Kreis Pinneberg. 2021 werden weniger neue und gebrauchte Pkw im Kreis zugelassen. Warum der Fahrzeugbestand trotzdem einen Rekordwert erreicht.

Die Zulassungszahlen im Kreis Pinneberg sinken – und doch steigt die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen des Kreises auf einen Rekordwert: Diese Bilanz zieht die Zulassungsstelle des Kreises zum Beginn des neuen Jahres. Zum Stichtag 1. Januar 2022 verwaltet die Kreisbehörde einen Bestand von 246.415 Fahrzeugen. Das sind 2974 mehr als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Einen so hohen Kfz-Bestand hat der Kreis Pinneberg noch nie ausgewiesen. Dabei ist im Jahr 2021 die Zahl der Zulassung von Neu- und Gebrauchtfahrzeugen auf 44.499 gesunken, nachdem sie 2020 noch bei 47.477 lag.

Weniger Zulassungen, aber einen höheren Fahrzeugbestand: Arne Roggenbock, stellvertretender Leiter des Fachdienstes Straßenverkehr des Kreises Pinneberg, hat dafür eine einfache Erklärung. „Die Zahl der Außerbetriebsetzungen ist voriges Jahr deutlich gesunken“, so der 41-Jährige. Übersetzt heißt das: Die Bürger des Kreises stellen in der Corona-Pandemie den Wechsel ihres Fahrzeugs hinten an, setzen länger auf ihren jetzigen fahrbaren Untersatz. Das belegt die Zahl der abgemeldeten Pkw. 2020 lag sie noch bei 27.606, 2021 bei 25.251.

Kreis Pinneberg: Rekordwert bei den Fahrzeugen

Laut der Bilanz meldeten 12.422 Bürger des Kreises im Jahr 2021 einen fabrikneuen Pkw bei der Zulassungsstelle an. Ein Jahr zuvor waren es noch 14.020 Neuzulassungen (minus 1598). Doch schon 2020 war diese Zahl im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesunken. Erstmals seit langem ist auch die Zahl der Zulassung von gebrauchten Fahrzeugen rückläufig. 32.077 Pkw bekamen einen neuen Halter, ein Jahr zuvor waren es noch 33.457.

Weiter gestiegen ist die Zahl der „Stromer“, die auf den Straßen des Kreises unterwegs sind. 9016 Elektrofahrzeuge waren zum Stichtag 1. Januar 2022 registriert – genau ein Jahr zuvor waren es 5397 gewesen. Das macht einen Anstieg von immerhin 67,1 Prozent. Bezogen auf den gesamten Fahrzeugbestand liegt die Quote aber nur bei 3,7 Prozent. Immerhin: Vor einem Jahr lag sie mit 2.2 Prozent deutlich niedriger. Roggenbock führt den Anstieg auf die Kaufprämien für Elektrofahrzeuge zurück, die von der Bundesregierung und den Fahrzeugherstellern ausgelobt worden sind. „In Anbetracht der Höhe der Prämie ist der Anstieg nicht gewaltig“, sagt der Vize-Chef der Zulassungsstelle.

Von den 9016 Elektrofahrzeugen tragen 4461 ein E-Kennzeichen. Die Mehrzahl (6248 Fahrzeuge) sind Hybriden, verfügen über einen Verbrennungs- und einen Elektromotor, teilweise auch mit extern aufladbarem Speicher. Nur 2768 Pkw sind laut der Statistik reine Elektrofahrzeuge, es handelt sich häufig um Firmen- oder Dienstwagen. Doch inzwischen lassen auch mehr Privateleuteein E-Fahrzeug zu.

13.007 auswärtige Kennzeichen hat die Zulassungsstelle inzwischen in ihrem Bestand

Seit einigen Jahren können Bürger bundesweit bei einem Umzug ihr Kennzeichen mitnehmen. „Das wird gern genutzt. Wer zum Beispiel aus Hamburg in den Kreis Pinneberg zieht, behält fast immer sein HH-Kennzeichen“, sagt Roggenbock. 13.007 auswärtige Kennzeichen hat die Zulassungsstelle inzwischen in ihrem Bestand, 1472 mehr als noch vor einem Jahr. Die größte Zahl der Auswärtigen fährt mit HH, gefolgt von SE und IZ.

Die Zahl der Kunden, die die Zulassungsstelle besuchten, ist auch im zweiten Jahr der Coronapandemie weiter gesunken. 32.032 Personen kamen persönlich zur Ernst-Abbe-Straße, 1898 weniger als 2020. Vor der Pandemie, als die Kunden noch spontan zur Zulassungsstelle kommen konnten, lag die Besucherzahl noch weitaus höher. 2019 waren es etwa 49.826 Gäste.

Seit Beginn der Pandemie werden nur noch vorab Termine vergeben – zunächst telefonisch, seit Mai 2021 über die Ruckzuck eingeführte Online-Terminvergabe. Die Technik funktioniert gut, die Wartezeit auf einen freien Termin hat sich inzwischen verringert. Waren es anfangs noch sechs Wochen, ist jetzt oftmals bereits in der Folgewoche ein Termin frei. Das liegt auch daran, dass die Mitarbeiter teilweise sogar sonnabends arbeiten, um den Terminstau abzubauen.

Auch Überstunden sind angeordnet worden. Zwischenzeitlich waren auch Mitarbeiter der Zulassungsstelle an das Gesundheitsamt für die Kontaktverfolgung „ausgeliehen“, sodass Personal fehlte. Das ist inzwischen nicht mehr der Fall. Wer einen Termin hat, wartet im Schnitt 7 Minuten 22 Sekunden. Ein Sicherheitsdienst wacht darüber, dass nur reinkommt, wer einen Termin hat, die 3G-Regel einhält und eine medizinische oder FFP2-Maske trägt.

Seit April 2021 ist auch die Online-Zulassung möglich

347 Fahrzeuge wurden online abgemeldet. Seit April 2021 ist auch die Online-Zulassung möglich. 60 Fahrzeughalter haben sie bisher genutzt, darunter waren zehn Anschriftenänderungen, 37 Umschreibungen und zwölf Neuzulassungen. „Das Angebot hat sich noch nicht rumgesprochen“, sagt Roggenbock. Zudem würden viele Kunden noch nicht die Voraussetzungen erfüllen – etwa die aktivierte Online-Funktion beim Personalausweis, ein Lesegerät oder alternativ ein Smartphone mit NFC-Chip und der AusweisApp2.

Roggenbock geht davon aus, dass die Zahlen der Online-Zulassung nach oben schnellen werden, wenn diese auch für Firmen möglich ist. Wann dies der Fall ist, steht noch nicht fest.