Kreis Pinneberg. In elf Städten und Gemeinden sind am Sonntag insgesamt zwei Dutzend Bau- und Kulturdenkmäler zu besichtigen. Das Programm.

Im Kreis Pinneberg gibt es 871 eingetragene Denkmäler. Weitere 444 alte Bauten könnten es noch werden und würden zurzeit auf ihre Bedeutung hin überprüft, erklärt Kreis-Denkmalpflegerin Antje Metzner. Zwei Dutzend dieser herausragenden historischen Gebäude können am Sonntag, 11. September, aus nächster Nähe besichtigt werden. Elf Städte und Gemeinden im Kreis machen wieder mit beim Tag des offenen Denkmals, der bundesweit zum 30. Mal begangen wird und mit insgesamt 8000 geöffneten Denkmälern die wohl größte Kulturveranstaltung in Deutschland ist.

Tag des Denkmals: Diese Denkmäler sind im Kreis Pinneberg dabei

„Es ist schön, dass noch so viele historische Bauwerke als Denkmäler auch bei uns im Kreis Pinneberg erhalten sind“, sagt Landrätin Elfi Heesch als Schirmherrin dieses Aktionstages. „All diese Denkmäler haben eine Geschichte zu erzählen. Sie bewahren unsere Kultur und Geschichte. Aus diesem kulturellen Erbe können wir für die Zukunft lernen.“

Die Besucher könnten sich hier auf eine spannende Spurensuche dieser Geschichte und Kultur begeben, sagte sie. „Der Tag ist dazu da, die Menschen für historische Bauwerke zu begeistern und die Aufmerksamkeit auf diejenigen zu lenken, die diese Denkmalpflege betreiben.“ Denn der Erhalt dieser Tradition werde vielerorts von einem großen ehrenamtlichen Engagement mit sehr viel Herzblut getragen.

Elmshorn hat die meisten Baudenkmäler im Kreis

Die meisten Baudenkmäler präsentiert wieder Elmshorn als größte Stadt im Kreis. Da ist das Kranhaus neben den Knechtschen Hallen von 12 bis 15 Uhr zu besichtigen, die der Lederfabrikant Johann Knecht vor 150 Jahren errichten ließ und die seit 2007 von Teppich Kibek als Lagerraum genutzt wurden. Jetzt soll das leerstehende Industriedenkmal bald von einem Elmshorner Unternehmer restauriert werden.

Die Knechtschen Hallen in Elmshorn sind nach dem Lederfabrikanten Johann Knecht benannt. Sie wurden bis  2007 von Teppich Kibek als Lagerraum genutzt.
Die Knechtschen Hallen in Elmshorn sind nach dem Lederfabrikanten Johann Knecht benannt. Sie wurden bis 2007 von Teppich Kibek als Lagerraum genutzt. © Katharina Jantzen | Katharina Jantzen

Im Kranhaus wird neben einer Dia-Show ein virtueller Rundgang durch die Knechtschen Hallen gezeigt. Auch die weiße Villa an der Schulstraße kann an diesem Tag von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden.

Bärbel Böhnke vom Industriemuseum lädt von 15 bis 16.30 Uhr zu einer Stadtführung von der Catharinenstraße zu diesen und weiteren historischen Bauwerken wie der blauen Schule, der turmlosen Kirche und der Zollbrücke ein. Alisa Fuhlbrügge von der jüdischen Gemeinde in Elmshorn zeigt bei einer Führung um 14 Uhr den 1906 eingerichteten jüdischen Friedhof an der Feldstraße, der als einer der wenigen hierzulande gilt, der während der NS-Zeit nicht zerstört worden ist. „Er ist einer der besterhaltenen jüdischen Friedhöfe in Deutschland“, sagt Alisa Fuhlbrügge.

Ilo-Motorenwerke in Pinneberg können besichtigt werden

Die kleinste Stadt im Kreis, Barmstedt, punktet wieder mit ihren historischen Bauten auf der Rantzauer Schlossinsel, die im 19. Jahrhundert errichtet wurden und heute der Stadt gehören. Die Mitglieder des Trägervereins des Museums der Grafschaft Rantzau werden hier von 10 bis 17 Uhr das alte Herrenhaus, das frühere Amtsgericht, das Gerichtsschreiberhaus und das Gefängnis vorstellen und deren Geschichte erläutern, in denen heute eine Kunstgalerie, ein Café und eben das Museum untergebracht sind. „Diese Gebäude sollen bald restauriert werden“, kündigt Michael Theilig vom Museumsverein an. „Da gibt es viel zu tun. Sie sind nie saniert worden.“ Auch die jetzt 300 Jahre alte barocke Heiligen-Geist-Kirche ist von 13.30 bis 16 zu besichtigen, wobei ein Orgelspiel den Abschuss bildet.

Die Kreisstadt Pinneberg ist von 11 bis 17 Uhr mit der historischen Motorensammlung der früheren Ilo-Werke im Museum an der Dingstätte 25 dabei. Der Motorenhersteller war fast 80 Jahre lang mit bis zu 1600 Beschäftigten einer der größten Arbeitgeber im Kreis Pinneberg. „Kinder und Jugendliche können sich hier für Technik begeistern“, verspricht Dirk Hilmer, der selbst bei den Ilo-Werken Maschinenbau gelernt hatte.

Die Ilo-Moto­renwerke in Pinneberg hatten einst  bis zu 1600 Mitarbeiter. Ilo-Motoren aus der Zeit können am Sonntag im Stadtmuseum besichtigt werden.
Die Ilo-Moto­renwerke in Pinneberg hatten einst bis zu 1600 Mitarbeiter. Ilo-Motoren aus der Zeit können am Sonntag im Stadtmuseum besichtigt werden. © HA | HA

Die Räume der heutigen Schülerschule am Waldenauer Marktplatz sind von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Das Gutshaus von 1806 war lange ein Kinderheim, erklärt Andrea Freytag. „Es gibt hier sprechende Räume“, kündigt sie vielsagend an. Von 10 bis 13 Uhr sind auch die Wupperman-Hallen an der Hermannstraße, wo früher Emaille-Waren hergestellt wurden, zu besichtigen, die vor dem Abriss stehen, aber Menschen wie Birgit Wunder unbedingt erhalten wollen.

Tag des Denkmals: Torfbahn und Rotsteinhaus im Himmelmoor

Die Stadt Quickborn präsentiert ebenfalls mehrere Baudenkmäler. So ist die denkmalgeschützte Siedlung, die der gebürtige Österreicher und US-Architekt Richard Neutra vor 60 Jahren an der Marienhöhe errichten ließ, von 12.30 bis 16 Uhr zu besichtigen. Diese 67 lichtdurchfluteten Flachdachbungalows mit ihren schön angelegten Gärten sind neben den Häusern in einer Siedlung in Frankfurt die einzigen Neutra-Häuser in Deutschland.

Das Rotsteinhaus im Himmelmoor, das 1935 als Gefängnis für Zwangsarbeiter und jüdische Kriegsgefangene errichtet worden ist, öffnet von 11 bis 15 Uhr seine Türen. Hier sind noch die historischen Betten und Latrinen erhalten. Das Gebäude, das nach einem seiner Gefangenen Henri-Goldstein-Haus genannt wird, ist seit diesem Jahr offiziell zu einer NS-Gedenkstätte ernannt worden, in der bald auch die Geschichte des Gebäudes und seiner Insassen historisch aufgearbeitet werden soll.

Die Torfbahn AG öffnet direkt nebenan seine historische Nissenhütte, die heute als Werkstatt genutzt wird, und fährt die Besucher zum stillgelegten Torfwerk und holt sie dort ab. Und auch eine historische Straße ist beim Tag des Denkmals zu erfahren. So erläutert Irene Lühdorff die Entstehungsgeschichte dieser 1832 gebauten, ersten künstlich angelegten Straße in Schleswig-Holstein, die bis zum Bau der Autobahn 7 eine der wichtigsten Verbindungen zwischen Neumünster und Hamburg war.

Tag des Denkmals: Elf Kommunen im Kreis Pinneberg sind dabei

In Uetersen ist von 14 bis 16 Uhr die spätbarocke Klosterkirche von 1749 zu besichtigen. Und die frühere, 1858 gebaute Gasanstalt an der Parkstraße 1c, die später die Stadtwerke beherbergte und heute ein kleines Museum zur Stadtgeschichte ist, macht von 14 bis 17 Uhr auf.

Die Veranstalter des Tages des offenen Denkmals vor der historischen Bandreißerkate in Haseldorf von 1764.
Die Veranstalter des Tages des offenen Denkmals vor der historischen Bandreißerkate in Haseldorf von 1764. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

In der Nachbarstadt Tornesch kann an diesem Tag der Mölln-Hof am Bockhorn mit seiner Sammlung von alten Landmaschinen besucht werden. Und in der Esinger Schule wird von 14 bis 17 Uhr der frühere Kirchsaal gezeigt, der 1906 mit der Schule errichtet wurde. In Rellingen ist von 11 bis 15 Uhr auch die spätbarocke Kirche von 1756 zu besichtigen.

Auch die kleineren Gemeinden zeigen am Tag des Denkmals ihre herausgeputzten Schmuckstücke. Prisdorf öffnet von 11 bis 16 Uhr das 111 Jahre alte „schönste Bahn-Wartehäuschen in Schleswig-Holstein“ am Bahnhof, kündigt Dirk Hilmer an. Die Gemeinde Seester präsentiert von 10 bis 18 Uhr die fast 700 Jahre alte St. Johannes-Kirche. Haseldorf zeigt von 13 bis 17 Uhr seinen Deichhof von 1824, von 12 bis 17 Uhr die mehrfach umgebaute St. Gabriel-Kirche aus dem späten 13. Jahrhundert und die Bandreißerkate von 1764, die vom örtlichen Kulturverein betreut wird.

Und wer den Tag des Denkmals mit einer kleinen Schiffsreise verbinden möchte, kann auf der Insel Helgoland von 12.30 bis 14 Uhr den Leuchtturm von 1941 erklimmen.