Hollenstedt. Großkontrolle mit mehr als 100 Polizisten auf der A1: Drogen, Viagra, Schlagringe gefunden. Ein Dealer wollte besonders schlau sein.
Bei Fahrzeugkontrollen auf der Autobahnraststätte Aarbachkate an der A1 bei Hollenstedt haben Zollbeamte in den vergangenen drei Tagen bei Reisenden zum Teil erhebliche Mengen von Drogen aller Art beschlagnahmt. 48 Strafverfahren wurden eingeleitet. In einem besonders schweren Fall wurde Haftbefehl erlassen: Ein Mann aus Schweden hatte offensichtlich versucht, drei Kilogramm Heroin von Amsterdam aus nach Skandinavien zu schmuggeln, um es dort an den Mann zu bringen. Der Straßenverkaufswert liegt bei über 120.000 Euro.
Die drei Kontrollen verliefen vom Abend bis in die frühen Morgenstunden. Dabei durchsuchten insgesamt 50 Zollbeamte unterstützt von Polizisten und Mitarbeitern des THW 185 Pkw, 18 Kleintransporter und 23 Fernbusse wie den Flixbus nach Drogen und illegalen Waren. Insgesamt 1366 Reisende wurden überprüft. Die Kontrollen verliefen nach folgendem Muster ab: Zunächst wurden die Personalien festgestellt. Dann hieß es für die Reisenden „Bitte aussteigen!“
Fernbusse wie Flixbus im Visier der Fahnder
In den meisten Fällen wurden im Gepäck vorwiegend kleinere Mengen illegale Betäubungsmittel gefunden. „Haschisch, Marihuana, Kokain, Amphetamine, Heroin. Es war alles dabei, sogar Pilze“, sagte der Sprecher des Hamburger Hauptzollamtes, Oliver Bachmann, dem Abendblatt. Besonderes Augenmerk richteten die Beamten auf Fernbusse, die von den Niederlanden aus in Richtung Hamburg unterwegs waren. Das endgültige Reiseziel hieß in vielen Fällen Skandinavien.
Mit Drogenspürhunden untersuchten die Zöllner Koffer und Gepäckstücke. Spätestens, wenn der Spürhund anschlug, wurden verdächtige Gepäckstücke und deren Besitzer elektronisch durchleuchtet. Dafür stand ein Röntgenmobil auf dem Parkplatz bereit.
In Einzelfällen zogen sich die Kontrollen schon mal bis zu 90 Minuten hin. So wurde etwa ein Holländer, der sich nach einer ersten Kontrolle zurück auf seinen Sitzplatz im Bus fallen ließ, von Zöllnern ertappt, als er nach einem Marihuana-Tütchen in der Sitztasche seines Hintermannes griff. Offenbar hatte der Holländer die Drogen dort zuvor deponiert. Er musste erneut aussteigen, um sich einer weiteren ausführlichen Kontrolle zu unterziehen.
Der Bus setzte seine Fahrt ohne ihn fort. Er war nicht der Einzige. Auch andere Reisende mussten wegen der Verzögerungen zwangsläufig auf den nächsten Fernbus warten. Es sei denn, sie hatten soviel Glück wie eine junge Hamburgerin, deren Freunde sie mit dem Auto direkt von der Raststätte abholten.
Ein Schwede als Dealer überführt
Für einen Skandinavier nahm die Busreise indes ein vorzeitiges Ende. Der schwedische Staatsbürger entpuppte sich als lupenreiner Dealer. „Knapp drei Kilogramm Heroin, ein paar Gramm Kokain und mehrere Tausend Schmerztabletten hinter einer Tarnladung Hähnchenfleisch führten dazu, dass der Mann in Untersuchungshaft genommen wurde“, sagte Bachmann.
Der Fernbusreisende mit dem schwedischen Pass hatte seine Reise in Amsterdam angetreten. Die heiße Ware soll sich in sogenannten „Bodypacks“ befunden haben – das sind Kunststoffbeutel, die zur Not auch hinuntergeschluckt werden können. Die weiteren Ermittlungen führt nun das Zollfahndungsamt Hannover.
Des Weiteren wurden Verstöße gegen das Waffengesetz, Arzneimittelgesetz (gefälschtes oder vor der Steuer verheimlichtes Viagra) und verbrauchsteuerrechtliche Vorschriften festgestellt. Auch die Fahrgestellnummern von 20 Rädern, die auf der Ladefläche eines Transporters standen, wurden untersucht.
A1 Richtung Hamburg ist eine Drogen-Route
Der Ort für die Großkontrolle der Fernbusse an der A1 war mit Bedacht gewählt: Viele Drogenkonsumenten und Dealer nehmen die Route über die A1 nach Skandinavien. Weil sich kurz hinter dem Parkplatz die Abfahrt Hollenstedt befindet, werden „Zuführungen“ von Verdächtigen erleichtert.
Neben Zöllnern aus Hamburg und Bremen waren Polizisten aus Hamburg und Niedersachsen an der Aktion beteiligt. Gegen 19 Fahrzeugführer wurden Strafverfahren eingeleitet, weil sie unter Drogeneinfluss standen.
Drei Autofahrer waren ohne Führerschein unterwegs. Sie mussten ihre Autos an der Kontrollstelle stehen lassen. In zwei Fällen mussten die Beamten die Weiterfahrt untersagen, weil Fahrzeuge ohne Betriebserlaubnis geführt wurden oder erhebliche technische Mängel aufwiesen. Viermal registrierten die Beamten Verstöße gegen das Waffengesetz, ebenfalls vier Strafverfahren wurden wegen des Verdachts der Urkundenfälschung eingeleitet.