Appen. Gericht befand Lennart Schwarzbachs Ausschluss aus TuS Appen für rechtens. NPD-Landschef in Hamburg trainiert aber weiter.
Der Konflikt zwischen dem TuS Appen und Lennart Schwarzbach geht weiter. Zwei Polizeieinsätze waren vorige Woche notwendig, um den per Gerichtsbeschluss aus dem Verein ausgeschlossenen NPD-Funktionär von der Anlage des TuS Appen zu entfernen, wo er eigenmächtig trainierte. „Wir hoffen jetzt, dass er nicht wiederkommt“, sagt Vereinschef Wilfred Diekert.
Der Konflikt zwischen dem Hamburger Landeschef der rechtsextremen Partei und dem Verein schwelt seit mehr als vier Jahren. Im Herbst 2015 musste der Sportverein den ersten Rauswurf Schwarzbachs (29), der dort Fußball gespielt hatte, zurücknehmen, weil die Vereinssatzung einen solchen Schritt nicht vorsah. 2016 änderte der TuS seine Satzung und startete einen neuen Anlauf, den Rechtsaußen loszuwerden.
Der ging jedoch gerichtlich gegen den Entzug der Mitgliedschaft vor – und bekam im Februar 2018 vor dem Landgericht Itzehoe recht. Die Einladung zur Hauptversammlung, auf der diese Satzungsänderung beschlossen wurde, war laut dem Gerichtsurteil fehlerhaft. Daher seien die formalen Voraussetzungen für einen Vereinsausschluss nicht eingehalten worden.
Rauswurf gelang erst im dritten Anlauf
Daraufhin segnete die Mitgliederversammlung im vorigen Jahr wiederum eine Satzungsänderung ab, die Anfang 2019 Rechtskraft erlangte. Mit Schreiben vom 5. Februar erfuhr Schwarzbach vom nunmehr dritten Rauswurf, den im März auch das von ihm angerufene Ehrengericht bestätigte. Gegen den Ausschluss gingen der NPD-Funktionär und sein Anwalt Peter Richter wieder vor – und zogen am 4. November wiederum vor dem Landgericht Itzehoe den Kürzeren.
Gerade einmal zwei Wochen später dokumentierte Schwarzbach, dass er das Gerichtsurteil offenbar ignorieren will. Obwohl Zivilrichterin Britta Bottke den Vereinsausschluss des NPD-Mannes für rechtmäßig erklärte, tauchte der auf der Sportanlage des TuS Appen auf und drehte auf der Laufbahn fleißig seine Runden. „Zur gleichen Zeit trainierte auch unsere Fußballmannschaft“, so Vereinschef Diekert.
Der eilte sofort gemeinsam Monika Hagen, der Anwältin des Vereins, auf den Sportplatz, um den unerwünschten Gast rauszuwerfen. „Er wollte nicht gehen, also haben wir die Polizei gerufen.“ Die Beamten erteilten Schwarzbach einen Platzverweis – und der trollte sich. Am Mittwoch, also zwei Tage später, war er wieder da. Im Kraftraum, wo sich eine Gruppe zum Hanteltraining traf, gesellte er sich dazu. Diesmal schritt Diekert gemeinsam mit Vize-Vereinschef Werner Pirsig ein. „Wir haben ihm wiederum ein Hausverbot ausgesprochen, er hat das wieder nicht akzeptiert, daraufhin haben wir erneut die Polizei gerufen.“ Die Beamten hätten gegen den NPD-Mann eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch gestellt, so Diekert weiter. Der Polizeisprecher Michael Franke bestätigte auf Abendblatt-Anfrage die beiden Einsätze – und auch die gestellte Anzeige.
Schwarzbachs Anwalt hält Anzeige und Hausverbot für rechtswidrig
„Ich halte die Anzeige und auch das ausgesprochene Hausverbot für rechtswidrig“, sagt Peter Richter, der Schwarzbach in dem Verfahren vor dem Landgericht als Anwalt vertreten hat. Der Jurist bestätigte, dass er gegen das Urteil inzwischen Rechtsmittel beim Oberlandesgericht in Schleswig eingelegt hat. „Aus meiner Sicht hat das ergangene Urteil daher keine Rechtskraft“, so Richter weiter. Er sehe somit auch keinen Grund, warum Schwarzbach nicht weiterhin beim TuS Appen trainieren dürfe. Und folgerichtig gibt es nach Ansicht des Juristen auch keine Handhabe für ein Hausverbot und eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch.
Dagegen vorgehen will Richter aber – zumindest zunächst – nicht. Aus einem einfachen Grund. „Dafür habe ich kein Mandat.“ Sein Mandat umfasse nur die Vertretung in Sachen Vereinsausschluss. Das hat der Anwalt inzwischen auch dem TuS Appen mitgeteilt. „Ob Herr Schwarzbach dort jetzt noch weiter trainieren will oder nicht, muss er selbst entscheiden.“
Vereinschef Diekert hofft, dass er das nicht tut. „Am Mittwoch war wieder Hanteltraining, da ist er zum Glück nicht erschienen.“ Für Vorstand, Verein und alle seine Mitglieder sei die Causa Schwarzbach sehr belastend. „Unsere Anwältin ist der Meinung, dass das Urteil des Landgerichts sehr wohl rechtskräftig ist. Das alles sind juristische Spitzfindigkeiten, mit denen wir uns als Sportverein doch gar nicht befassen wollen. Uns geht es doch nur darum, hier in Ruhe Sport treiben zu können.“