Elmshorn. Die Krückaustadt befragt mithilfe eines Instituts 2000 Haushalte. Die Daten sollen dabei helfen, ein Wohnungsmarktkonzept zu erstellen.

„Wie schaffen wir es, künftig bedarfsgerechtes und bezahlbares Wohnen in Elmshorn zu ermöglichen? Das wird die Herausforderung der nächsten Jahre werden“, sagt Bürgermeister Volker Hatje. Ein Thema, das parteiübergreifend bei der vergangenen Kommunalwahl und der Bürgermeisterwahl ein zentrales war. Elmshorn wachse seit Jahren. „Die Stadt gewinnt sowohl als Wohn- wie auch als Arbeitsstandort an Attraktivität“, sagt Hatje. „In den vergangenen fünf Jahren hat die Stadt etwa 2000 weitere Einwohner und 1500 neue Arbeitsplätze gewonnen.“ Für ihn ein deutlicher Beleg für die positive Entwicklung. Damit wächst die Nachfrage nach attraktivem, aber auch bezahlbarem Wohnraum.

„Der Wohnungsmarkt hat sich angespannt, Miet- und Kaufpreise steigen, und das Interesse von Investoren nimmt zu“, sagt Markus Pietrucha vom Amt für Stadtentwicklung. Um auf diese Herausforderungen zu reagieren, lässt die Stadt ein Wohnungsmarktkonzept erarbeiten. 40.000 Euro hat die Politik für dieses Vorhaben bewilligt. „Das letzte Wohnkonzept ist aus dem Jahr 2005 vom GEWOS Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung erstellt worden, als es um die Quartierserneuerung im Stadtteil Hainholz ging.“ Danach habe es noch ein Wohnraummonitoring im Jahr 2013 gegeben, bei dem allerdings nur der Bestand an Wohnungen und Neubauten erfasst worden sei. Diesmal spielen auch Fragen zum Umfeld, zur Wohnqualität oder zu Wohnwünschen eine Rolle. „Die neue Haushaltsbefragung ist auch die Chance, die Stadt mitzugestalten“, sagt Baustadtrat Lars Bredemeier.

Aus 27.000 Haushalten wird zufällig ausgewählt

Beauftragt wurde das ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung aus Hamburg. „Neben der Analyse der aktuellen Wohnungsmarktsituation und der Neubaubedarfe untersuchen wir die Herausforderungen der Zukunft hinsichtlich bezahlbarer Mietwohnungen, Baulandentwicklung, alternativer Wohnformen, Mietbelastung und Wohnzufriedenheit und -präferenzen“, sagt Tina Steltner vom ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung. Ziel ist ein wohnungspolitisches Handlungskonzept mit einer strategischen und zielgruppenorientierten Handlungsgrundlage für die Zukunft.

In das Wohnungsmarktkonzept soll auch die Meinung der Bürger mit einfließen. Aus den 27.000 Elmshorner Haushalten werden 2000 zufällig ausgewählte angeschrieben. Ihnen wird ein Fragebogen zugeschickt, der ihre Wohnsituation ermittelt. „Wir möchten ein umfassendes Bild über die aktuelle Wohnsituation sowie die Wohnwünsche der Elmshorner Bevölkerung zu erhalten“, sagt Markus Pietrucha. Die Fragebögen werden anonym ausgewertet. „Wir haben uns vorher intensiv mit unserer Datenschutzbeauftragten beraten. Die Befragung ist datenschutzkonform. Es wird keine Rückschlüsse auf persönliche Daten geben. Nach der Auswertung werden die Fragebögen von ALP Institut für Wohnen und Stadtentwicklung vernichtet“, sagt er.

Rolf Hohnsbehn (v. l., Amt für Stadtentwicklung), Bürgermeister Volker Hatje, Tina Steltner, Markus Pietrucha, und Baustadtrat Lars Bredemeier im Rathaus.
Rolf Hohnsbehn (v. l., Amt für Stadtentwicklung), Bürgermeister Volker Hatje, Tina Steltner, Markus Pietrucha, und Baustadtrat Lars Bredemeier im Rathaus. © Anne Dewitz | Anne Dewitz

Wie drängend Fragen zum bezahlbaren Wohnen sind, zeigt auch der Blick nach Norderstedt. Wie überall in Hamburger Randlage ist auch in Norderstedt der Wohnraum inzwischen knapp und teuer. Deshalb sollen 50 Prozent aller neu gebauten Wohnungen künftig als Sozialwohnungen gefördert werden, wenn es nach Stadtverwaltung und Politik geht. Bei der Wohnungsbauwirtschaft stößt diese Idee allerdings auf großen Widerstand. Sie wollen den Vorstoß der Politik nicht mittragen. Damit könnte der Wohnungsbau in Norderstedt gefährdet sein. „Wir wollen die Wohnungsbauakteure mit ins Boot holen. Darum werden wir an diesem Montagabend alle an einen Runden Tisch holen“, sagt Volker Hatje. Mit dabei sind Baugenossenschaften wie Adlerhorst und die Neue Lübecker Norddeutsche Baugenossenschaft, aber auch soziale Einrichtungen wie die Diakonie sowie Vertreter aller politischer Fraktionen, des Amtes für Soziales und des Eigentümerverbands Haus & Grund. Weitere Expertengespräche sind geplant.

In Elmshorn sollen Ende der Woche die Fragebögen per Post an die Haushalte verschickt werden. Dann haben die Betroffenen drei Wochen Zeit zu antworten und den Fragebogen kostenfrei zurückzuschicken. Der Einsendeschluss ist der 10. Dezember. „Wir hoffen auf eine große Beteiligung in der Bevölkerung“, sagt Bürgermeister Hatje. Er erhofft sich Rückschlüsse, die in kommenden Bauprojekte wie im Areal Krückau-Vormstegen oder Hasenbusch-Papenhöhe Niederschlag finden könnten. „Wer weiß, vielleicht könnten wir Papenhöhe als autofreien, grünen Stadtteil realisieren, wenn das gewünscht ist, oder dort verstärkt auf generationsübergreifendes Wohnen setzen“, sagt er.

Zunächst habe man das Elmshorner Umland in die Befragung einbeziehen wollen. „Die Dörfer haben aber ihre eigenen Wohnraumkonzepte“, sagt Hatje. Für das Umland relevante Ergebnisse wolle man aber mit den betreffenden Gemeinden teilen.