Kreis Pinneberg. Kreis Pinneberg entwickelt sich zum Corona-Hotspot. Welche Regeln nun bestehen und welche Kommunen besonders betroffen sind.
Während die Zahl der Corona-Neuinfektionen bundesweit und in Hamburg sinkt, entwickelt sich der Kreis Pinneberg zum Corona-Hotspot. Am Wochenende ist dort die Wocheninzidenz über den Schwellenwert von 200 Neuinfektionen gestiegen. 114 neue Fälle meldete das Kreisgesundheitsamt, am Sonntag kamen noch einmal 27 Neuinfektionen hinzu. Am Sonntag starben drei Einwohner an einer Corona-Infektion, am Sonnabend hatte es einen weiteren Todesfall gegeben. Die Folge sind Verschärfungen bei den Corona-Regeln. Das Abendblatt versucht, die wichtigsten Fragen zu klären.
Der Krisenstab des Kreises aus Verwaltung, Gesundheitsamt, Kliniken, Polizei und Feuerwehr hat das ganze Wochenende über getagt und in enger Abstimmung mit der Landesregierung eine Allgemeinverfügung vorbereitet, die am Sonntagabend veröffentlicht wurde und nun Gültigkeit hat.
Wird es eine Ausgangssperre und einen Lockdown-Radius von 15 Kilometern rund um den Wohnort geben?
„Nein, das ist vorerst nicht geplant“, sagt Silke Linne, die Sprecherin der Kreisverwaltung. Die Landesverordnung regele, dass der Bewegungsradius der Bevölkerung spätestens dann einzuschränken ist, wenn der Inzidenzwert zehn Tage in Folge über 200 liegt. In diesem Fall dürfen sich die Bewohner maximal 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen, maßgeblich dafür ist die Gemeindegrenze. Es gibt aber eine Reihe von Ausnahmen. Dazu zählen etwa berufliche Fahrten, Besuch von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen, Treffen mit engsten Familienangehörigen, Arztbesuche, Begleitung unterstützungsbedürftiger Personen sowie die Betreuung von Tieren, die sich außerhalb des Radius befinden.
Welche Regelungen treten in Kraft?
Einschränkungen gibt es beim Einkaufen. So hat der Kreis analog zum Landeserlass festgelegt, dass Geschäfte und Wochenmärkte nur noch von einer Person pro Haushalt aufgesucht werden können. Ausnahmen gibt es für Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr - aber nur dann, wenn eine anderweitige Betreuung nicht gesichert werden kann.
Auch bei der Abholung bestellter Speisen in Restaurants gelten verschärfte Regeln. So ist dies nur noch möglich, wenn ein fester Abholtermin vereinbart und auch eingehalten wird.
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Dies soll dazu führen, dass sich keine Menschenansammlungen bilden Auch für Spielplätze sollen Beschränkungen gelten. „Spielplätze sollen grundsätzlich weiter offen bleiben“, so Linne. Ab sofort sei jedoch vorgeschrieben, dassErwachsene, die Kinder auf Spielplätzebegleiten, dort einen Mund-Nasenschutz tragen müssen. Der Aufenthalt in Alters- und Pflegeheimen wird auf eine festzulegende Person pro Bewohner begrenzt. Ein weiterer Punkt betrifft die Teilnahme an Beerdigungen und Trauerfeiern. Hier wird die Höchstzahl an Personen von 25 auf 15 begrenzt. Sollte später ein Lockdown-Radius auf 15 Kilometer in Kraft treten, gilt er nicht für die Teilnahme an Beerdigungen und Trauerfeiern. Die Naherholungsgebiete Himmelmoor, Holmer Sandberge und Hetlinger Schanze dürfen aus touristischen Gründen nicht betreten werden. In der Stadt Tornesch wird der Bereich rund um den Bahnhof, in dem eine Pflicht zum Tragen einer Schutzmaske besteht, stark ausgeweitet. Eine solche Pflicht wird auch für den S-Bahnhof Halstenbek und dessen Umfeld eingeführt. Dort bestand bisher keine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasenschutzes.
Was ist der Grund, warum die Zahlen im Kreis Pinneberg nicht sinken?
„Es handelt sich um ein diffuses Infektionsgeschehen“, so Kreissprecherin Linne. 30 Prozent spielte sich in 11 Pflegeeinrichtungen in Elmshorn, Pinneberg, Tornesch, Uetersen, Wedel, Halstenbek und Rellingen ab. Weitere größere lokale Ausbruchsherde, die die hohen Zahlen erklären würden, gebe es nicht. Daher seien regional begrenzte Maßnahmen nicht möglich, die Regelungen und Verschärfungen müssten kreisweit gelten. „Jede Infektion ist eine zu viel“, betont Angelika Roschning, die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes.
Sie appelliert ebenso wie Landrätin Elfi Heesch an die Bevölkerung, die bestehenden Regeln unbedingt einzuhalten. „Mir ist bewusst, dass es sich um weitgehende Beschränkungen der Freiheitsrechte handelt“, sagt Landrätin Heesch. Doch wenn alle an einem Strang ziehen und mitmachen würden, könnten die Einschränkungen baldmöglichst aufgehoben werden. Die Krankenhäuser „arbeiten am Anschlag“, sagt Dr. Stefan Sudmann, Leiter der Notaufnahme der Regio-Kliniken und Leiter des kreisweiten Krisenstabes. Daher sei es unerlässlich, Kontakte zu reduzieren, um Neuansteckungen zu vermeiden.
Gibt es Sonderregelungen für die zum Kreis gehörende Insel Helgoland?
Ja, diese gelten unabhängig von der Überschreitung des Schwellenwertes. Für Helgoland und die dazugehörige Düne gilt ein Betretungsverbot. Ausgenommen davon sind nur Personen, die auf der Insel leben, dort arbeiten oder dort engste Verwandte besuchen.
Diese müssen bei der Einreise einen negativen Coronatest vorlegen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Aktuell gilt die Insel als coronafrei. Seit Beginn der Pandemie wurden dort insgesamt sechs Fälle aktenkundig.
Welche Kommunen im Kreis Pinneberg sind besonders stark betroffen?
Besondere Schwerpunkte für die Infektionen sind derzeit in den Städten Elmshorn, Pinneberg, Tornesch und Wedel und auch in der Gemeinde Halstenbek zu erkennen. In der Spitze stehen mit Elmshorn und Pinneberg die beiden bevölkerungsreichsten Kommunen des Kreises, die seit Beginn der Pandemie im Frühjahr mehr als 1000 Fälle aufweisen.
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Es folgen Wedel mit etwa 750 Infektionen sowie der Großraum Quickborn, wo die Zahl der Fälle auf die 500 zugeht. In Tornesch soll der Inzidenzwert im Kreis Pinneberg aktuell am höchsten sein.