Pinneberg. Einzelhändler feiern 20-jähriges Bestehen mit verkaufsoffenem Sonntag und Aktionen. Was Besuchern in Pinneberg geboten wird.

„Um kurz nach 9 Uhr griffen Bürgermeister Horst-Werner Nitt und Investor Frank H. Albrecht (AVW) zur Schere – und durchtrennten das rote Band, das den Haupteingang zur Rathauspassage versperrte. Wenige Sekunden später strömte ein kleiner Menschenpulk in Pinnebergs neues Einkaufs- und Dienstleistungszentrum: Etwa 30 Bürger wollten zu den ersten Besuchern des Neubaus gehören.“ So schrieb das Hamburger Abendblatt am 28. November 2002 über die Eröffnung der Rathauspassage in Pinneberg.

Pinneberg: Rathauspassage feiert 20-jähriges Bestehen

20 Jahre ist es nun her, dass der Neubau mit Rathaus und Finanzamt eröffnet worden ist. Grund genug, für Centermanagerin Nicole Bastein, zurück- und vor allem optimistisch nach vorn zu blicken. „Wir sind mit unserem Branchenmix gut aufgestellt“, sagt die 47-Jährige, die vor zwei Jahren in die Fußstapfen ihres Chefs Andreas Mirrek trat, als der sich in den Ruhestand verabschiedete. Zuvor hatte sie sich hauptsächlich um Vermietungen gekümmert. „Derzeit sind bis auf zwei kleine Flächen alle vermietet“, sagt sie.

2008 wurde die Rathauspassage um eine Zeile davor mit weiteren Geschäften erweitert.
2008 wurde die Rathauspassage um eine Zeile davor mit weiteren Geschäften erweitert. © Kolarczyk | Kolarczyk

Seit elf Jahren gehört Nicole Bastein nun schon zum Centermanagement. Und da liegt es fast schon auf der Hand, dass sie ihren Geburtstag am Sonntag in der Rathauspassage feiert – „mit sehr, sehr vielen Menschen“, sagt sie lachend. Denn es ist verkaufsoffener Sonntag, 30. Oktober, in Pinneberg und der 20. Geburtstag der Rathauspassage wird mit einer großen Tombola gefeiert. Gewinne im Wert von 10.000 Euro stecken in der Lostrommel, darunter ein Fahrrad, ein Notebook und eine Playstation.

Pinneberger Rathauspassage umfasst 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche

Immerhin 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche – ohne Sparkasse und Finanzamt – müssen bespielt werden. Und das in schwierigen Zeiten. Die Corona-Pandemie hat die Einzelhändler schwer getroffen. „Im ersten Lockdown durften nur die Drogerie Rossmann und die Bäckerei von Allwörden öffnen“, erinnert sich Bastein. Später kam dann der Buchhandel Hugendubel dazu.

„Wir mussten trotzdem das volle Programm fahren.“ Dann durften unter strengen Auflagen auch wieder die anderen Geschäfte öffnen. Kundenzahlen wurden reguliert, Security kontrollierte den Einlass, Sitzgelegenheiten wurden abgebaut, Desinfektionsständer aufgestellt, die Automatiktüren blieben geöffnet.

Pinneberg: Ankermieter Strauss hinterließ 2017 eine große Lücke

Nun sehen sich die Händler mit Energiekrise und sinkender Kaufkraft konfrontiert. „Jetzt sollen wir die Automatiktüren geschlossen halten, um Heizkosten zu sparen“, sagt Bastein. Viele Lampen seien auf LED umgestellt. Jede zweite soll nun ausgeschaltet bleiben. Verkürzte Öffnungszeiten soll es nicht geben, die Passage bleibt täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Bei der Weihnachtsdeko sieht Bastein wenig Einsparpotenzial. Tristesse in der Adventszeit würde der Branche schaden. „Wir prüfen aber, ob wir die Weihnachtsbeleuchtung später am Tag einschalten.“

Die Rolltreppe steht derzeit aus anderen Gründen still. Beim Starkregen am 26. August liefen auch die Passage und die Tiefgarage voll Wasser. Es lief auch in die Schächte der Rolltreppe. „Es dauert, bis alles mit der Versicherung und Gutachtern geklärt ist und die mit der Reparatur beauftragte Firma Zeit hat.“

Doch der Einzelhandel scheint krisenerprobt, trotzte in den vergangenen Jahren auch schon dem rasant wachsenden Onlinemarkt. Die vergangenen Jahre waren nicht immer einfach. Zum Beispiel als beim langjährigen Ankermieter Strauss im Frühjahr 2017 die Lichter ausgingen. Schließlich waren die 1000 jahrelang von Strauss genutzten Quadratmeter eine echte Hausnummer. Im Sommer eröffnete das Unternehmen Elanza mit einem ähnlichen Sortiment. Die hielten sich nur ein halbes Jahr. „Für so eine große Fläche ist Woolworth für uns ein Glücksgriff“, sagt Bastein. Das Kaufhaus zog am 1. Oktober vor vier Jahren ein. Dafür wurde die Fläche sogar vergrößert um die von Cecile und Thevs.

Die Rathauspassage in Pinneberg aus der Luft betrachtet.
Die Rathauspassage in Pinneberg aus der Luft betrachtet. © HA | B.Kuhn

Pinneberg: Bau der Rathauspassage kostete 70 Millionen Euro

Eine der leeren Geschäftsflächen zwischen Woolworth und Hugendubel nutzt das Centermanagement derzeit für ihre Geburtstagsaktion. „Wir werden den Raum dann brandschutztechnisch auf den neuesten Stand bringen“, sagt Nicole Bastein. Ein Pop-up-Store-Konzept ist in Planung.

Erbaut wurde die Rathauspassage von der AVW Immobilien AG für mehr als 70 Millionen Euro. Mit Sparkasse und Finanzamt wurden langjährige Mietverträge geschlossen. Die Einkaufsmeile wurde damals mit 21 Geschäften eröffnet. Seither hat sich in dem Bau zwischen Friedrich-Ebert-Straße und Am Rathaus einiges geändert, Mieter kamen, Mieter gingen. Aber es gibt auch Händler, die seit der ersten Stunde dabei sind, Hugendubel (früher Weiland), der Juwelier und Deichmann beispielsweise.

„Die Verkäuferin bei Street One sagte mir gerade, dass sie auch schon 17 Jahre hier arbeitet“, sagt Bastein. Man kenne sich untereinander. „Das hat schon was Familiäres.“ Gewechselt hat der Eigentümer. AVW (Albrecht Vermögensverwaltung) verkaufte 2020 an BraWo Invest in Braunschweig. Die AVW Immobilien AG verwaltet das Gebäude.

Pinneberger Rathauspassage: Was zum Jubiläum geboten wird

Auch der von Geschäften gesäumte Laubengang zur Dingstätte gehört zur Rathauspassage. Wo einst die Telekom war, gibt es heute Oberbekleidung für Damen und Herren. „Damit ist die Zeile draußen wieder voll“, sagt die Centermanagerin. Wie viele Menschen die Rathauspassage aufsuchen, dazu gibt es keine Erhebung. „Bislang haben wir leider keinen Frequenzzähler.“ Dienstag und Donnerstag seien starke Tage, wenn in der Innenstadt Markt ist. Auch der Sonnabend zählt zu den verkaufsstarken Tagen.

Am Sonntag öffnen die Geschäfte von 13 bis 18 Uhr. „Wir erwarten märchenhafte Figuren wie Schneewittchen und ihre böse Stiefmutter. Eine Sumpfhexe und eine Totenkopfprinzessin sorgen für Halloween-Flair. Schließlich steht der verkaufsoffene Sonntag in Pinneberg unter dem Motto ,Happy Halloween’.“ Sie werden bei mehreren Bühnenshows singen. An Fotostationen können sich die Kinder anschließend mit den Märchenfiguren fotografieren lassen.

Wer bei der Tombola dabei sein will, muss bis zum 29. Oktober für mindestens 20 Euro in der Rathauspassage einkaufen. Der Kassenbon kann am Losstand gegen ein Los getauscht werden. Am Sonntag werden dann von 16 Uhr an die Gewinner gezogen – die müssen dann vor Ort sein. Neben der Tombola wird ein Glücksrad mit Kleingewinnen aufgebaut.