Pinneberg. Die SPD will nach dem Aus in Stormarn Moia nach Pinneberg holen. Taxifahrer sind kritisch. Wie Moia auf das Angebot reagiert.
Was in Hamburg bereits Realität ist, soll bald auch die Mobilität in Pinneberg einen Schritt nach vorn bringen. Die SPD-Fraktion möchte den Fahrdienst Moia in die Stadt holen – also jene strombetriebenen, gold-braunen Sammeltaxis, die per App für Fahrten bestellt werden können. In der Metropole betreibt die VW-Tochter Moia eine Flotte von bald 500 Fahrzeugen.
„Wir werden beantragen, dass die Pinneberger Stadtverwaltung eine Kooperation mit Moia prüfen sollte“, sagt Christian Koch, einer der Initiatoren des SPD-Antrags. Denn, so Koch weiter: „Eine Verkehrswende wird nicht über Verbote, sondern nur über neue Angebote gelingen – und Moia kann aus unserer Sicht eine Angebotslücke zwischen günstigen Massenverkehrsmitteln wie Bus und Bahn und dem verhältnismäßig teuren Taxifahren schließen.“
Moia oder Ioki – da sei Pinneberg offen
Angeregt wurden die Pinneberger Genossen durch eine Offensive in Ahrensburg, wo ein geförderter Testbetrieb starten sollte. Letztlich erteilte die Politik dort aber Moia eine Absage und entschied sich für den Mitbewerber Ioki. Nun, mutmaßt die SPD, suche Moia andere, neue Testmärkte. Deshalb bringen sie Pinneberg ins Gespräch.
Sinnvolle Beispiele für ein Moia-Engagement im Hamburger Umland gebe es viele, sagt Koch. „Eine Taxifahrt von Pinneberg zum Flughafen kostet vielen Leuten einfach zu viel Geld, eine S-Bahn-Fahrt mit Gepäck zu viele Nerven. Ein Shuttle-Service zum Flughafen wäre dort eine sinnvolle Alternative.“ Zudem könnten Pendler die Gewerbegebiete an Müssentwiete, Flensburger Straße oder Ossenpadd besser erreichen.
Bürgermeisterin soll Moia ansprechen
Zu welchen Bedingungen Moia nach Pinneberg käme, soll Bürgermeisterin Urte Steinberg mit dem Unternehmen klären, so Koch. Dabei sei die SPD auch offen für andere Anbieter wie loki. Wichtig wäre nur, dass Förderprogramme berücksichtigt werden, um die finanzielle Belastung für die Stadt gering zu halten. Immerhin habe Pinneberg einen eigenen „Fördermittelmanager“, der speziell solche Projekte umsetzen könne.
Die Verwaltung sei „aufgeschlossen gegenüber zusätzlichen Mobilitätsangeboten“, sagt Stadtsprecherin Maren Uschkurat. Da sie den konkreten Antrag nicht kenne, könne sie darüber hinaus keine Einschätzung zum Gelingen des Vorhabens abgeben.
Taxibranche ist nicht erfreut
Mit weniger Wohlwollen reagiert der Landesverband des Taxigewerbes auf den Pinneberger Moia-Plan. „Obwohl gern suggeriert, findet kein wirklicher Wettbewerb statt“, sagt dessen Vorsitzender Thomas Krotz. „Das Taxigewerbe muss eigenwirtschaftlich betrieben werden. Die neuen Fahrdienste können mit der Finanzkraft der Mutterkonzerne problemlos erhebliche Verluste einfahren.“ Das sei ein klarer Nachteil für die Taxibranche. Hinzu komme, dass die Fahrdienste dem öffentlichen Nahverkehr Fahrgäste entziehen, innerstädtischen Verkehr zusätzlich belasten.
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Pinnebergs Sozialdemokraten kennen diese Haltung, sagt Christian Koch: „Wir wissen, dass in der Taxibranche keine Begeisterung über Moia ausgebrochen ist.“ Ein Blick auf die Zahlen in Hamburg zeige jedoch, dass Moia das Geschäftsmodell der Taxis nicht erschüttere. Während im vergangenen Jahr 22,5 Millionen Fahrgäste mit dem Taxi bewegt wurden, waren es nur 1,4 Millionen mit Moia. „Deshalb halten wir Moia für einen fairen Wettbewerber“, sagt Koch.
Seiner Meinung nach werden autonomes Fahren, Elektromobilität und geteilte Mobilität die Megatrends der Zukunft. Moia sei schon heute auf diesen Feldern aktiv. „Deshalb halten wir das Angebot für eine gute Zutat im modernen Pinneberger Verkehrsmix.“
Moia sagt nicht zu, schließt aber auch nichts aus
Bei Moia selbst ist man zurückhaltender. Zumal die Volkswagen-Konzernspitze in Gestalt von Vorstandschef Herbert Diess erst vor wenigen Tagen den Druck auf den Fahrdienst erhöht und der zügigen Ausweitung des Angebots in andere Städte eine Absage erteilt hatte. Der Aufwand bei Moia solle deutlich reduziert werden.
Entsprechend nüchtern antwortet ein Sprecher von Moia: „Wir fokussieren uns auf den Ausbau der bestehenden Standorte mit Hamburg als Leuchtturmprojekt.“ Dort werde die Flotte gerade von 300 auf 500 Fahrzeuge erhöht und würden weitere Betriebshöfe eröffnet. Aber, so der Sprecher weiter: „Das Geschäftsgebiet über die Stadtgrenze hinweg auszudehnen wäre gegebenenfalls ein späterer Schritt.“ Ob und wie das geschieht, sei aber zurzeit offen.
Rellingens Bürgermeister Marc Trampe, einer der Fürsprecher von neuer Mobilität im Kreis, ist der Meinung, dass solche Angebote nicht nur für eine Kommune geprüft werden sollten, sondern für die gesamte Stadt-Umland-Kooperation, in der neben Pinneberg auch umliegende Kommunen organisiert sind. Ein Schwerpunkt solcher Projekte sollte laut Trampe deshalb auf die S-Bahn-Stationen gelegt werden.