Wedel. Fußballübertragungen und Familienfeiern gestrichen: Betreiber zieht die Reißleine. Warum er trotzdem optimistisch ist.
Das Highlight in Wedel war bis zur Coronakrise ein Besuchermagnet. 2012 wandelten die aus Schenefeld stammenden Brüder Simon und Johannes Kunze das Vereinsheim des Wedeler TSV an der Bekstraße zur modernen Sportsbar und zum Restaurant mit Tribüne und Großbildleinwand um, wo nicht nur bei Fußballübertragungen ein volles Haus garantiert war. Doch aktuell bleiben weltweit die Tribünen leer, die Sportveranstaltungen fallen aus, die Gastronomie ist geschlossen. Und das Highlight musste kurz vor Ostern beim Amtsgericht in Pinneberg Insolvenz anmelden.
„Ich hoffe sehr, dass es uns gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter gelingt, das Highlight zu retten“, sagt Geschäftsführer Simon Kunze (33), der sich jedoch sehr optimistisch zeigt. Nach der achtjährigen Erfolgsgeschichte sei die Insolvenzanmeldung unendlich schwergefallen. „Wir haben alles versucht, um von unseren Fixkosten runterzukommen. Doch das ist nicht gelungen, sodass wir Angst haben mussten, in einen Schuldenberg zu laufen.“
Einnahmen brachen komplett weg, feste Kosten blieben
Miete, Strom, die Rechnungen der Lieferanten, die Bezahlung der sechs festangestellten Mitarbeiter: All das lief trotz der behördlich angeordneten Schließung Mitte März weiter. „Im Gegenzug sind aber alle Großveranstaltungen bei uns abgesagt, alle Sportveranstaltungen, die wir übertragen könnten, fallen aus. Wir haben keinerlei Einnahmen, und keiner weiß genau, wie es weitergeht, wie es in einem halben Jahr aussieht.“ Er habe auch versucht, kurzfristig Kurzarbeitergeld für seine Mitarbeiter zu beantragen. „Doch es kam darauf keine Reaktion.“
Die Spiele der ersten und zweiten Bundesliga, der europäischen Wettbewerbe, die Europameisterschaft: Alles Einnahmen, mit denen die Kunzes bis vor Kurzem rechnen konnten. Jetzt ist die Europameisterschaft um ein Jahr verschoben, die Fortsetzung aller übrigen Wettbewerbe höchst ungewiss. Erschwerend kommt hinzu, dass die Sportübertragungen für das Wedeler Highlight inzwischen nur noch ein Standbein von vielen sind – nicht viel mehr als ein Nebengeschäft. „Wir leben hauptsächlich von unseren Veranstaltungen und der Restauration“, sagt der Geschäftsführer.
Lieferservice ergäbe hier keinen Sinn
Familienfeiern, Hochzeiten, Konfirmationen: Im März und April war das Highlight so gut wie ausgebucht. Doch alle Veranstaltungen, private wie auch die öffentlichen etwa gemeinsam mit dem Kulturforum, sind abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Auch die Restauration, die in den Abendstunden sowohl am Wochenende als auch an den Werktagen boomte, liegt seit mehr als einem Monat brach. Ein Liefer- oder ein Abholservice kommt für das Highlight nicht infrage, weil es nicht zum Konzept der Einrichtung passt und sich nicht rechnen würde.
„Wir warten jetzt erst einmal ab, wie die Verordnungen in den nächsten Tagen angepasst werden“, sagt Kunze weiter. Täglich würden er und sein Team Solidaritätsbekundungen und Nachfragen erhalten, wann das Highlight wieder öffnen und wie man dem Team helfen könne. „Wir überlegen, ob wir uns kurzfristig umstrukturieren können“, so der Geschäftsführer weiter. So wäre eine Idee, einen Mittagstisch anzubieten, falls eine Öffnung etwa bis 18 Uhr infrage kommen sollte.
Mitarbeiter bekommen drei Monate Insolvenzgeld
Zunächst sollen die sechs festangestellten Mitarbeiter für die kommenden drei Monate Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit erhalten, sodass sie keine Verluste erleiden müssen. Die entsprechenden Anträge sind bereits gestellt, jedoch aufgrund der Feiertage noch nicht endgültig genehmigt worden. In diesen drei Monaten wird sich Insolvenzverwalter Jan Ockelmann aus Hamburg mit den Kunze-Brüdern zusammensetzen, um eine Fortführungsperspektive für das Highlight zu finden. Ein erstes gemeinsames Treffen hat bereits vor Ostern stattgefunden. Die Signale sind positiv.
„Wir werden nicht von der Bildfläche verschwinden, sondern in zwei Jahren unser zehnjähriges Bestehen feiern können“, ist Simon Kunze überzeugt. Dabei könnte helfen, wenn wieder Veranstaltungen und eine Restauration in begrenztem Rahmen möglich werden – und wenn ab Mai die Fußballspiele wieder anlaufen und viele Gäste zu den Übertragungen etwa der HSV-Auftritte in das Highlight kommen dürfen.
Ob dieses Szenario realistisch ist, werden die nächsten Tage und Wochen zeigen. Eines ist sicher: Betreiber, Mitarbeiter und auch der Insolvenzverwalter werden alles dafür tun, damit das Highlight eine Zukunft hat.