Kreis Pinneberg. Der Hetlinger Schildbürgerstreich erinnert Kolumnist Oliver Lück an einige denkwürdige Schilder – und ihre Übersetzungen.
In Hetlingen wurde ein Ortsschild ausgebuddelt und um einige Meter versetzt. „Ein Schildbürgerstreich“, schrieb am Dienstag das Abendblatt und berichtete über die Hintergründe und die Frage, die sich nun alle stellen: Wer war das? Wer kommt auf so eine Idee? Gute Idee, sage ich. Denn ich weiß, wer es war: ich. Zumindest in Gedanken (Zwinker-Smiley). Ziviler Ungehorsam im Kopf sozusagen, aber das kennen wir ja alle. Denn schon oft habe ich mir vorgestellt, Schilder auszugraben und irgendwo wieder aufzustellen – dort, wo sie vielleicht gar keinen Sinn machen. Und ja, es gibt wirklich viele – nein, unzählig viele – Schilder in Deutschland. Da hätte man richtig was zu tun.
Vor allem sind die vielen Wegweiser aber ein Zeichen unserer immer unübersichtlicher werdenden Zeit. Ein Symbol für unsere zunehmende Orientierungslosigkeit. Denn eigentlich sollen die Hinweistafeln ja Klarheit schaffen und uns im Verkehrsdschungel helfen, das Überleben zu sichern. Dann aber sieht man die Straße vor lauter Schildern nicht mehr. Ein Schilderwald. Und dann hilft nur noch: Handy an, Mensch aus.
Auch anderswo gibt es übrigens viele, aber auch schöne Schilder: Ein Freund war gerade in der Bretagne, wo es sehr gefährliche Steilküsten gibt, die nur mit einem ortskundigen Guide betreten werden sollen. Es wurden auch Schilder aufgestellt, die auf die Gefahren hinweisen sollten – die Übersetzung lautete: Den Führer nicht vergessen! Ein anderer Freund, er ist Türke und fährt regelmäßig zu Verwandten nach Istanbul, berichtete von der gut gemeinten Einladung an den Rastplätzen der türkischen Autobahnen, wo es immer auch Grillmöglichkeiten gibt: Help yourself, grill yourself! Man sollte das nicht zu wörtlich nehmen.
Einmal kam ich nach einer mehrstündigen Wanderung an der spanischen Nordwestküste an einen wunderschönen Sandstrand. Weit und breit war kein Mensch zu sehen, aber ein Schild. Es machte auf die gefährlichen Strömungsverhältnisse und die großen Gefahren des Atlantiks aufmerksam. Zum Glück sprach ich schon damals Spanisch. Die waghalsige deutsche Übersetzung lautete: Brandungsrückstrom! Es ist gestattet hinaus zu schwimmen. Wunderbar auch der Text auf dem Affenfelsen von Gibraltar: Die Affen können beißen. Futtern Sie die Affen nicht! Oder der Wegweiser einer Eisdiele am Plattensee, mit einem Pfeil und dem Hinweis: Gekochtes Eis!
Nun aber noch einmal zurück in die Heimat: Ein Freund hat sich vor einiger Zeit ein besonders schönes Schild drucken lassen und an den Zaun vor seine Einfahrt geschraubt. Schwarze Buchstaben auf gelbem Grund. Sie kennen den deutschen Klassiker, so wie er auch im Kreis Pinneberg an vielen Gartenzäunen und vor jeder zweiten Garage hängt. Mein Freund hatte den Sinn allerdings leicht verändert: Freiheit aushalten – Tag und Nacht. Mehr von solchen Schildern, bitte! Und Grüße nach Hetlingen!