19.30 Uhr, außer an den beiden Sonntagen (Beginn dann 17 Uhr) in der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental, Richard-Köhn-Straße 75, aufgeführt; Karten (24/19 Euro) gibt es unter www.musical-company.net und an der Abendkasse.