Moorrege. Dass Düneck kein richtiges Schloss ist, dürfte den neuen Besitzer nicht stören. Die Geschichte des Anwesens – und seine Zukunft.
Das Schloss Düneck in Moorrege bei Uetersen soll einen neuen Eigentümer haben. Wie das Hamburger Immobilienbüro Kensington mitteilt, soll ein Börsianer aus Frankfurt das 150 Jahre alte Haus verkauft haben.
Wer der neue Schlossherr ist und was er für das Objekt in Schleswig-Holstein gezahlt hat, ist unklar. Laut der Immobilienmaklerin Sarah Henningsen ist über den Kaufpreis Stillschweigen vereinbart worden. Vor wenigen Wochen stand das rund 1200 Quadratmeter große Schloss mit einem 3,5 Hektar großen Park für vier Millionen Euro zum Verkauf.
Schloss Düneck ist kein echtes Schloss
Zuvor war Moorreges ältestes Gebäude lange Zeit unbewohnt und lag regelrecht im Dornröschenschlaf. Ein echtes Schloss war es jedoch nie. Denn laut Definition ist ein Schloss der Sitz eines Adeligen oder eines Landesherrn. Doch das war der Prunkbau vor den Toren Hamburgs nie.
Es wurde 1871 als Landhaus für den reichen Deutsch-Amerikaner Michael Lienau (1816–1893) gebaut. Entworfen wurde das Schloss von seinem Bruder, dem Architekten Detlef Lienau. Dieser ließ sich von dem amerikanischen Landhausstil inspirieren.
Nach dem Tod von Lienau kaufte ein Reeder das Anwesen
So entstand der achtachsige Bau mit zwei Hauptstockwerken und hohem Souterrain, der insbesondere durch die aufwenigen Dachverzierungen und den gelben und roten Backstein samt Terrakottaelementen auffällt.
Die aus Uetersen stammende Familie Lienau machte ein Vermögen mit dem Import französischer Weine. Als Michael Lienau 1893 starb, verkaufte die Familie das Anwesen an den Ziegeleibesitzer und Reeder Kapitän Johann Peter Baas aus Uetersen.
Schloss Düneck wurde zur Nervenheilanstalt
Der Reeder verpachtete das Objekt an den Sanatoriums- und Wasserarzt Dr. August Friedrich Erfurth. Er wandelte das Schloss Düneck in eine Heilanstalt für alkoholgefährdete Mädchen aus wohlhabenden Häusern um.
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1905 überließ Baas Schloss Düneck seiner Tochter Emma Margarethe und seinem Schwiegersohn Eduard Schwab. Die wiederum wandelten das Haus in eine Nervenheilanstalt um. Es dürfte das wohl dunkelste Kapitel in der Geschichte des Schlosses sein. Denn nur drei Jahre später, 1908, musste die Nervenheilanstalt geschlossen werden, nachdem es dort mehrere Fälle von Suizid gab.
Neuer Eigentümer wollte Schloss abreißen lassen
Anfang der 1920er-Jahre kam es zur Zwangsversteigerung. Die Kieler Landesbank bekam den Zuschlag für das Schloss. 1938 kauften die Nordmark-Werke das Objekt als Wohnsitz für ihre Direktoren Julius Wolf und Alfred Voß. Bis 1980 wohnte die Witwe von Voß auf dem Gelände.
Noch im selben Jahr drohte der Abriss. Die Nordmark-Werke stellten einen Antrag auf Abbruch des Schlosses. Doch die Gemeinde schob diesen Plänen einen Riegel vor, indem sie das Anwesen unter Denkmalschutz stellte.
Schloss dient als Kulisse für Spielfilm
Anschließend kaufte der Barmstedter Speditionskaufmann Hans-Werner Rathjens das Objekt. Er restaurierte Gebäude und Park aufwendig. Doch er verkaufte es weiter an einen Geschäftsmann aus Frankfurt. Nachdem die Liebe zu einer Frau im Norden zerbrach, stand das Haus erneut leer.
Lediglich für Filmaufnahmen wurde das Schloss zuletzt genutzt. Bis Mitte August wurden dort Teile des Films „Alma und Oskar“ gedreht, der 2022 in die Kinos kommt.
Neuer Eigentümer will Konzept persönlich vorstellen
Doch was passiert nun mit dem prunkvollen Bau in Moorrege? und wer genau ist der neue Schlossherr? Kensington-Maklerin Sarah Henningsen sagt: "Der Käufer wird sich und sein Konzept in Kürze persönlich vorstellen."
Für die Maklerin ist es das "Jahr der Schlösser". Laut Henningsen hat das Maklerunternehmen bereits in diesem Jahr vier weitere Herrenhäuser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein und Bremen verkauft. Welche das sind, bleibt jedoch ein Geheimnis. Sie seien im „Secret Sale“ vermittelt worden.