Barmstedt. Stadt schreibt Neuverpachtung aus. Was sich Politiker und Nachbarn für das Galerie-Café auf der Schlossinsel wünschen.
Die plötzliche Aufgabe der langjährigen Pächterin und der drohende Leerstand des idyllischen Galerie-Cafés Schlossgefängnis auf der Barmstedter Schlossinsel hat auch die Barmstedter Politik überrascht. „Es ist außerordentlich bedauerlich, dass Karin Herbst aufhört“, sagt Grünen-Fraktionschefin Marina Quoirin-Nebel, die das Abendblatt im Urlaub in Frankreich erreichte. Auch alle anderen befragten Kommunalpolitiker und Nachbarn bedauern die Schließung des Cafés zum 27. November, über die das Abendblatt zuerst berichtet hatte.
Barmstedt: Nachfolger für Galerie-Café auf der Schlossinsel gesucht
„Es ist sehr schade, dass Frau Herbst aufhört. Sie hat es großartig gemacht“, sagt Susanne Rattay (FWB). „Es war ein Anziehungspunkt über den Kreis Pinneberg hinaus.“ Das findet auch CDU-Fraktionschef Hauke Johannsen: „Frau Herbst hat das prima gemacht“, sagt er. „Vor ihrem Engagement kann ich nur meinen Hut ziehen“, sagt Britt Schölermann (BALL), stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses.
Nachbarin Karin Weißenbacher, die als Malerin und Bildhauerin schräg gegenüber vom Café seit fast 30 Jahren das Galerie-Atelier-III betreibt, sagt: „Frau Herbst hat das Café liebevoll geführt.“ Sie habe es auch wie einen kleinen Kulturbetrieb geleitet und ein paar Ausstellungen in den historischen Räumen inszeniert.
- Ein Abend der bösen Überraschungen in Pinneberg
- Barmstedt: Warum das originellste Café des Kreises schließt
- Tag des Denkmals mit „Räumen, die sprechen können“
Britt Schölermann kündigt an, dass sich der Kulturausschuss möglichst schnell, bereits auf seiner nächsten Sitzung am 16. November, mit dieser Thematik befassen sollte. „Da müssen wir uns auch noch mal mit den Gründen befassen, warum Karin Herbst nach 13 Jahren den Pachtvertrag nicht verlängert hat.“
Barmstedt: Café-Betreiberin hört nach 13 Jahren auf
Im Abendblatt-Gespräch hatte die scheidende Pächterin gesagt: „Es geht nicht mehr, es tut mir leid. Ich bin traurig.“ Aber die inflationär steigenden Preise, die gestörten Lieferketten und der Fachkräftemangel ließen keinen wirtschaftlichen Betrieb mehr zu. „Ich kann keinen Kaffee für sechs Euro oder ein Stück Torte für acht Euro anbieten. Das zahlt doch keiner.“
Aber es soll auch ein paar atmosphärische Störungen zur Stadtverwaltung gegeben haben. So soll durch Renovierungsarbeiten der Stadt in den Räumen des Cafés der Strom für mehrere Tage abgestellt gewesen sein, als die Pächterin nicht da und der Cafébetrieb im Lockdown war, sodass mehrere Kühlschränke voller Lebensmittel verdarben. Erst nach langem Hin und Her übernahm die Stadt schließlich den Schaden in Höhe von knapp 4000 Euro.
Dieser Ärger und auch private Gründe, mehr Zeit für die Familie zu haben, könnten letztlich den Ausschlag gegeben haben, dass Karin Herbst nicht mehr weitermachen wollte.
Galerie-Café auf der Schlossinsel ist ein Publikumsmagnet
„Wir brauchen dringend einen Nachfolger“, sagt Marina Quoirin-Nebel. „Das ist wichtig für Barmstedt und den Tourismus.“ Die verwunschenen Räume in dem historischen Gebäude von 1836, gelegen zwischen dem Rantzauer See und dem Mühlenteich der Rantzauer Wassermühle, sei „so ein schönes Kleinod“, lobt die Grünen-Fraktionschefin. „Das ist unglaublich gut gelaufen. Es war immer voll da. Ich bin selbst gerne hingegangen zum Kaffeetrinken.“ Vielleicht seien noch ein paar Renovierungsarbeiten notwendig, wenn die Räume leer stehen.
„Wir brauchen neue Mieter für diese tolle Location“, sagt auch Britt Schölermann. Sie sei optimistisch, dass das schnell gelingen sollte. Für sie sollte es gerne weiterhin ein Café bleiben, möglicherweise mit ein wenig kultureller Ausrichtung, schlägt sie vor. Dieser Auffassung ist auch Susanne Rattay. Ein Café, das Kaffee und Kuchen und ein paar Snacks anbiete, passe dort gut hinein, glaubt sie.
Hauke Johannsen könnte sich das gastronomische Angebot auf der Schlossinsel sogar noch breiter aufgestellt vorstellen: vom Café über Restaurant bis hin zu einer Brauerei. „Wir brauchen dort etwas, das den Kulturbetrieb auf der Schlossinsel unterstützt und uns hilft, die laufenden Kosten zu decken.“
Das neue Konzept für das Objekt soll langfristig tragen
Dafür plädiert auch Karin Weißenbacher: „Wir brauchen auf der Insel ein Angebot für unsere Besucher, wo sie Kaffee und Kuchen bekommen.“ Das Schlossgefängnis müsse möglichst schnell wieder „in professionelle Hände“, fordert sie. „Dieses schöne Kleinod verlangt nach einer besonderen Führung.“ Dass bereits zum Adventsmarkt am dritten Advent eine Nachfolge geregelt sein könnte, glaube sie nicht. Aber eine Alternative wäre hilfreich.
Auf der Homepage der Stadt ist die Neuverpachtung für das Objekt jetzt bereits ausgeschrieben. Das ehemalige Gefängnis hat die Stadt wie auch die anderen denkmalgeschützten Gebäude aus dem 19. Jahrhundert auf der Schlossinsel Mitte der 80er-Jahre vom Land geschenkt bekommen. Auflage ist, sie für den öffentlichen Kulturbetrieb zu nutzen. Seitdem ist der Sanierungsstau enorm angewachsen, der jetzt mit finanzieller Hilfe des Landes mit großem Aufwand abgebaut werden soll. So sind in den nächsten zehn Jahren Investitionen von rund 13,5 Millionen Euro auf der Insel vorgesehen.
Barmstedt: Ausschreibung für Café läuft bis zum 15. November
„Wir wollen die Anforderungen für den künftigen Pächter möglichst offen gestalten“, kündigt Bürgermeisterin Heike Döpke an. Neben einem Café könnte es auch ein Restaurantbetrieb oder etwas Ähnliches sein, so Döpke. „Jeder soll sich mit seinem Konzept bewerben können.“ Bewerbungsschluss ist der 15. November.
Gefordert werde „ein langfristiges Konzept für das Schlossgefängnis, das auch die Option Catering im sanierten Herrenhaus beinhaltet“, heißt es in der Ausschreibung. Neben der Bewirtung der Gäste im Unter- wie Obergeschoss mit „Brunch, Kuchen, Eis, belegten Broten, Snacks, Mittagsgerichten und Suppen, Essen für Besuchergruppen, Erlebnisküche mit Eventlocation (Knastessen) sowie Familienfeiern und Betriebsfeiern“ seien auch „Trauungen im Trauzimmer möglich“. Denn die Schlossinsel sei eine „touristische Attraktion“ und „ein wundervoller Rahmen für Hochzeiten“.