Tornesch. Im berüchtigten Schwarzbuch wird eigentlich gern der Umgang mit öffentlichem Geld gerügt – dieses Mal nicht. Worum es geht.

Nicht gemeckert ist genug gelobt: Getreu dieser Losung ist der Kreis Pinneberg bei der diesjährigen Vorstellung des Schwarzbuches des Steuerzahlerbundes anerkennend erwähnt worden. Während viele Städte und Gemeinden für ihren Umgang mit Steuergeld kritisiert werden, loben die Hüter der öffentlichen Ausgaben, dass in Tornesch ein günstiges Gutachten die teure Reaktivierung der Eisenbahnstrecke nach Uetersen verhindert habe. Kosten von sieben Millionen Euro seien den Steuerzahlern dadurch erspart geblieben. Bekanntlich wird im Dezember statt einer Bahn eine Express-Buslinie den Betrieb zwischen den beiden Städten aufnehmen.

Hintergrund ist, dass lange darum gerungen wurde, welches öffentliche Verkehrsmittel den Pendlern aus Tornesch und Uetersen am sinnvollsten den Umstieg auf Bus oder Bahn schmackhaft machen könnte. Im Frühjahr dieses Jahres überschlugen sich dann die Ereignisse. Zum einen startete die private Eisenbahngesellschaft NEG einen mehrtägigen Testbetrieb mit knapp 10.000 Fahrgästen und überwiegend positiven Rückmeldungen der Nutzer. Kurzum: Die Zuversicht der Bahnfreunde für eine Reaktivierung der historischen Strecke war groß und konnte auch nicht durch einen tragischen tödlichen Unfall am letzten Testtag getrübt werden.

Gutachten entspreche Wünschen der Berufspendler

Andererseits kam kurz danach ein Gutachten des Landes Schleswig-Holstein zu dem Schluss, dass eine Busverbindung die bessere Wahl ist. Im Ergebnis riet die Analyse von einer Reaktivierung der Bahnstrecke ab. Stattdessen wurde ein Schnellbus zwischen beiden Städten empfohlen. Das sei die wirtschaftlichste Lösung mit Potenzial für die meisten Fahrgäste. Verglichen wurden zwei Busverbindungen sowie die Reaktivierung der Bahnstrecke hinsichtlich der Fahrgäste, nötiger Umbauten, Förderfähigkeiten und Wirtschaftlichkeit.

Im Ergebnis wird die Eisenbahnstrecke nicht für den Personenverkehr reaktiviert – wegen des Gutachtens. Stattdessen wird der Busverkehr ausgebaut. Das spart laut Steuerzahlerbund sieben Millionen Euro und entspreche den Wünschen vieler Berufspendler.

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Im Schwarzbuch heißt es zum Tornescher Fall: „Wenn Politiker Machbarkeitsstudien und Gutachten in Auftrag geben, wird es meist teuer für die Steuerzahler. Nicht so im Fall der Untersuchungen zwischen Uetersen (18.000 Einwohner) und Tornesch (13.000 Einwohner).“ Die nur vom Güterverkehr genutzte Strecke liege im hoch verdichteten Hamburger Randgebiet, viele Pendler aus den Städten fahren täglich zur Arbeit nach Hamburg. Deshalb hätten es sich die Gutachter aus Sicht des Steuerzahlerbundes bei ihrer 40.000 Euro teuren Untersuchung „nicht leicht gemacht“.

Steuerzahlerbund lobt auch den Bahn-Probebetrieb

Der Probebetrieb mit einem Triebwagen wird vom Steuerzahlerbund gelobt. Die Schlussfolgerung daraus ist aber eine andere als bei den Bahnfreunden. Denn auch der Testbetrieb habe gezeigt, „dass der notwendige Ausbau unwirtschaftlich wäre“. Zumal sich diese Conclusio mit den Forderungen des Bundes der Steuerzahler „und vieler Pendler“ decke. Unter anderem habe der Eisenbahnverkehr zu keiner nennenswerten Fahrzeitverkürzung beigetragen. Wichtiger sei, dass Linienbusse kurze Takte und staufrei fahren. Darum soll am Bahnhof Tornesch nun eine „Busschleuse“ eingerichtet werden.

Der Bund der Steuerzahler kommentiert abschließend: „Das Ergebnis des Gutachtens ist gut für Steuerzahler und Pendler. Jetzt werden die öffentlichen Mittel in Maßnahmen gesteckt, die den Umstieg vom eigenen Auto wirklich attraktiv machen.“