Quickborn. FDP-Herausforderer holt fast so viele Stimmen wie der amtierende CDU-Bürgermeister. Stichwahl am 29. Mai.
Eins steht schon fest: Der nächste Quickborner Bürgermeister heißt Thomas und kommt aus Quickborn. Ob es Thomas Beckmann oder Thomas Köppl sein wird, entscheidet sich allerdings erst am 29. Mai nach einer Stichwahl. Am Sonntag konnte, wie berichtet, keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen erzielen. Amtsinhaber Köppl (CDU, 56) und Herausforderer Beckmann (60), Quickborner FDP-Vorsitzender, erhielten im Bewerber-Trio die meisten Stimmen.
Bürgermeisterwahl: FDP-Herausforderer Beckmann lange vorn
Für Köppl stimmten 4222 Quickbornerinnen und Quickborner (39,6 Prozent), Beckmann erreichte 3641 Stimmen (34,2 Prozent). Der dritte Bewerber um das Bürgermeisteramt, der Hamburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Tim Stoberock (44), ist mit 2797 Stimmen (26,2 Prozent) aus dem Rennen. Die Mehrheit der Quickborner Wähler möchte offenbar einen einheimischen Bürgermeister haben. Die Wahlbeteiligung lag bei 59,5 Prozent – 10.779 der 18.110 wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger haben demnach abgestimmt.
„Ich bin mir sicher, dass Quickborn am 1. November einen neuen Bürgermeister hat“, sagte Beckmann schon gegen 19 Uhr siegessicher, als er mit seinen Parteifreunden und Getreuen in der Gaststätte Ambrosia an der Kieler Straße ankam. Er habe eine „große Wechselstimmung“ in der Bevölkerung bei seinen zahlreichen Hausbesuchen und Gesprächen wahrgenommen, sagte er.
Und später schienen die ersten Ergebnisse diese Einschätzung zu belegen. So lag Beckmann bei der Auszählung der ersten Wahlbezirke noch vor Amtsinhaber Köppl. „Das zeigt, dass zwei Drittel der Quickborner einen anderen Bürgermeister haben wollen“, gab sich der Quickborner Chefliberale zuversichtlich – auch wenn er schließlich noch vom amtierenden Rathauschef überflügelt wurde.
Bürgermeisterwahl: Rathauschef Köppl zufrieden mit Ergebnis
An Beckmanns Seite war die Landtagsabgeordnete und Vizepräsidentin des Kieler Landtages, Annabell Krämer, die ihr Mandat verteidigen konnte. Die FDP-Fraktionsvorsitzende in der Quickborner Ratsversammlung war vor sechs Jahren bei der Bürgermeisterwahl noch knapp gegen Amtsinhaber Köppl gescheitert.
Aber auch Köppl war nicht unzufrieden. „Beckmann ist mein Lieblingskandidat für die Stichwahl.“ Den FDP-Mann unterstützten die „Protestwähler“ in Quickborn, die könne er ohnehin nicht überzeugen, glaubt er. Aber die Anhänger von SPD und Grünen, die im ersten Wahlgang überwiegend für Stoberock votiert hätten, werde er jetzt versuchen, bis zum 29. Mai auf seine Seite zu ziehen, sagte Köppl. Er ist seit 18 Jahren Bürgermeister in Quickborn. Der amtierende Verwaltungschef von rund 200 Mitarbeitern, die auch noch die Nachbargemeinden Bönningstedt, Hasloh und Ellerau sowie Ascheberg am Plöner See mitverwalten, verbrachte den Wahlabend mit seinen Freunden und Anhängern in der Musik-Kneipe Kamphuis.
Bürgermeisterwahl: SPD-Kandidat Stoberock erntet Respekt
Stoberock, der sich zuletzt extra eine Woche Urlaub genommen hatte von seiner Arbeit in der Hamburger Justizbehörde, sah einen möglichen Grund für sein Ausscheiden in dem schlechten Abschneiden der SPD bei der Landtagswahl. „Einige Wähler haben vielleicht ,durchgewählt’.“ Gleichwohl habe er versucht, im Wahlkampf und bei 2500 Hausbesuchen den Quickbornern zu vermitteln, dass er „ein Allparteien-Kandidat“ sei. Stoberock schätzt Köppls Chancen, im Amt zu bleiben, als nicht besonders hoch ein. „Wenn ein Bürgermeister in die Stichwahl kommt, ist das ein Zeichen dafür, dass er angeschlagen ist.“
Auch Beckmann lobt den Mitbewerber von der SPD. „Kompliment an Herrn Stoberock. Respekt für sein gutes Ergebnis als Außenstehender“, sagte er anerkennend.
Stoberock verfolgte den Ausgang der Bürgermeisterwahl im Hotel Hamburger Hof an der Goethestraße. Dort war auch der „Bürgermeister-Macher“ Thies Thiessen zugegen, der für die SPD im Land nach eigener Aussage bereits 30 sozialdemokratischen Kandidatinnen und Kandidaten erfolgreich in Bürgermeisterämter verhelfen konnte. Darunter Heike Döpke in Barmstedt, Dirk Woschei in Uetersen und Claudius von Rüden in Halstenbek. Diese professionelle Unterstützung scheint bei Stoberock dieses Mal nicht gezogen zu haben.
Bürgermeisterwahl: Quickborner wählen am 29. Mai
Alle drei Kandidaten hatten ihre Standpunkte und Visionen für das höchste Amt im Rathaus der Bevölkerung in zwei öffentlichen und professionell moderierten Vorstellungsrunden dargestellt. Diese hatten 250 Zuschauer vor Ort im Artur-Grenz-Saal und weitere 500 Nutzer im Internet verfolgt.
Eine dritte öffentliche Veranstaltung ist jetzt noch vor der Stichwahl am Sonntag, 29. Mai, geplant. Ein Termin dafür steht aber noch nicht fest. Fix dagegen ist: Die Amtszeit des neuen oder alten Bürgermeisters beginnt am 1. November 2022. Großen Wert hatten die Bewerber um das Bürgermeisteramt vor allem auf Hausbesuche gesetzt.
Stoberock sprach neben den 2500 Gesprächen an der Haustür auch von etwa 50 Besuchen bei Quickborner Vereinen. Köppl sagt, er habe bestimmt 1500-mal an den Haustüren seiner Mitbürger geklingelt. „Der Wahlkampf hat richtig Spaß gemacht.“ Und auch Beckmann hat bis Sonnabendabend „von Haustür zu Haustür“ im Dauer-Wahlkampf für sich geworben wie er sagte. Vor der Wahl war er sich „ganz sicher“, dass er gewinnen würde. Jetzt fällt die Entscheidung in zwei Wochen.
Bürgermeisterwahl: Das stellen sich die Kandidaten für Quickborn vor
Beckmann hatte seine Zukunftsvision für Quickborn im Abendblatt-Fragebogen so skizziert, „dass die Saat für den ,Plan Beckmann’ gelegt ist und langsam aufgeht“. Das hieße, dass „der Masterplan für ein nachhaltiges Quickborn steht und in Umsetzung“ sei, Quickborn „als Wirtschaftsstandort gleichermaßen angesagt ist wie als Wohnort“ und sich „das Zentrum von Quickborn in einem Entwicklungsprozess“ befinde.
Köppls Vision für die Zukunft: „2030 will ich mich weiterhin wohlfühlen in meiner Stadt Quickborn. Die Menschen hier können Leben und Arbeit gut verbinden. In der Innenstadt brummt der Bär und die Heide hat ihr eigenes kleines Zentrum. Die Verkehrssituation ist durch Ausbau des Radverkehrs und des ÖPNV viel entspannter, autonome Shuttles bringen die Fahrgäste schnell zu den S-Bahnhöfen. Ganztagsschule und Betreuung ab Krippe sind frei. Meine Enkelkinder kicken im neuen Holstenstadion und wir schwimmen im überdachten Lehrschwimmbecken mit den neuen Umkleiden am Freibad. Danach wird im anliegenden Restaurant gut gegessen und gefeiert. Ich freue mich darauf!“