Rellingen. Sina Hanke ermittelt im Internet und arbeitet mit Behörden zusammen. Das sind die Maschen der Händler.
Lilly ist erst sechs Wochen alt. Und hat doch schon mehr erlebt, als ihre kleine Hundeseele verkraften kann. Gezeugt für den illegalen Welpenhandel, erzählt Lilly ihre leidvolle Geschichte vom Leben in Dunkelheit, auf einem kalten Boden, immer hungrig, weil ihre Mutter nicht genug Milch für sie und ihre Geschwister hat. Von dem Tag, an dem sie ihre Mutter zum letzten Mal sieht, mit ihren Brüdern und Schwestern in einen Karton gesteckt wird und eine Reise ins Ungewisse antritt. Wie sie verkauft und schwer krank wird, in einer Tierarztpraxis ums Überleben kämpft.
Welpenhandel: Schmutziges Geschäft auf Kosten der Tiere
Lilly ist die Hauptfigur in einem einzigartigen Filmprojekt, mit dem Animal Care „dem schmutzigen Geschäft auf Kosten der Tiere den Kampf ansagt“, wie Sina Hanke, Vorsitzende des Rellinger Tierschutzvereins, das neue Vereinsprojekt beschreibt. Teil eins der animierten Aufklärung ist schon fertig, Teil zwei und damit das Ende soll in den nächsten Tagen folgen.
„Wir wollen damit zeigen, unter welch unwürdigen und katastrophalen Haltungsbedingungen die Hundewelpen vor allem in Osteuropa unter anderem für die Nachfrage auf dem deutschen Markt produziert werden“, sagt Hanke, die sich auch hauptberuflich dafür einsetzt, den Hundehändlern das Handwerk zu legen. Als hauptamtliche Tierschutzberaterin geht sie seit 2016 Hinweisen auf illegale Verkäufe der Tiere nach. Die studierte Biologin analysiert Verkaufsannoncen auf Online-Plattformen und erkennt Fake-Anzeigen. Die Masche sei immer die gleiche. Niedliche Fotos, fantasievolle Texte – so werden die Welpen online angeboten.
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Welpenhandel: Haustier per Klick im Internet bestellen
Eine Werbung mit Wirkung. Shoppen vom heimischen PC aus wird immer selbstverständlicher, der Wunsch nach einem Haustier wächst. Warum nicht auch ein Hundebaby auf diesem komfortablen Weg beispielsweise bei Ebay kaufen? „Doch der Schein trügt. Oft sind die Tiere todkrank und sterben nach wenigen Tagen beim neuen Herrchen oder Frauchen“, sagt die Tierschützerin.
Sie fädelt Schein-Käufe ein und ist, begleitet von Polizei und Amtstierärzten, dabei, wenn ein Verkäufer gefasst werden soll – Einsätze mit persönlichem Risiko: „Die Händler sind hochkriminell und schrecken auch vor Gewalt nicht zurück.“ Es handele sich um clanähnliche, mafiöse Strukturen und ein Milliardengeschäft. Nach dem Drogen- und Waffenhandel sei der illegale Welpenhandel das einträglichste Geschäft.
Tierschützerin ist täglich unterwegs, auch an Wochenende
Die Folge: Die Zahl der Einsätze ist explodiert. „Früher hatten wir drei bis vier Einsätze pro Jahr, jetzt sind wir täglich unterwegs, auch an den Wochenenden“, sagt Hanke. Zwar hätten Corona und geschlossene Grenzen den illegalen Welpenhandel um bis zu 70 Prozent einbrechen lassen, doch jetzt boome das Geschäft wieder. Ist ein kriminelle Hundehändler dingfest gemacht, beginnt der nächste Arbeitsschritt: Sina Hanke bereitet die Fälle für die ermittelnden Behörden vor, damit Gerichtsverfahren eröffnet werden können.
Zu ihrem größten Erfolg zählt die Verurteilung eines Welpenverkäufers in diesem Jahr, der nicht nur wegen gewerbsmäßigen Betrugs, sondern auch Verstößen gegen das Tierschutzgesetz eine dreijährige Haftstraße antreten muss. Wird Beschuldigten „nur“ ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz vorgeworfen, sei die Strafe relativ gering, meist ende das Verfahren mit einem Bußgeld, „das die Händler sowieso nicht zahlen“. Daher rät die Tierschutzberaterin allen, die Opfer illegaler Welpenhändler geworden sind, Anzeige zu erstatten. Dann könne auch wegen Betrugs ermittelt werden.
Welpenhandel: Tierschützerin Hanke als Expertin gefragt
Als Expertin zum Themenbereich des illegalen Welpenhandels ist Sina Hanke bei vielen TV-Sendern, im Radio und den Printmedien als Interviewpartnerin gefragt und wird zukünftig bei Animal Care Online-Seminare zu den kriminellen Machenschaften und mafiösen Strukturen der Welpenhändler geben. Wer Kompetenz braucht, kann sie buchen.
Doch momentan liegt die Priorität darauf, den Film fertigzustellen. Da sind vor allem Illustratorin Maxie Perlberg und die zwölfjährige Tierschützerin Caro gefragt, die Lilly ihre Stimme leiht. Die wird nach dem Verkauf schwer krank, landet glücklicherweise in einer Tierarztpraxis und gibt allen einen Wunsch mit auf den Weg, den Sina Hanke so formuliert: „Kein Kauf von Tierkindern im Internet.“