Ammersbek/Pinneberg/Norderstedt. Die Grundschüler in Schleswig-Holstein sind in die Klassenzimmer zurückgekehrt. Allein für Hygiene geht eine ganze Schulstunde drauf.

Auf dem Stundenplan stehen Deutsch, Mathe, Englisch. Und Händewaschen. Letzteres koste bei 25 Kindern pro Tag gut 45 Minuten Zeit, sagt Svantje Westphal. Zeit, die sie jetzt eigentlich zum Unterrichten ihrer Zweitklässler bräuchte. Westphal ist Lehrerin am Schulzentrum Nord in Pinneberg. Dorthin sind am Montag, wie überall in Schleswig-Holstein, die Grundschüler in den Regelbetrieb zurückgekehrt.

Die Schüler sitzen dicht beieinander. Die Lehrerin muss anderthalb Meter Abstand zu den Kindern halten und Mundschutz tragen. „Es ist schwer, so zu unterrichten, weil unglaublich viele Fragen von den Schülern kommen und sie viel Hilfestellung brauchen“, sagt Westphal. Auf den Fluren müssen auch alle Kinder den Abstand einhalten. „Diese Regelungen sind schwer zu verstehen“, sagt Westphal. „Im Moment gibt es da keine Logik mehr“, pflichtet ihr Kollege Matthias Marasinski ihr bei. Die Schüler seien aber sehr diszipliniert.

Kinder waren teilweise sehr einsam

Svantje Westphal freut sich aber, ihre Schützlinge endlich wiederzusehen. Ihre Zweitklässler seien jetzt zwar wieder ausgelassen und fröhlich, aber das wochenlange isolierte Zuhausebleiben sei alles andere als einfach gewesen: „Die Kinder waren teilweise sehr einsam. Sie dachten, die Corona-Pandemie sei ein schlimmer Traum. Am nächsten Morgen stellten sie fest: Es war kein Traum, sondern Realität“, sagt die Lehrerin. Sie hat erfahren: „Manche waren wütend auf das Virus. Viele haben in dieser schwierigen Zeit ein Haustier bekommen. Ein Vater hat sogar einen Hühnerstall in den Garten gebaut, andere Eltern haben mit ihren Kindern aus Raupen Schmetterlinge gezüchtet.“

Ammersbek bei Ahrensburg, eine andere Schule, eine andere zweite Klasse. „Hallo Moritz! Schön, dass du da bist. Bitte putze dir zuerst die Füße ab und wasch dir dann die Hände am Waschbecken, bevor du dich an deinen Platz setzt“, begrüßt Cornelia Francke einen Schüler der 2a. Pinkfarbene Klebestreifen markieren in knapp zwei Meter großen Abständen die Haltepunkte auf dem Weg zum Waschbecken. Die 20 Schüler begegnen einander seit 86 Tagen zum ersten Mal wieder in der Schule. „Es ist schön. Nur das frühe Aufstehen finde ich nicht ganz so gut“, sagt Nika. Drei Kinder aus der Klasse sind zu Hause geblieben – weil sie Verwandte haben, die zur Risikogruppe gehören und für die eine Corona-Infektion gefährlich wäre.

Lesen Sie auch:

In nicht einmal drei Wochen wird die Klasse 4b der Grundschule Harkshörn in Norderstedt auseinandergerissen. Die Schüler kommen auf weiterführende Schulen. Für sie war es besonders hart, ihre Klassenkameraden wochenlang nicht zu sehen. „Ich werde das hier so vermissen“, sagt Artur (10). Mitschülerin Lotti hat sich während der schulfreien Zeit gelangweilt. „Ich fand das blöd“, sagt sie. „Letzte Nacht konnte ich gar nicht schlafen, weil ich so aufgeregt war, alle in der Schule wiederzutreffen.“

Coronavirus: Verhaltensregeln und Empfehlungen der Gesundheitsbehörde

  • Reduzieren Sie Kontakte auf ein notwendiges Minimum und halten Sie Abstand von mindestens 1,50 Metern zu anderen Personen
  • Achten Sie auf eine korrekte Hust- und Niesetikette (ins Taschentuch oder in die Armbeuge)
  • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände gründlich mit Wasser und Seife
  • Vermeiden Sie das Berühren von Augen, Nase und Mund
  • Wenn Sie persönlichen Kontakt zu einer Person hatten, bei der das Coronavirus im Labor nachgewiesen wurde, sollten Sie sich unverzüglich und unabhängig von Symptomen an ihr zuständiges Gesundheitsamt wenden

Bis zu einem normalen Schulalltag ist es auch für die Grundschulen in Norderstedt noch weit. „Von einem Regelbetrieb kann nicht die Rede sein“, sagt Melanie Laubach, stellvertretende Schulleiterin der Offenen Ganztagsgrundschule Heidberg. Trotzdem sei der Neustart sehr geordnet abgelaufen. „Die Schüler verbringen viel Zeit mit Händewaschen“, sagt sie. Zudem werde stark darauf geachtet, dass sich die Kinder nicht zu nahe kämen. „Aber bei 1,20 Meter breiten Tischen, an denen sie sitzen, ist es kaum möglich, gar nicht miteinander in Berührung zu kommen.“