Moorrege. Das sind die Pläne des neuen Schlossherrn für das Anwesen in Moorrege. Inspiriert wurden er und seine Frau von „The Great Gatsby“.
Die Raufasertapeten sind von allen Wänden gezogen, die Böden vom Teppichboden befreit, nur auf der imposanten Treppe schützt der Teppichläufer das alte Holz, Handwerker laufen durch das Anwesen. Das Schloss Düneck in Moorrege erwacht aus seinem Dornröschenschlaf. Beinahe acht Jahre war das herrschaftliche Landhaus in französischem Stil unbewohnt. Das ändert sich in Kürze.
Der Hamburger Andreas Hanitsch und seine Lebensgefährtin Thanh Lan Huynh haben das 150 Jahre alte Haus Ende August gekauft, das laut Definition kein Schloss ist, denn Moorreges älteste Gebäude war nie Sitz eines Adeligen oder eines Landesherren. Es wurde vielmehr als Landhaus für den reichen Deutsch-Amerikaner Michael Lienau (1816–1893) entworfen, der es 1871 bauen ließ. 1200 Quadratmeter Nutzfläche hat das Anwesen, das ein 3,5 Hektar großer Park samt Orangerie umgibt.
Schloss Düneck: Berühmter Architekt entwarf die Immobilie
Architekt war Detlef Lienau (1818–1887), Bruder des Bauherrn. Der Schüler Karl Friedrich Schinkels, der zu seinen Lebzeiten hauptsächlich in den USA tätig war, entwarf in New York entlang der Fifth Avenue Banken, Fabrikgebäude und Wohnsitze für namhafte Persönlichkeiten wie beispielsweise die Astor-Familie. Er gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Architekten seiner Zeit.
Das alte Mobiliar, das der Vorbesitzer nicht mitgenommen hat, ist geschützt im Keller untergebracht, die Böden sind freigelegt, historische Fliesenböden und Intarsienparkett sind sichtbar. An manchen Türen finden sich noch die Originaltürdrücker aus der Erbauerzeit. „Wir wollen alles Alte erhalten“, sagt der Hanseat Hanitsch. Und vieles soll wieder in den Originalzustand zurückgebaut werden. So wurden beispielsweise in den 80er-Jahren viele Türen beidseitig zugemauert, um in dem Landhaus mehrere Eigentumswohnungen einzurichten. Diese Türen wurden freigelegt. „Das war das Erste, was wir gemacht haben. Wir müssen wieder Luft und Licht hier reinbringen“, sagt der Unternehmensberater.
Immobilie bei Pinneberg steht seit 1981 unter Denkmalschutz
Hanitsch und seine Lebensgefährtin haben genaue Vorstellungen, wie jedes Stockwerk zukünftig originalgetreu aussehen soll, wie jedes Zimmer gestaltet und später genutzt werden wird. Dazu hat das Paar viel recherchiert, hat Fachliteratur gelesen, viele Quellen sowie Aufzeichnungen der Moorreger Bevölkerung gesichtet, sich aber auch den Originalgrundriss des Hauses von Detlef Lienau aus dem Archiv der Columbia University aus den Vereinigten Staaten zuschicken lassen. Das sei schon ziemlich spannend, in die wechselvolle Geschichte des Anwesens einzutauchen, sagt Hanitsch.
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Aber auch viele Experten wurden und werden immer noch zurate gezogen. So werden die Tapeten von Fachleuten des Deutschen Tapentenmuseums in Kassel begutachtet. Auch zusammen mit Denkmalschützern recherchiert der neue Eigentümer. Denn die Haupt- und Nebengebäude sowie der Park mit der Orangerie wurden 1981 unter Denkmalschutz gestellt. „Ohne den Denkmalschutz geht es nicht“, sagt Andreas Hanitsch.
The-Great-Gatsby-Filme gesehen, dann die Immobilie gekauft
Er kannte das Gebäude nicht, war auch zuvor noch nie in Moorrege gewesen. Ein Makler machte ihn auf das Angebot aufmerksam. Zweimal hat sich das Paar das Landhaus im August angeschaut, und bereits zweieinhalb Wochen später war beiden klar, dass sie das Schloss haben wollen. Sie habe sich die alte und neue Film-Version von „The Great Gatsby“ angeschaut, erzählt Thanh Lan Huynh. „Einfach nur, um mich in diese Zeit zu versetzten“, und konnte sich danach „so richtig vorstellen, wie es hier einmal aussehen könnte“.
In der kommenden Woche wird im Park gearbeitet. Viele Bäume werden gestutzt, manche in Absprache mit dem Bundesamt für Naturschutz sogar gefällt. „Das Haus stand damals frei. Und auch die Ansicht des Schlosses von der Straße wird sich dadurch verändern. Dann nimmt man es wieder so wahr, wie es mal ausgesehen hat“, sagt der Betriebswirtschaftler mit einer Leidenschaft für Kunst und Architektur.
Kaufpreis der Immobilie bei Pinneberg bleibt Geheimsache
Zeitgleich wird auch die Orangerie zurückgebaut. Sie wurde in den 80er-Jahren zu einer Garage umgebaut. Wo mal sieben Autos geparkt waren, sollen wie in alten Zeiten duftende Orchideen und Palmen die neuen Glas-Fensterfronten schmücken.
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Den Kaufpreis möchten die neuen Besitzer nicht benennen, der Preis sei aber aus ihrer Sicht durchaus vertretbar gewesen. Die Sanierungskosten beziffert Hanitsch auf einen siebenstelligen Betrag. Das sei sicherlich viel, halte sich aber für dieses große Haus ebenso in Grenzen, denn es gebe keine gravierenden Schäden im Innen- oder Außenbereich. In einem Jahr könnte alles bezugsfertig sein, schätzt er. Spätestens im Dezember 2022 soll alles beendet sein, sodass das Haus „zu einem außergewöhnlichen Ort für unsere Familie“ wird.
Neue Eigentümer der Immobilie sind gern Gastgeber
Doch dem Paar schwebt nicht nur eine private Nutzung der ehemaligen Fabrikantenvilla vor. Ganz im Sinne des ersten Besitzers Michael Lienau, den Hanitsch als weltoffen bezeichnet, soll das Herrenhaus zuweilen für die Öffentlichkeit geöffnet werden. Lienau habe in diesem Haus zu seiner Zeit interessante Persönlichkeiten zusammengeholt, habe ein aktives Haus geführt. „Das möchten wir wieder aufleben lassen. Wir sind sehr gern Gastgeber, und dem Haus soll bald wieder die glanzvolle Bedeutung zukommen, die es einst hatte.“
So sollen kleine Veranstaltungen stattfinden, etwa kleine Konferenzen zu spannenden Themen, Konzerte oder Ausstellungen wie beispielsweise eine Skulpturenausstellung im großen Park. Auch könnte die Grünanlage im Sommer an einem Sonntag für die Moorreger für ein Picknickfest geöffnet werden.