Pinneberg. Das fast 50 Jahre alte Hallenbad soll einem Neubau weichen. Von den Bädern der Umgebung wird es sich maßgeblich unterscheiden.

Das wird alle Badefreunde in Pinneberg sowie die Schulen und Vereine freuen: Die Kreisstadt will ihr fast 50 Jahre altes Hallenbad abreißen lassen und auf dem jetzigen Gelände an der Burmeisterallee auf der Liegewiese zur Mühlenau bis 2024 ein neues Schwimmbad errichten.

Der Hauptausschuss der Ratsversammlung hat auf seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, „die Planungen zum Neubau eines Schwimmbades voranzutreiben“ und dafür 250.000 Euro bereitgestellt. Da das Votum einstimmig ausfiel, ist davon auszugehen, dass die Ratsversammlung am 24. Februar dies bestätigen wird. Der Ausschussvorsitzende, Grünen-Fraktionschef Joachim Dreher, betont: „Als Kreisstadt brauchen wir für die Bürger, die umliegenden Gemeinden sowie die Schulen und Vereine ein Hallenbad. Das gehört einfach zur Daseinsvorsorge dazu.“

Kreis Pinneberg: Neues Schwimmbad in Elmshorn

In Elmshorn ist gerade nach zweieinhalb Jahren Bauzeit ein neues Schwimmbad für rund 20 Millionen Euro eröffnet worden. In Pinneberg ist – je nach Größe und Ausstattung – von 15 bis 20 Millionen Euro Baukosten die Rede. Wobei der Rückbau des Altgebäudes, das nach Eröffnung des Neubaus abgebaut werden soll, schon mit zwei Millionen Euro einkalkuliert ist.

Bei den aktuell stark gestiegenen Rohstoffpreisen kalkulieren die Stadtwerke sicherheitshalber mit einer Preissteigerung von 30 Prozent, also mit bis zu 26 Millionen Euro ohne Mehrwertsteuer. Zudem rechnen sie mit Fördergeldern von Land und Bund von bis zu 1,5 Millionen Euro für den Neubau. Der Aufsichtsrat der Kommunalwirtschaft Pinneberger GmbH, wozu auch die Stadtwerke gehören, hatte bereits im März vorigen Jahres den Auftrag dazu gegeben, einen Neubau zu planen und eine Machbarkeitsstudie in Auftrag zu geben. Diese ist positiv ausgefallen.

Pinneberg: Sanierung des Schwimmbads zu teuer?

Das Hauptargument dabei ist, dass eine Sanierung des inzwischen 48 Jahre alten Hallenbades in Pinneberg nicht mehr wirtschaftlich sei. Zudem entspreche es auch nicht mehr „dem heutigen Stand der Technik“, heißt es in der Beschlussvorlage. Es sei nicht nur nicht mehr energieeffizient, sondern sogar von behördlicher Schließung bedroht.

„Das jetzige Hallenbad ist einfach zu alt“, sagt Carl-Eric Pudor (CDU), der dem Aufsichtsrat vorsitzt. Auch wenn er sich schwer tue, bei 48 Jahren schon von alt zu sprechen, da er selbst gerade erst 49 geworden sei. „Es muss erneuert werden. Eine Sanierung lohnt sich nicht mehr.“ Schon jetzt koste das alte Bad den Steuerzahler etwa eine Million Euro Zuschuss im Jahr – „mit steigender Tendenz“, so Stadtwerke-Chef Thomas Behler. Zuletzt mussten die Filteranlage, das Trinkwassernetz und die Umkleidekabinen für rund 1,2 Millionen Euro saniert werden. Behler sagt: „Der notwendige Sanierungsbedarf ist höher als die Hälfte des Neubaupreises.“

Warum Pinneberg ein Schwimmbad brauche

Pinneberg brauche aber ein Schwimmbad, da in den vergangenen Jahren bereits die Lehrschwimmbäder an der Gemeinschaftsschule Quellental und an der Hans-Claussen-Grundschule geschlossen worden seien, betont Pudor, der selbst leidenschaftlicher Schwimmer ist, wie er sagt. Gerade für die Schwimmausbildung neben Sport und Hygiene sei es wichtig, damit nicht mehr so viele Menschen ertrinken können wie zuletzt, so Pudor. „Idealerweise ist der Neubau 2024 fertiggestellt.“

Geplant ist kein Spaß- oder Erlebnisbad, wie es sie in Norderstedt oder Kaltenkirchen gibt. Es soll mit acht 25 Meter langen Bahnen ausgestattet sein, von denen mindestens die Hälfte auf 50 Meter verlängert werden soll. Sprungtürme, ein Plansch- und Warmwasserbecken sind ebenfalls möglich. Die Wasserfläche soll 730 statt bisher 980 Quadratmeter betragen.

Pinneberg: Stadtwerkechef hofft auf mehr Besucher

Stadtwerkechef Behler erhofft sich aber auch eine erhebliche Attraktivitätssteigerung, sodass die Besucherzahlen künftig weit mehr als 200.000 Gäste pro Jahr betragen werden. Zurzeit seien es durchschnittlich 180.000. Der Energiebedarf werde sich durch den Neubau um etwa ein Drittel senken lassen, sodass „das Defizit für die Zukunft auf einem spürbar niedrigeren Niveau“ sein werde.

Vor allem soll das neue Hallenbad von den Schulen und Vereinen für ihren Schwimmunterricht genutzt werden können ebenso für Kurse und Familienschwimmen. Entsprechend positiv bis begeistert wird von ihnen der Pinneberger Beschluss aufgenommen.

Bedarf an Schwimmkursen in Pinneberg groß

„Das ist super“, sagt der DLRG-Kreisvorsitzende Gerd Dittrich. „Es ist eine sehr positive Nachricht, dass hier mal wieder ein Hallenbad neu gebaut und nicht geschlossen werden soll. Wir stehen zu 100 Prozent dahinter.“ Denn bei den Schwimmkursen habe sich kreisweit ein enormer Bedarf aufgestaut, erklärt Dittrich.

So war das Uetersener Hallenbad rund ein Jahr dicht, und während des monatelangen Corona-Lockdowns waren auch die anderen Bäder in Elmshorn, Wedel, Pinneberg, Barmstedt und Helgoland nicht offen, sodass sich der Bedarf trotz der Schwimmkurse in den vergangenen Sommerferien durch die neun DLRG-Ortsgruppen mit 4800 Mitgliedern weiter verschärft habe.

Das bestätigt Uwe Hönke vom Vorstand des VfL Pinneberg. „Wir haben schon eine Warteliste für die nächsten drei Jahre. Wir haben eine sehr große Lücke in der Schwimmausbildung und freuen uns auf den Neubau“, sagt er.

Kreis Pinneberg: „Das jetzige Hallenbad ist hoch defizitär"

Auch die Politik zieht hier offenbar an einem Strang. „Das jetzige Hallenbad ist hoch defizitär und hat einen enormen Sanierungsstau“, sagt Gerhard Thomssen (SPD), der auch dem Aufsichtsrat der Stadtwerke angehört. Ein Neubau sei wirtschaftlicher und könnte das jährliche Defizit, das ein kommunales Schwimmbad fast immer mit sich bringe, senken helfen. Klaus Seyfert (CDU) sagt: „Das müssen wir machen. Eine Mittelstadt und Kreisstadt wie Pinneberg braucht ein Hallenbad für die umliegenden Gemeinden, Schulen und für die Vereine.“