Pinneberg. Bundesweite Aktion betrifft auch den Pinneberger Wochenmarkt. Weitere Kontrollen in Elmshorn, Tornesch und Prisdorf

„Hast Du die Kartoffeln auch versteuert?“ ruft ein Kunde Silvia Hauschildt am Dienstag zu. Die Marktbeschickerin aus Heidgraben, die einen Kartoffel- und Gemüsestand auf dem Pinneberger Wochenmarkt betreibt, nimmt diesen Spruch mit Humor. Denn wegen ihrer Waren waren die Beamten des Zolls gekommen. Bei der Aktion ging es um die Einhaltung des gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlohns, der zum Jahreswechsel auf nunmehr 9,35 Euro gestiegen ist. Im Jahr 2019 lag der Satz noch bei 9,19 Euro.

Verstöße aufzudecken, obliegt der Zollbehörde. Bundesweit waren am Dienstag Zollbeamte im Einsatz, um in verschiedenen Branchen die Zahlungsmoral der Arbeitgeber zu überprüfen und eventuelles Lohndumping zu bekämpfen. Gegen 11 Uhr fuhren die Fahrzeuge des Hauptzollamtes Itzehoe auf dem Pinneberger Wochenmarkt vor, der wie immer vor der Landdrostei stattfand. Zehn Beamte des Hauptzollamtes nahmen sich nacheinander jeden einzelnen Stand vor, befragten die Mitarbeiter und, wenn anwesend, auch die Inhaber.

Positive Resonanz der Markthändler

„Ich finde die Aktion des Zolls gut“, sagt Marktbeschickerin Silvia Hauschildt. Sie steht seit mehreren Jahrzehnten gemeinsam mit ihrem Mann Klaus auf dem Pinneberger Wochenmarkt, bietet dort Obst und Gemüse aus eigenem Anbau an. „Wir sind ein Familienbetrieb, außer uns arbeitet noch unsere Tochter mit“, sagt Hauschildt. Und die werde natürlich bezahlt und erhalte den jeweils gültigen Mindestlohn. „Für uns ist das selbstverständlich.“

Aber offenbar nicht alle, sodass der zuständige Zoll den Kontrolldruck aufrechterhält. Laut Thomas Gartsch, Sprecher des Hauptzollamtes Itzehoe, waren am Dienstag zwei Teams mit insgesamt 20 Beamten parallel in den Kreisen Pinneberg und Dithmarschen unterwegs. Im Kreis Pinneberg fanden den gesamten Tag über Kontrollen in Pinneberg, Tornesch, Elmshorn und Prisdorf statt. Dabei waren die Ermittler auf Wochenmärkten, in Einkaufszentren, Supermärkten sowie Tankstellen aktiv. Bis zum späten Nachmittag waren 46 Personen über ihre Arbeitsstunden und Einkommensverhältnisse befragt worden, in zehn Fällen nahmen die Ermittler Einblicke in Geschäftsunterlagen.

Mindestlohnkommission tagt Mitte 2020

Die Mindestlohnkommission wird Mitte 2020 über die nächste Stufe des Mindestlohns beraten. Die EU-Kommission hat Deutschland zu einer spürbaren Erhöhung aufgefordert, weil der aktuelle Wert ein Armutsrisiko darstelle. Die SPD hat eine Steigerung auf zwölf Euro angeregt, die CDU bremst noch. Ein Vorschlag der Mindestlohnkommission muss noch von der Bundesregierung abgesegnet werden, ehe er zum 1. Januar 2021 in Kraft treten könnte.